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An dem Porzellanschild einer kleinen Parterrewohnung, in einem regen Geschäftsviertel der Stadt, war das Wörtchen »von« mit schwarzer Tinte so kräftig nachgezogen, daß der Name Feldern daneben sich beinahe unansehnlich ausnahm. Dies und der Umstand, daß Frau von Feldern auch beim Sprechen ihr »von« über alles Maß zu betonen pflegte, hatte der Familie die überaus kurze, aber vollwichtige Benennung »Vons« eingetragen. Man lächelte in der Nachbarschaft, wenn das Paar miteinander über die Straße ging; sie immer in schwarzer Seide, schlank und hager, mit Augen, die eigentlich sehr lebhaft waren,…mehr

Produktbeschreibung
An dem Porzellanschild einer kleinen Parterrewohnung, in einem regen Geschäftsviertel der Stadt, war das Wörtchen »von« mit schwarzer Tinte so kräftig nachgezogen, daß der Name Feldern daneben sich beinahe unansehnlich ausnahm. Dies und der Umstand, daß Frau von Feldern auch beim Sprechen ihr »von« über alles Maß zu betonen pflegte, hatte der Familie die überaus kurze, aber vollwichtige Benennung »Vons« eingetragen. Man lächelte in der Nachbarschaft, wenn das Paar miteinander über die Straße ging; sie immer in schwarzer Seide, schlank und hager, mit Augen, die eigentlich sehr lebhaft waren, denen sie aber einen blasiert vornehmen Ausdruck zu geben bemüht war. Auch Herr von Feldern war schlank, er ging immer in Grau, trug einen schön gepflegten Backenbart und weiße glänzende Manschetten bis vor auf die Fingerspitzen, Dies war seine Haupteigentümlichkeit; im übrigen war er die Harmlosigkeit selbst und hatte nur ein einzigesmal in seinem Leben ausgeschlagen ¿ damals, als er mit neunzehn Jahren als junger Fähnrich urplötzlich selbständig im Leben stand.
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Autorenporträt
Hermine Villinger war die Tochter eines Geheimen Kriegsrates. Sie wuchs ab 1850 in Karlsruhe auf, wo sie die Höhere Töchterschule besuchte. Von 1862 bis 1865 war sie Schülerin im Augustinerinnenkloster in Offenburg; danach kehrte sie zu ihren Eltern nach Karlsruhe zurück. Hier fand sie Kontakt zum literarischen Kreis um Anna Ettlinger, sowie zum Theater. Ihre Theaterambitionen gab sie allerdings bald auf. Von 1881 bis 1882 besuchte sie das neugegründete Auguste-Victoria-Lyzeum in Berlin. Anschließend wandte sie sich endgültig der Schriftstellerei zu. Von einigen Reisen abgesehen, lebte sie den Rest ihres Lebens in Karlsruhe. Hermine Villinger war mit der Schauspielerin Luise Schönfeld-Neumann und der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach befreundet. 1913 erhielt sie den Ebner-Eschenbach-Preis für ihre literarischen Leistungen.[1] Hermine Villinger war eine erfolgreiche Verfasserin von Romanen, Erzählungen, Kinderbüchern und Theaterstücken. Die meisten ihrer vom Realismus beeinflussten Werke sind in ihrer badischen Heimat angesiedelt.