Was Auschwitz war, muss man nicht erklären. Wohl aber, wie Auschwitz entstand und welche Funktion das Lager in der deutschen Kriegswirtschaft hatte. Die Historikerin Susanne Willems beschreibt die Genesis des Konzentrations- und Vernichtungslagers. In ihre Darstellung flossen wissenschaftliche Untersuchungen ein, die weltweit vorliegen. Das Lager existierte viereinhalb Jahre. Es wurde am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit. Heute ist das der Gedenktag für die Opfer der faschistischen Diktatur. Allein in Auschwitz starben weit über eine Million Menschen: als Arbeitssklaven der deutschen Kriegswirtschaft, die aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern geholt wurden, und als »unwertes Leben«, wie die Herrenrasse sie nannte. Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle. Kinder und Greise, Kranke und Schwache, die nicht ausgebeutet, also »verwertet« werden konnten, wurden in den Gaskammern ermordet. Willems legt die organisatorische Infrastruktur des systematischen Terrors, der Sklavenarbeit und des Völkermordes in Auschwitz offen. Mit Dokumenten belegt sie, wie die SS deutschen Konzernen half, dass diese die Kriegswirtschaft am Laufen hielten und Profit machten.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Insbesondere der nachwachsenden Generation fehlt ein Begriff von "Auschwitz", stellt Rezensent Ulrich Gutmair erschrocken fest. Um dem entgegenzuwirken, biete sich der vorliegende und "reich bebilderte Band" an, schreibt er weiter. Darin schildere Susanne Willems minutiös und unter Rückgriff auf detailliertes, historisches Material die Entwicklung des Lagers zum Versklavungs- und Vernichtungslagers. Insbesondere die Verstrickungen zwischen SS und der Wirtschaft, namentlich der IG Farben, bei Konzeption und Einrichtung des Lagers werden hier besonders eindrücklich konturiert, lobt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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