Elena Bach kennt aus Erfahrung die Fallstricke eines intensiven Berufslebens, die Dynamik einer Teamarbeit, die Konkurrenz und den Groll der scheinbar Benachteiligten. Langjährig erfolgreich in der Medienbranche, spürt sie an sich – wie sie es nennt – eine gewisse „Materialermüdung“. Auch im Privatleben schwindet zunehmend ihre Kraft. Die Ehe mit David verläuft in ruhigen Bahnen. Er, eingesponnen in seine Welt der Wissenschaft, pflegt seine Interessen; jegliche Anmutung des Alltags belastet ihn. Sie verausgabt sich in Rücksichtnahme. Sidonia Gall beschreibt in ihrem vielschichtigen Roman die Situation einer starken Frau, die mit analytischem Blick bilanzierend innehält. Wie aus Kulissen treten die Menschen in Elenas Umgebung hervor, fordernd und anspruchsvoll, sei es eine Freundin mit Problemen, Bekannte, die sich von Elena beruflichen Vorteil erwarten, oder ein Mitarbeiter, dessen Verhalten psychotisch-aggressive Züge annimmt. Eine bisher taugliche, wenn auch dünne Decke von Wohlwollen und Verlässlichkeit beginnt zu zerreißen. Elena muss sich fragen: „Wie weit kann Unterstützung für Menschen, die einen umgeben, gehen, ohne die eigenen Bedürfnisse aufzugeben?“