Produktdetails
- Edition Kontext
- Verlag: Kontext
- 1999.
- Seitenzahl: 335
- Deutsch
- Abmessung: 205mm
- Gewicht: 462g
- ISBN-13: 9783931337339
- ISBN-10: 3931337332
- Artikelnr.: 07717763
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Die 1964 geborene Berliner Autorin Annett Gröschner hat Essays aus den letzten zehn Jahren zu einem Buch zusammengestellt, das alles andere als eine trockene Wiederaufbereitung längst gelesener, doch verstreuter Gelegenheitstexte darstellt. So ist ein Buch entstanden, mit einem irritierenden Titel, das man zunächst einmal gern in die Hand nimmt. Der erste Essay beginnt auf der vorderen Klappe und fließt über Schmutztitel und Vakatseite; der Haupttitel auf der dritten Seite ist schon eingebettet in den zweiten Text. Das Buch fängt irgendwo vor dem Anfang an und endet erst auf der hinteren Außenklappe. Man muss das Inhaltsverzeichnis suchen, ehe man es auf der vorderen inneren Einbandseite entdeckt.Diese Gestaltung verbindet die 33 Einzeltexte und präsentiert sie als Zeugnisse eines Erfahrungskontinuums. Die Essays beschäftigen sich mit ostdeutschen Nachwende-Realitäten, etwa mit dem massenhaften Abrutschen von Frauen in die Arbeitslosigkeit, mit den Anpassungssorgen der Germanisten-Kol legen, mit der Migration im Prenzlauer Berg, oder mit Ausflügen in die Provinz. Die Autorin fährt nach Wünsdorf in die verlassenen Kasernen der Roten Armee oder geht auf Spurensuche im Bahnhof von Bad Kleinen, wo der mutmaßliche Terrorist Wolfgang Grams erschossen wurde, und dann in die Spuren Uwe Johnsons nach Jerichow in Mecklenburg. Sie recherchiert die Geschichte von Straßen und Plätzen in Berlin und findet Geschichten zuhauf, die auf der Straße lagen und scheinbar nur darauf warteten, von der Autorin aufgeschrieben zu werden.
Aber mehr noch als die Themen zeichnet das Buch ein bestimmter Denkstil aus. Annett Gröschner hat einen ganz eigenen Stil der Recherche entwickelt. Vor allemin abgelegenen Textmengen, in Schüleraufsätzen, privaten Erinnerungen, in Werbebroschüren und Propagandaschriften, in Benimm- und Grundbüchern findet sie Material, das sie zurückhaltend gegen den Strich bürstet und neu kombiniert.den Widersprüchen zwischen Gewolltem und nicht Eingelöstem findetsie zu ei ndrucksvollen Auskünften über gelebtes Leben.
Annett Gröschner ist eine Entdeckerin. Als geradezu sensationell für die Mentalitätsgeschichte der Ostdeutschen kann man die mit dem Buch "ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab" vorgelegte Sammlung von Schüleraufsätzen aus dem Jahre 1946 bezeichnen, in der 12- bis 14-jährige über ihre Erlebnisse in den letzten Kriegstagen zu berichten hatten. Auch im vorliegeden Band legt sie, im etwas abgegriffenen archäologischen Bild gesprochen, Schichten frei, rekonstruiert sie Bausteine zu einer Sozialgeschichte ostdeutschen Lebens. Die Autorin besteht selbstbewusst auf ihre ostdeutschen Erfahrungen und befragt sie nach ihrer Werthaftigkeit. Nur manchmal scheint Wut auf, in den Texten vom Anfander 90er Jahre, als die Autorin, wie viele andere, erneut und diesmal endgültig den Utopien der Wendezeit aufräumen musste.? . . .
(Peter Böthig, Frankfurter Rundschau)
Aber mehr noch als die Themen zeichnet das Buch ein bestimmter Denkstil aus. Annett Gröschner hat einen ganz eigenen Stil der Recherche entwickelt. Vor allemin abgelegenen Textmengen, in Schüleraufsätzen, privaten Erinnerungen, in Werbebroschüren und Propagandaschriften, in Benimm- und Grundbüchern findet sie Material, das sie zurückhaltend gegen den Strich bürstet und neu kombiniert.den Widersprüchen zwischen Gewolltem und nicht Eingelöstem findetsie zu ei ndrucksvollen Auskünften über gelebtes Leben.
Annett Gröschner ist eine Entdeckerin. Als geradezu sensationell für die Mentalitätsgeschichte der Ostdeutschen kann man die mit dem Buch "ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab" vorgelegte Sammlung von Schüleraufsätzen aus dem Jahre 1946 bezeichnen, in der 12- bis 14-jährige über ihre Erlebnisse in den letzten Kriegstagen zu berichten hatten. Auch im vorliegeden Band legt sie, im etwas abgegriffenen archäologischen Bild gesprochen, Schichten frei, rekonstruiert sie Bausteine zu einer Sozialgeschichte ostdeutschen Lebens. Die Autorin besteht selbstbewusst auf ihre ostdeutschen Erfahrungen und befragt sie nach ihrer Werthaftigkeit. Nur manchmal scheint Wut auf, in den Texten vom Anfander 90er Jahre, als die Autorin, wie viele andere, erneut und diesmal endgültig den Utopien der Wendezeit aufräumen musste.? . . .
(Peter Böthig, Frankfurter Rundschau)