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Der vorliegende Gesprächsband bietet Einblick in die Erfahrungs- und Gedankenwelt Hélène Cixous', einer der wichtigsten französischsprachigen Autorinnen unserer Zeit. "Was ich tue, wenn ich schreibe, ist im Grunde, dass ich das Intimste, Verborgenste, Verbotenste schreibe, dort, wo es mit der Weltgeschichte in Verbindung steht und mit ihr kommuniziert. Das ist mein ständiges Anliegen." (Hélène Cixous). In vier Gesprächen, die hier erstmals veröffentlicht werden, spürt Peter Engelmann den maßgeblichen Themen in Hélène Cixous' Werken nach. Von zentraler Bedeutung ist die Kindheit der Autorin,…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende Gesprächsband bietet Einblick in die Erfahrungs- und Gedankenwelt Hélène Cixous', einer der wichtigsten französischsprachigen Autorinnen unserer Zeit. "Was ich tue, wenn ich schreibe, ist im Grunde, dass ich das Intimste, Verborgenste, Verbotenste schreibe, dort, wo es mit der Weltgeschichte in Verbindung steht und mit ihr kommuniziert. Das ist mein ständiges Anliegen." (Hélène Cixous). In vier Gesprächen, die hier erstmals veröffentlicht werden, spürt Peter Engelmann den maßgeblichen Themen in Hélène Cixous' Werken nach. Von zentraler Bedeutung ist die Kindheit der Autorin, die sie während des Zweiten Weltkrieges in Algerien zubringt, wo mit der vor dem Nationalsozialismus aus Osnabrück nach Oran geflohenen Großmutter auch Osnabrück als Fantasiestadt für sie weiterlebt. Diese algerische Kindheit teilt Cixous zudem mit Jacques Derrida, mit dem sie nicht nur eine lebenslange Freundschaft verband, sondern auch einen regen schöpferischen Austausch unterhielt. So bilden Cixous' Biografie, ihre Beziehung zu Derrida und ihr politisches Engagement die Leitmotive dieses Bandes.
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Autorenporträt
Hélène Cixous, geboren 1937 in Algerien, lebt als Schriftstellerin und Professorin in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Aus der Zeit gebrochen
Ein neuer Gesprächsband mit der französischen Autorin Hélène Cixous

Östlich von Bordeaux, inmitten des Weinanbaugebiets der Dordogne liegt auf einem sanften Hügel das im vierzehnten Jahrhundert erbaute Schloss der Adelsfamilie de Montaigne. Aus dem Turmzimmer des Anwesens lässt sich über die dünnbesiedelte und -bewaldete Landschaft blicken, die sich bis heute kaum verändert zeigt. Im Gespräch mit ihrem österreichischen Verleger Peter Engelmann erzählt die Schriftstellerin Hélène Cixous, die am Pfingstmontag ihren achtzigsten Geburtstag begeht, dass sie mindestens einmal im Jahr diesen Ort aufsuche. Dann trete beim Anblick der Landschaft der Philosoph Michel de Montaigne, der vor fünfhundert Jahren in dem Turm seine "Essais" schrieb, plötzlich als Zeitgenosse an ihre Seite.

Cixous' luftige und anekdotische Erzählweise ist nicht nur eine schöne Form, um über Erinnerungen zu sprechen, sondern steht auch für den Kern ihrer literarischen Praxis. Der Moment ihrer Begegnung mit Montaigne am Fenster definiert für sie den "Ausgangspunkt jedes Schreibens". Historische Personen in Figuren der eigenen Erzählung zu übersetzen ist für Cixous, die 1937 als Kind einer jüdischen Familie in Algerien zur Welt kam, eng mit der Tragödie ihrer eigenen Familiengeschichte verbunden. Beispielhaft für die literarische Verwebung ihrer persönlichen Erfahrungen mit Fragmenten der politischen Geschichte ist ihre Erzählung "Benjamin nach Montaigne".

In ihr gibt sie Benjamin Jonas, einem fernen Verwandten, der in Osnabrück wegen eines Diebstahls zur Deportation verurteilt wurde, den noch heute im Turmzimmer stehenden Reisekoffer Montaignes mit auf die Flucht ins amerikanische Exil. Wie Montaigne und Benjamin Jonas von Cixous aus dem System ihrer historischen Verortung herausgebrochen und als Material ihrer Erzählung neu erfunden werden, so hantiert sie konsequenterweise auch mit sich selbst. Gemeinsam mit Jacques Derrida, dem ebenfalls aus Algerien stammenden Philosophen, den sie Anfang der sechziger Jahre als junge Studentin an der Sorbonne in Paris kennenlernte, betrieb sie jahrzehntelang eine quasi vierhändige Schreibarbeit, die so weit führte, dass weder Derrida noch sie selbst mit Sicherheit hätte sagen können, welcher Begriff denn nun ursprünglich von wem formuliert worden war. "Eine gemeinsame Atmung im Geheimen", so Cixous über ihre Freundschaft mit Derrida, deren Beschreibung zu den schönsten Passagen des Bandes gehört.

BERNHARD JAROSCH.

Hélène Cixous: "Aus Montaignes Koffer". Im Gespräch mit Peter Engelmann.

Hrsg. von Peter Engelmann, übersetzt von Claudia Simma. Passagen Verlag, Wien 2017. 184 S., geb., 22,60 [Euro].

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