Im Westen hoch angesehen, im eigenen Land unerwünscht: Bei Ling - Verleger, Autor und Freund der Dissidenten Liu Xiaobo und Ai Weiwei - gibt in diesem autobiographischen Sachbuch Einblicke in die Mechanismen der chinesischen Staatsmacht, insbesondere der Zensur. Durch seine Arbeit als Verleger und Autor gerät er immer wieder ins Visier der Partei, 2000 wurde er von den chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet, weil er die regimekritische Literaturzeitschrift Tendenzen herausgegeben hatte; Susan Sontag und Günter Grass setzten sich erfolgreich für seine Freilassung ein.Nicht nur im eigenen Land will man ihm den Mund verbieten - von der Frankfurter Buchmesse wurde der Exilchinese 2009 als Podiumsgast zunächst ein-, dann auf Druck der offiziellen chinesischen Delegation wieder ausgeladen. In »Ausgewiesen« gibt Bei Ling Einblicke in den chinesischen literarischen Untergrund, erzählt von seiner Zeit in Gefangenschaft und davon, wie es ist, keinen heimatlichen Boden betreten zu dürfen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2012Walter Benjamin war nie in Peking
Was hätte er uns nicht alles erklären können: Der chinesische Exil-Autor Bei Ling schreibt ein Buch über China, in dem seine Erfahrungen vor und nach der Ausbürgerung nur am Rande vorkommen.
Bei Ling ist der Exil-Autor, der 2009 die Frankfurter Buchmesse aufmischte. Er war zu einem Symposion, das den Gastlandauftritt Chinas vorbereiten sollte, zuerst eingeladen, dann auf offiziellen Druck Chinas ausgeladen und schließlich auf Druck westlicher Medien wieder eingeladen worden. Der Gastlandauftritt hatte damit sein Thema: die Zensur, die Dissidenten und der Wankelmut westlicher Institutionen. Nun legt der in Amerika und Taiwan lebende Lyriker und Publizist ein Buch "Über China" vor, wie es im Untertitel heißt.
Bei Ling, 1959 in Schanghai geboren, hat darüber viel zu erzählen. Ende der siebziger Jahre kam er als junger Mann mit den Aktivisten der "Mauer der Demokratie" in Peking in Kontakt, der ersten großen Demokratiebewegung nach der Kulturrevolution in China. In den achtziger Jahren war er teilnehmender Beobachter der literarischen Zeitschriftenszene, die damals im Pekinger Untergrund blühte. Wie viele andere Künstler und Literaten, die heute in China tonangebend sind, verbrachte er dann einige Jahre in New York und lernte dort unter anderen Liu Xiaobo und Ai Weiwei kennen, wovon er schon in früheren Texten erzählt hatte. Beim Versuch, eine zuerst im Exil verlegte literarische Zeitschrift in Peking herauszugeben, wurde er festgenommen und nach mehreren Wochen Haft auf öffentlichen, vor allem durch Susan Sontag lancierten Druck nach Amerika abgeschoben. Er hat sich dort unter anderem um die Gründung des unabhängigen chinesischen P.E.N.-Zentrums verdient gemacht, dessen zeitweiliger Vorsitzender der spätere Nobelpreisträger Liu Xiaobo war.
Von diesem Erinnerungsband konnte man sich also einiges versprechen, doch umso ratloser macht dann die Lektüre. Denn über die Zeiten und Bewegungen, die der Autor aus nächster Nähe beobachten konnte, erfährt man erstaunlich wenig: Was die jungen Pekinger 1979 eigentlich beschäftigte, welche Gefühle und Gedanken sie nach der Kulturrevolution gegenüber dem Staat und dem Leben hegten, welche Themen sie in ihren erregten Debatten beschäftigten - darüber findet sich kaum etwas in diesem Buch. Dabei ist Bei Ling ein Meister der atmosphärischen Vergegenwärtigung. Mit beneidenswert genau erinnerten Details gelingt es ihm, Szenen eines Verhörs, einer subversiven Versammlung, eines Gesprächs am Küchentisch noch nach Jahrzehnten lebendig zu machen. Und insbesondere die bedrückende Geschichte seiner Verhaftung und der Tage, die er mit zum Teil brutalen Kriminellen auf engstem Raum in einem Untersuchungsgefängnis verbracht hat, liest man mit großer Spannung.
