Marcel Reich-Ranicki hat in seinem Leben unzählige Interviews gegeben und Gespräche geführt; ohne die mündliche Mitteilung konnte man ihn sich gar nicht vorstellen. "Aus persönlicher Sicht" vereint eine Auswahl dieser Gespräche seit seiner großen Autobiographie "Mein Leben". Ob er über die Entstehung dieses erfolg- und folgenreichen Buchs oder seine Profession, die Literaturkritik, ob er über einen einzelnen Schriftsteller, einen verlorenen Freund oder über Literatur überhaupt und seine tiefe Bindung an sie spricht, immer hört man ihn beim Lesen und vermittelt sich seine höchst eigene um den Kern der Dinge bemühte Sicht. Beispielsweise erzählt er von seiner Liebe zur Musik und warum die Musik in manchen Situationen stärker sein kann als die Literatur, er jedoch trotzdem kein Musikkritiker geworden ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2006MARCEL REICH-RANICKI hat immer schon Interviews gegeben und Gespräche veröffentlicht. Ohne die mündliche Mitteilung kann man ihn sich gar nicht vorstellen. Der Band "Aus persönlicher Sicht", herausgegeben von Christiane Schmidt, bietet eine reichhaltige Auswahl dieser Beiträge aus der Zeit seit Erscheinen der Autobiographie Reich-Ranickis 1999. Worüber wird geredet? Die Titel einiger Gespräche mögen die Themen des Bandes andeuten: "Ich habe in der Literatur Schutz gesucht", "Kritiker sind in der Regel einsame Menschen", "Literatur ist vor allem ein Spiel", "Musik ist nicht apolitisch", "Wozu lesen?", "Mein Kanon ist eine Art Lebenswerk". Ergänzt wird die Sammlung durch eine Zeittafel sowie ein Verzeichnis der Gesprächspartner und Interviewer. Zu ihnen gehören: Hans Christoph Buch, Jürgen Busche, Mathias Döpfner, Gregor Gysi, Volker Hage, Elke Heidenreich, Hubert Spiegel und Uwe Wittstock. (Marcel Reich-Ranicki: "Aus persönlicher Sicht". Gespräche 1999 bis 2006. Herausgegeben von Christiane Schmidt. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006. 366 S., geb., 22,90 [Euro].)
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