Benjamin, Martha und Lonesome George teilen dasselbe Schicksal: Sie waren sogenannte »Endlinge«, die Letzten ihrer Art. Der Beutelwolf Benjamin starb 1936 in einem Zoo auf Tasmanien. Mit Martha endete die Linie der Wandertauben. Und der einsame George, Symbolfigur der Galapagosinseln, besiegelte die Geschichte der Pinto-Riesenschildkröten. Seit dem Tod dieser letzten Vertreter ist ihre Spezies für immer und unwiederbringlich verloren. Anhand von historischen Illustrationen herausragender Maler wie John James Audubon oder John Gould erinnert dieses Buch an die Schönheit von fünfzig ausgestorbenen Tierarten und erzählt Bemerkenswertes zu ihrer Biologie und Naturgeschichte, ebenso wie Anekdoten und Kurioses, speziell über ihre Beziehung zum Menschen. Eindrücklich führt es uns auf diese Weise die Verluste vor Augen, die die Tierwelt durch unseren zerstörerischen Umgang mit der Natur bereits erlitten hat, bewahrt heutzutage unbekannte Spezies wie Riesenalk oder Quagga vor dem Vergessen und ist zugleich Ansporn, weiteres Artensterben zu verhindern.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Kai Spanke lernt mit Bernhard Kegel fünfzig ausgestorbene Tierarten kennen, darunter das Riesenfaultier, das aufgerichtet größer als ein T-Rex war, den Elfenbeinspecht oder den Beutelwolf, die alle durch menschlichen Einfluss verschwanden. Überhaupt sei, zumindest in den letzten tausend Jahren, keine Spezies ohne menschliches Zutun ausgestorben, lernt Spanke von dem Biologen. Etwas Trost findet er darin, dass viele vermeintlich ausgestorbene Tierarten auch wiederentdeckt wurden, wie Kegel erklärt. Darüber, wieviel Unheil die Menschheit hier wohl trotzdem noch anrichten wird, will er aber lieber nicht nachdenken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2021Vorsicht, Mensch!
Bernhard Kegel über ausgestorbene Tiere
Schon mal vom Riesenfaultier gehört? Es lebte in Süd-, Mittel- und Nordamerika, brachte sechs Tonnen auf die Waage und hätte, auf den Hinterbeinen stehend, einen T-Rex überragt. Vor elf- bis achttausend Jahren ist es ausgestorben. Der Koalalemur war etwa so groß wie ein menschlicher Teenager und hat länger durchgehalten. Ihn gab es ausschließlich auf Madagaskar, bis 1500, danach gab es ihn gar nicht mehr. Beide Arten teilen ihr Schicksal mit dem Tarpan und dem Kapverdischen Riesenskink, dem Dodo und dem Elfenbeinspecht, dem Beutelwolf und dem Bengalischen Java-Nashorn. Die Zerstörung des Lebensraums und eine intensive Bejagung haben den Tieren den Garaus gemacht. Und es geht ungebremst weiter. Derzeit befinden wir uns im sechsten Massenaussterben, bei dem in relativ kurzer Zeit viele Spezies für immer verschwinden.
Der Biologe Bernhard Kegel nimmt diese Verluste zum Anlass, in seinem neuen Buch über größere Aussterbeereignisse zu informieren und fünfzig verschwundenen Arten ein Porträt zu widmen. Damit wir uns ein Bild davon machen können, wovon die Rede ist, werden die Texte von historischen Darstellungen flankiert - darunter Arbeiten namhafter Maler wie John James Audubon und John Gould. Der Band versammelt fast nur Tiere, denen der Mensch noch begegnet ist, was meist übel endete. Kegel zufolge ist keine Spezies bekannt, die in den vergangenen fünfhundert bis tausend Jahren nur aus "natürlichen" Gründen ausgestorben wäre, also ohne unsere Mithilfe.
Aber auch bevor der Mensch auftauchte, war die Erde ein gefährlicher Ort. Bei einem Massenaussterben vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren hat es fünfundneunzig Prozent aller damaligen Tier- und Pflanzenarten dahingerafft. Nachdem der Asteroid, der den Sauriern zum Verhängnis wurde, auf dem Gebiet des heutigen Mexiko einschlug, waren zwei Drittel aller Vogel- und Säugetierfamilien erledigt. Kein Landtier, das größer war als eine Katze, überlebte die Katastrophe.
Allerdings gibt es auch gute Nachrichten. Laut einer Studie von 2011 wurden in den vergangenen einhundertzwanzig Jahren mehr als dreihundertfünfzig Vogel-, Säugetier-, Amphibien- und Reptilienarten, die man für ausgestorben gehalten hatte, wiedergefunden. Dass eine Tierart ausgestorben ist, lässt sich mit Sicherheit also kaum sagen. Wer kann schon die hintersten Winkel aller Ozeane nach dem vermeintlich letzten Vertreter einer Spezies durchsuchen? Für das Gros der Arten liegt die Lebenserwartung bei wenigen Millionen Jahren. Der Mensch hätte also noch eine ordentliche Strecke vor sich. Was das für die Natur bedeuten könnte, darüber möchte man lieber nicht nachdenken. KAI SPANKE
Bernhard Kegel: "Ausgestorbene Tiere".