Doch immer, wenn es an die Schilderung der Motive und Hintergründe des Geschehens geht, bricht die Erzählung unvermittelt ab. "Statt an der Universität erhielt ich meine wahre Ausbildung von den Dissidenten, die an der Mauer der Demokratie auf- und wieder abtauchten, in den rauchigen, überfüllten Teestuben, in den kleinen Parks, in denen prominente Intellektuelle leidenschaftliche Reden schwangen ..." Das hätte ein wunderbarer Einstieg sein können, um zu erklären, worum es damals ging, doch damit hört es leider schon auf, und der Autor wendet sich einer weiteren Entwicklungsstufe seiner Biographie zu. Genauso wenig bekommt man über die Literatur der achtziger Jahre mit, über die Erfahrungen der chinesischen Intellektuellen in Amerika, über die Situation der Oppositionellen nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in den neunziger Jahren. Stattdessen stellt sich als Fluchtpunkt der oft stimmungsvoll ausgemalten Szenen immer wieder nur Bei Lings eigene Anwesenheit heraus.
Merkwürdigerweise erfährt man jedoch nicht einmal über ihn, seine Ansichten und seine Gedichte Näheres, von einzelnen Zitaten abgesehen. Einmal erzählt er, dass er in New York anfing, Texte in chinesischen Langzeichen zu lesen, die in der Volksrepublik durch eine vereinfachte Form von Schriftzeichen ersetzt worden waren, und bemerkt: "Unbewusst und subtil veränderte diese Lesegewohnheit auch mein Verständnis von Chinas jüngerer Geschichte, sie beeinflusste sogar die gesamte Struktur meines Wissens." Etwas später schreibt er, ihm sei damals klar geworden, dass die Verkürzung der Schriftzeichen "eine Verkürzung des Denkens" bedeute. Das ist ein interessanter Gedanke, und gespannt liest man weiter, was damit gemeint ist und was es für Konsequenzen hat. Aber es kommt nichts weiter, die These bleibt wie eine Inhaltsangabe im Raum stehen, zu der der Inhalt vergessen wurde. So erfährt der Leser auch nichts darüber, was genau der Autor über die chinesischen Verhältnisse denkt, was seine Sicht auf die Literatur im Einzelnen ist, wie ihn das Exil verändert hat und was ihn seine Stellung zwischen den Kulturen zum Beispiel über das Leben in Amerika gelehrt hat.
Eine solche Leerstelle ist bei einem autobiographischen Versuch über China rätselhaft, und es lässt sich nicht leicht rekonstruieren, wie es dazu kommen konnte. Offensichtlich berücksichtigt das Buch nur das, wovon man annehmen kann, dass es einer breiten Öffentlichkeit im Westen bereits bekannt ist, also zum Beispiel, dass es in China Zensur und Repression gibt oder dass New York nicht Amerika ist, sondern eben allein New York. So wie sich das Essen in einem deutschen China-Restaurant dem Stereotyp "chinesisches Essen", wie es in Deutschland erwartet wird, möglichst eng anpasst, und alle Einflüsse unvertrauter chinesischer Küchen mit skrupulöser Sorgfalt von sich fernhält, scheint der Autor darauf geachtet zu haben, dass er das Publikum im Westen nicht durch eine Beobachtung oder einen Gedanken überfordert, der über das Erwartete hinausgeht. Ansonsten ist das eigentliche Thema des Buchs der Archetyp des Intellektuellen, wie ihn der Autor dem Beispiel Susan Sontags und dem Vorbild Walter Benjamins entlehnt. Alle Schilderungen scheinen darauf hinauszulaufen, dass sie der im Westen vertrauten Gegenüberstellung von Intellektuellem und Staat für den chinesischen Fall entsprechen - doch wegen der inhaltlichen Aussparung bleibt der Begriff des Intellektuellen abstrakt und leer.
