War die Entkolonialisierung Afrikas nur ein Unfall, ein Kratzen an der Oberfläche, das kurze Aufblitzen einer Zukunft, die zum Scheitern verurteilt war? In seinem mitreißenden Essay zeigt Achille Mbembe, dass jenseits der Krisen und Kriege, die den Kontinent regelmäßig heimsuchen, neue »afropolitane« Gesellschaften entstehen, die sich durch einen anderen Umgang mit Differenzen und mit der Zirkulation von Menschen und Kulturen auszeichnen.Um diese neuen Gesellschaften zu entschlüsseln, zeichnet Mbembe in souveräner Manier und im Rekurs auf seine eigene Lebensgeschichte die afrikanischen Entwicklungen seit dem Beginn der Entkolonialisierung nach. Aber auch die Veränderungen in den postkolonialen Gesellschaften jenseits des Mittelmeers, in Europa, werden in den Blick genommen, denn womöglich haben diese zwar Afrika entkolonialisiert, jedoch nicht sich selbst. Eine solche »Autoentkolonialisierung« ist aber notwendige Voraussetzung, um den Rassismus, die Gewalt und die Ausgrenzung desAnderen zu überwinden. Geschrieben in einer teils kalt-nüchternen, teils glühend-poetischen Sprache, zählt dieses Buch bereits zu den großen Werken des postkolonialen Denkens.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Micha Brumlik erkennt in Achille Mbembes Essays die Philosophie der Globalisierungsära. Brumlik sieht den Autor auf der Höhe der Zeit und dem Höhepunkt postkolonialer Philosophie und streicht seine Fähigkeit heraus, scharfe Kritik zu üben an der Expansionspolitik Europas und seinem Rassismus. Zugleich schenke Mbembe aber auch keinem afrikanischen Potentaten von heute etwas. Laut Brumlik luzide übersetzt von Christine Pries, bieten die Texte eine Zukunftsvision Afrikas in der Welt und zeigen, dass Entkolonialisierung und Rassismuskritik zusammen gedacht werden müssen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mbembes Werk markiert eine bedeutende Etappe in der Debatte um die Nachwirkungen des Kolonialismus.« Giacomo Maihofer Der Tagesspiegel 20161109