Dumont Verlag, Köln 2021. 160 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bernhard Kegel über ausgestorbene Tiere
Schon mal vom Riesenfaultier gehört? Es lebte in Süd-, Mittel- und Nordamerika, brachte sechs Tonnen auf die Waage und hätte, auf den Hinterbeinen stehend, einen T-Rex überragt. Vor elf- bis achttausend Jahren ist es ausgestorben. Der Koalalemur war etwa so groß wie ein menschlicher Teenager und hat länger durchgehalten. Ihn gab es ausschließlich auf Madagaskar, bis 1500, danach gab es ihn gar nicht mehr. Beide Arten teilen ihr Schicksal mit dem Tarpan und dem Kapverdischen Riesenskink, dem Dodo und dem Elfenbeinspecht, dem Beutelwolf und dem Bengalischen Java-Nashorn. Die Zerstörung des Lebensraums und eine intensive Bejagung haben den Tieren den Garaus gemacht. Und es geht ungebremst weiter. Derzeit befinden wir uns im sechsten Massenaussterben, bei dem in relativ kurzer Zeit viele Spezies für immer verschwinden.
Der Biologe Bernhard Kegel nimmt diese Verluste zum Anlass, in seinem neuen Buch über größere Aussterbeereignisse zu informieren und fünfzig verschwundenen Arten ein Porträt zu widmen. Damit wir uns ein Bild davon machen können, wovon die Rede ist, werden die Texte von historischen Darstellungen flankiert - darunter Arbeiten namhafter Maler wie John James Audubon und John Gould. Der Band versammelt fast nur Tiere, denen der Mensch noch begegnet ist, was meist übel endete. Kegel zufolge ist keine Spezies bekannt, die in den vergangenen fünfhundert bis tausend Jahren nur aus "natürlichen" Gründen ausgestorben wäre, also ohne unsere Mithilfe.
Aber auch bevor der Mensch auftauchte, war die Erde ein gefährlicher Ort. Bei einem Massenaussterben vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren hat es fünfundneunzig Prozent aller damaligen Tier- und Pflanzenarten dahingerafft. Nachdem der Asteroid, der den Sauriern zum Verhängnis wurde, auf dem Gebiet des heutigen Mexiko einschlug, waren zwei Drittel aller Vogel- und Säugetierfamilien erledigt. Kein Landtier, das größer war als eine Katze, überlebte die Katastrophe.
Allerdings gibt es auch gute Nachrichten. Laut einer Studie von 2011 wurden in den vergangenen einhundertzwanzig Jahren mehr als dreihundertfünfzig Vogel-, Säugetier-, Amphibien- und Reptilienarten, die man für ausgestorben gehalten hatte, wiedergefunden. Dass eine Tierart ausgestorben ist, lässt sich mit Sicherheit also kaum sagen. Wer kann schon die hintersten Winkel aller Ozeane nach dem vermeintlich letzten Vertreter einer Spezies durchsuchen? Für das Gros der Arten liegt die Lebenserwartung bei wenigen Millionen Jahren. Der Mensch hätte also noch eine ordentliche Strecke vor sich. Was das für die Natur bedeuten könnte, darüber möchte man lieber nicht nachdenken. KAI SPANKE
Bernhard Kegel: "Ausgestorbene Tiere".
Dumont Verlag, Köln 2021. 160 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»[Bernhard Kegel] schafft es, Wissensdurst - und Neugierde zu wecken, auch auf die die großartigen Zeichner und Maler der historischen Bilder.« Brigitte Galle, WDR 3 »Das Buch ist Mahnung und Ansporn, weiteres Artensterben, soweit es in unserer Macht liegt, zu verhindern« Uta Altmann, BILD DER WISSENSCHAFT »In dem Band 'Ausgestorbene Tiere' von Bernhard Kegel kann sich das Auge kaum sattsehen an denen, die nur mehr auf historischen Abbildungen überliefert sind. [...] dazu konstruktive Auskünfte über destruktive Vorgänge. « FRANKFURTER RUNDSCHAU »Man erblickt im Buch die Vielfalt und Schönheit der Natur und spürt die Bedrohung, die uns alle umgibt.« Andreas Puff-Trojan, SWR2 LESENSWERT »Lesenswert!« Markus Foppe, RADIO BREMEN »[Ein] faszinierende[s] Buch. [...] Kegels vielschichtige Analyse wirft zahlreiche Fragen auf.« Thomas de Padova, DER TAGESSPIEGEL »Ein melancholisch-schöner Band.« DIE PRESSE »Kegels Buch ist gelehrt, aber kein trockenes Lehrbuch. Eher ein Mahnmal in Wort und Bild, das 'die Verluste betrauert, die die Tierwelt bereits erlitten hat.'« DIE RHEINPFALZ »Die ausgesprochen sorgfältig gestalteten Tierportraits [...] geben den ausgestorbenen Tieren in durch¬ aus berührender Weise ein «Gesicht» und eine Geschichte.« ZALP - ZEITSCHRIFT FÜR ÄLPLERINNEN UND ÄLPLER »Bernhard Kegel zeigt uns in seinem lesenswerten und schön gestalteten Buch anhand der vielen Beispiele, dass es in den Händen des Menschen liegt, das Artensterben zu verhindern und bedrohte Arten zu schützen und zu bewahren, bevor es für immer zu spät ist.« Joachim Ringleb, INFORMATIONSMITTEL FÜR BIBLIOTHEKEN »Ein Bildband verhilft 50 ausgestorbenen Tierarten zu ehrendem Andenken und ist Mahnung für das Artensterben der Gegenwart. « Katia Schwinghandl, BUCHKULTUR »Der Autor begegnet der Wehmut, die der Verlust all der Arten erweckt, mit einem Funken Hoffnung.« Wolfgang A. Niemann, BUCHREZENSIONEN ONLINE »Das Buch kann also auch als Präventionsmaßnahme gegen das Artensterben gelesen werden.« Manfred Gram, TREND