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Aus dem Maschinenraum der Kunst - Falckenberg, Harald
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Die Kunst nach dem Scheitern der großen Gesellschaftsmodelle kann nur 'subversiv, grotesk, spielerisch und dennoch politisch-gesellschaftlich unterwandernd und poetisch' sein, so Falckenbergs Credo. Sein Sammelschwerpunkt liegt folglich auf unkonventioneller Kunst, womit sich Namen wie Otto Muehl, Martin Kippenberger, Paul McCarthy und eine Reihe junger Künstler wie Bjarne Melgaard, John Bock und Jonathan Meese verbinden, die sich in ihrem Werk in psychoanalytischer Weise mit sich selbst und ihrer sozialen Praxis auseinandersetzen und darin immer wieder die Grenzen des gesellschaftlich…mehr

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Produktbeschreibung
Die Kunst nach dem Scheitern der großen Gesellschaftsmodelle kann nur 'subversiv, grotesk, spielerisch und dennoch politisch-gesellschaftlich unterwandernd und poetisch' sein, so Falckenbergs Credo. Sein Sammelschwerpunkt liegt folglich auf unkonventioneller Kunst, womit sich Namen wie Otto Muehl, Martin Kippenberger, Paul McCarthy und eine Reihe junger Künstler wie Bjarne Melgaard, John Bock und Jonathan Meese verbinden, die sich in ihrem Werk in psychoanalytischer Weise mit sich selbst und ihrer sozialen Praxis auseinandersetzen und darin immer wieder die Grenzen des gesellschaftlich Erlaubten überschreiten. In 'Aus dem Maschinenraum der Kunst' stellt sich ein Sammler vor, der mit seinen Aufzeichnungen zur Gegenwartskunst und zum gegenwärtigen Kunstbetrieb zeigt, dass er einer der wenigen Sammler ist, die ihre Tätigkeit theoretisch zu legitimieren vermögen. Dabei geht es ihm um eine Sichtweise, die nicht das Kunstwerk, die kunsthistorischen und kulturwissenschaftlichen Zusammenhänge, sondern den Künstler und die gesellschaftlichen Bezüge in den Mittelpunkt stellt. Bei den in diesem Band versammelten Texten handelt es sich einerseits um Portraitskizzen (Hanne Darboven, Werner Büttner, Robert Lucander, Jonathan Meese, Klaus Staeck), andererseits um Beiträge zum 'Betriebssystem Kunst' und kunstkritische Kommentare.
Autorenporträt
Wolfgang Ullrich, Jahrgang 1967, studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik in München. Promotion 1994 mit einer Arbeit über das Spätwerk Heideggers. Seitdem freier Autor, Dozent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Kunstakademie München (1997 bis 2003) und Unternehmensberater, zahlreiche Arbeiten zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, über moderne Bildwelten und Wohlstandsphänomene.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2007

Einsichten eines Kunst-Sammlers
Der Künstler Jason Rhoades, ein Irrwisch und Exzentriker, ein Kraftpaket, einer der mit Vorliebe riesige, chaotische Installationen baute, war keiner, mit dem es Museen und Händler leicht hatten. Für eine Hamburger Ausstellung im Jahr 1994 ließ er 10 000 Quadratmeter Stahlrohre verbauen – und verlangte, dass eine Stahlpoliermaschine eigens aus San Francisco eingeflogen werden müsse. Zu diesem finanziellen Kraftakt war keiner bereit – bis man den Hamburger Sammler Harald Falckenberg fragte. Von da an lief das Projekt. Zum Dank schenkte Rhoades seinem Mäzen genau siebeneinhalb Prozent des Stahlgestänges – weil, so der Künstler, dies der kalifornische Mehrwertsteuersatz sei. „Irgendwie einleuchtend”, schreibt Falckenberg, der nicht nur Kunstsammler, sondern auch Geschäftsführer einer Hamburger Firma für Zapfhahnventile ist, „auf vertiefende Fragen verzichtete ich”.
Später versuchte Rhoades, der im Jahr 2006 an einem Drogenunfall starb, Falckenberg davon zu überzeugen, dass man statt der Stahlrohre Kunststoffröhren nehmen müsse, um ein Gebräu aus Coca-Cola und einer milchartigen Flüssigkeit hindurchzujagen. Bei mehreren Gläsern Rotwein testete man gemeinsam das Vorhaben mit 15 Strohhalmen und dem Testmedium Mascarpone. Wie zu erwarten, scheiterte das Experiment. Der Sammler hatte seinen Künstler eines Besseren belehrt.
Die Episode sagt viel aus über Falckenbergs Kunstverständnis. Er schätzt Künstler, die irrwitzige Gegenwelten zum herrschenden Rationalitätsprinzip aufbauen, die sich nicht dem Diktat der political correctness fügen, deren Kunst grotesk und witzig und unbequem ist. Falckenberg ist aber nicht nur ein begnadeter Sammler, sondern auch ein brillanter Essayist; sein soeben erschienenes Buch „Aus dem Maschinenraum der Kunst” versammelt Aufsätze, Artikel und Studien zur zeitgenössischen Kunst, die scharfzüngig, belesen und ironisch, gerne auch selbstironisch sind, aber ihre Polemiken nie ohne Grund abfeuern und stets pointensicher und präzise im Urteil sind. Dieser Sammler weiß, was er will – und vor allem, was er nicht will.
So lehnt Falckenberg eine reine Diskurs-Kunst, die die Künstler in „cultural workers”, in Kulturschaffende, verwandelt, ab – und begeistert sich lieber für den skandalumwitterten Sexualbefreier Otto Mühl, dessen Anarcho-Kommune er mit Freuds Theorie vom „Über-Ich” erklärt. Oder er spürt der „Rolle des Grotesken in der Gegenwartskunst” nach – und vergisst nicht, Vorläufer dieses Konzeptes einer „verkehrten Welt” wie Hieronymus Bosch oder Salvador Dalí anzuführen. Vor allem aber ist Falckenberg ein kluger Analytiker des Marktes. Der Essay „Kunstsammeln jenseits messianischer Erwartungen” sei jedem Sammler-Frischling ins Stammbuch geschrieben. Oberflächliche Kunstspekulation lehnt Falckenberg ab: Das „Scheitern” solcher Bemühungen sei ein „Prinzip” des Sammelns. Für ihn gilt stattdessen: „Künstler fördern, Kritik üben, Widerstand leisten” – gegenüber der Macht des Marktes und des Kulturbetriebs – „und sich nicht vereinnahmen lassen”.
Warum also fährt einer wie Falckenberg, der nicht zum Tross der Schnellkäufer gehört und jeden Euro dreimal umdreht, dennoch immer wieder zur größten Kunstmesse der Welt, der Art Basel? Weil sich in Basel „Unternehmensgeist mit alemannischer Sparsamkeit und Feingeist auf wunderliche Weise kreuzen”. Und: „Jenseits der Hektik der ,First Choice‘ lässt sich vieles gelassener sehen.” Der kluge Sammler macht den oberflächlichen Run auf das Allerneueste nicht mit. Er lässt sich Zeit. Für alle anderen gilt ein Wort von Martin Kippenberger: „Selbstjustiz durch Fehleinkäufe”. Holger Liebs
Harald Falckenberg: Aus dem Maschinenraum der Kunst.
Philo & Philo Fine Arts Verlag,
Fundus Band 168, Juni 2007,
375 Seiten, 18,00 Euro.
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