Söderblom ist der Nachwelt vor allem als Religionshistoriker und als ökumenischer Kirchenmann bekannt. Er hat jedoch auch für die Theologie und hier insbesondere für die Luther-Interpretation Bedeutendes geleistet. Dieser Band bietet die wichtigste seiner drei Monographien über Luther: Humor und Melancholie und andere Lutherstudien, eine Vortragssammlung von 1919. Charakteristisch für ihren innovativen Ansatz ist, dass sie nicht von Luthers Lehre, sondern von seiner Frömmigkeit ausgeht. Humor und Melancholie sind als Grundeinstellungen zum Leben zu verstehen. Sie entsprechen der im Glauben gründenden Distanz zu sich selbst und der Anfechtung. Das zentrale Thema für Luther ist demnach nicht die Rechtfertigungslehre, sondern die Glaubensgewissheit. Wichtig ist auch die kritische Auseinandersetzung mit Luthers Haltung zum Bauernkrieg und deren überwiegend konservativer Würdigung in der damaligen deutschen Forschung. Beigefügt ist ein Aufsatz über Luthers universale Bedeutung, in demSöderblom ihn für einen profilierten gegenwärtigen Protestantismus reklamiert, der sein Erbe in einen umfassenden ökumenischen Dialog einzubringen hat.
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