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Produktdetails
  • Verlag: Xanthippe
  • Seitenzahl: 200
  • Erscheinungstermin: 3. April 2012
  • Gewicht: 443g
  • ISBN-13: 9783952286876
  • ISBN-10: 3952286877
  • Artikelnr.: 20766135
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2006

Verselbständigung eines Mythos
Das Schweizer Bankgeheimnis soll nicht für Steuertrickser gelten

Ein Schweizer Tresor, der wegen des Bankgeheimnisses "schmutziges" Geld hortet, gehört inzwischen bei fast jedem Thriller zur Requisite. Die Krimi-Autoren kümmert es nicht, daß Zürcher Bankiers viel getan haben, um solch dubioses Geld abzuwehren. Geldwäscher gehen heute lieber an andere Finanzplätze, um illegal erworbenes Vermögen in den Bankenkreislauf zu schleusen. Doch sämtliche Schweizer Gesetze und alle Richtlinien gegen sogenannte Potentatengelder nützen offenbar nichts: Das Image der Zürcher Banken scheint resistent gegen Korrekturen, und das Bankgeheimnis hat sich wie ein Krimi-Mythos verselbständigt.

Das Buch "Ausgewaschen" kommt reißerisch daher und auch mit einem Einband, der den unter Kriminellen begehrten Tausendfrankenschein zeigt. Doch die Verpackung täuscht: Das ist kein flott geschriebenes Buch, sondern ein nüchternes, manchmal fast etwas zu trockenes Werk eines Finanzjournalisten. Claude Baumann beschreibt die zunehmende Bedeutung des Privatkundengeschäfts im Ausland und damit das Versiegen des Geldzuflusses in die Schweiz. Zudem liefert er Porträts von Banken und Bankern. Die Textmischung ist manchmal sinnvoll, gelegentlich aber auch kurios, weil Kapitel nicht recht zusammenpassen oder Argumentationslinien zerschnitten werden.

Der Titel "Ausgewaschen" hat nichts mit Geldwäsche zu tun. Der Autor schreibt, das Markenzeichen "Swiss Banking" leuchte nicht mehr so stark wie früher, die Farbe sei "ausgewaschen". Das hat auch mit dem durchlöcherten Bankgeheimnis zu tun: Es ist eben nur noch für Krimi-Autoren wasserdicht, tatsächlich wurde jedoch - mit Ausnahme der Steuerhinterziehung - der Schutz für solche Fälle erheblich gelockert, in denen ein krimineller Verdacht vorliegt. Zeitweise haben die Schweizer bereits mit vorauseilendem Gehorsam gehandelt, beispielsweise mit der Sperrung von Geldern des russischen Unternehmers Michail Chodorkowskij. Da war die Berner Justiz ein willfähriger Partner des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der den Yukos-Konzern zerschlug.

Soll die Schweiz also das Bankgeheimnis aufgeben, das zumindest bei den Großbanken UBS und CS eine immer geringere Bedeutung hat? Der Autor plädiert dafür, die Front zu begradigen und das Bankgeheimnis bei Steuerhinterziehung aufzugeben, weil man diesem Druck des Auslandes nicht widerstehen könne. Im Gegenzug sollte ein neues Bankgeheimnis geschaffen werden, das weniger den Steuertricksern hilft und dafür mehr die finanzielle Privatsphäre garantiert, wie das London und Singapur tun. Dieses Bankgeheimnis sollte nach Ansicht des Autors vor allzu weit reichenden Überwachungsmethoden der Staaten schützen. Pikanterweise nennt Baumann in diesem Zusammenhang Deutschland und Rußland fast im selben Atemzug.

KONRAD MRUSEK.

Claude Baumann: Ausgewaschen - Die Schweizer Banken am Wendepunkt. Xanthippe Verlag, Zürich 2006. 271 Seiten, 25 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht reißerisch kommt dieses Buch über die Schweizer Banken "am Wendepunkt" nach Ansicht von Konrad Mrusek daher. Doch der erste Eindruck trügt: Bei näherer Betrachtung findet er Claude Baumanns Buch überaus sachlich. Ja, bisweilen erscheint ihm das Werk des Finanzjournalisten "fast etwas zu trocken". Deutlich wird für ihn, dass das Markenzeichen "Swiss Banking" seinen alten Glanz verloren hat - auch wegen des aufgeweichten Bankgeheimnisses. Der Autor beschreibe den Bedeutungszuwachs des Privatkundengeschäfts im Ausland und damit das Versiegen des Geldzuflusses in die Schweiz. Die eingestreuten Porträts von Banken und Bankern scheinen Mrusek durchaus interessant. Allerdings passen sie seines Erachtens oft nicht in den Textfluss und zerstören so die Argumentationslinien.

© Perlentaucher Medien GmbH