Nur vereinzelt sprechen die Beobachtungen für sich und lassen aufblitzen, was dieser Autor noch alles hätte sagen können, wenn er sich nicht die Zügel des als korrekt Angenommenen angelegt hätte. Er erzählt von einem Verhör, bei dem er sich auf die chinesische Verfassung berief: "Das chinesische Volk hat das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Veröffentlichung." Da reißt dem Verhörleiter ("der eine dunkle Hornbrille trägt") der Geduldsfaden: "Du bist doch verdammt noch mal in Peking aufgewachsen und willst, weil du so eine scheiß Greencard hast, den Ausländer vorschützen, stimmt's?" Es ist ein Satz, der, gerade, weil er so impulsiv herausbricht, auf einen Schlag die Mentalität enthüllt, mit deren Hilfe das Regime funktioniert. Wie selbstverständlich setzt er voraus, dass das reale Leben ungeschriebenen Regeln folgt, die nur die Chinesen kennen, während die nach außen sichtbare Fassade, die Verfassung zum Beispiel, nur etwas für Ausländer ist, damit sie alles in ihre Kategorien einordnen können. Bei Ling steht ganz außerhalb des Verdachts, den Manipulationsabsichten des Regimes in irgendeiner Weise Vorschub leisten zu wollen. Doch wie großartig wäre es gewesen, wenn er weniger versucht hätte, westlichen Erwartungen zu entsprechen, als die verborgenen Regeln Chinas sichtbar zu machen.
MARK SIEMONS
Bei Ling: "Ausgewiesen". Über China.
Aus dem Chinesischen von Karin Betz. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 194 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was hätte er uns nicht alles erklären können: Der chinesische Exil-Autor Bei Ling schreibt ein Buch über China, in dem seine Erfahrungen vor und nach der Ausbürgerung nur am Rande vorkommen.
Bei Ling ist der Exil-Autor, der 2009 die Frankfurter Buchmesse aufmischte. Er war zu einem Symposion, das den Gastlandauftritt Chinas vorbereiten sollte, zuerst eingeladen, dann auf offiziellen Druck Chinas ausgeladen und schließlich auf Druck westlicher Medien wieder eingeladen worden. Der Gastlandauftritt hatte damit sein Thema: die Zensur, die Dissidenten und der Wankelmut westlicher Institutionen. Nun legt der in Amerika und Taiwan lebende Lyriker und Publizist ein Buch "Über China" vor, wie es im Untertitel heißt.
Bei Ling, 1959 in Schanghai geboren, hat darüber viel zu erzählen. Ende der siebziger Jahre kam er als junger Mann mit den Aktivisten der "Mauer der Demokratie" in Peking in Kontakt, der ersten großen Demokratiebewegung nach der Kulturrevolution in China. In den achtziger Jahren war er teilnehmender Beobachter der literarischen Zeitschriftenszene, die damals im Pekinger Untergrund blühte. Wie viele andere Künstler und Literaten, die heute in China tonangebend sind, verbrachte er dann einige Jahre in New York und lernte dort unter anderen Liu Xiaobo und Ai Weiwei kennen, wovon er schon in früheren Texten erzählt hatte. Beim Versuch, eine zuerst im Exil verlegte literarische Zeitschrift in Peking herauszugeben, wurde er festgenommen und nach mehreren Wochen Haft auf öffentlichen, vor allem durch Susan Sontag lancierten Druck nach Amerika abgeschoben. Er hat sich dort unter anderem um die Gründung des unabhängigen chinesischen P.E.N.-Zentrums verdient gemacht, dessen zeitweiliger Vorsitzender der spätere Nobelpreisträger Liu Xiaobo war.
Von diesem Erinnerungsband konnte man sich also einiges versprechen, doch umso ratloser macht dann die Lektüre. Denn über die Zeiten und Bewegungen, die der Autor aus nächster Nähe beobachten konnte, erfährt man erstaunlich wenig: Was die jungen Pekinger 1979 eigentlich beschäftigte, welche Gefühle und Gedanken sie nach der Kulturrevolution gegenüber dem Staat und dem Leben hegten, welche Themen sie in ihren erregten Debatten beschäftigten - darüber findet sich kaum etwas in diesem Buch. Dabei ist Bei Ling ein Meister der atmosphärischen Vergegenwärtigung. Mit beneidenswert genau erinnerten Details gelingt es ihm, Szenen eines Verhörs, einer subversiven Versammlung, eines Gesprächs am Küchentisch noch nach Jahrzehnten lebendig zu machen. Und insbesondere die bedrückende Geschichte seiner Verhaftung und der Tage, die er mit zum Teil brutalen Kriminellen auf engstem Raum in einem Untersuchungsgefängnis verbracht hat, liest man mit großer Spannung.
Doch immer, wenn es an die Schilderung der Motive und Hintergründe des Geschehens geht, bricht die Erzählung unvermittelt ab. "Statt an der Universität erhielt ich meine wahre Ausbildung von den Dissidenten, die an der Mauer der Demokratie auf- und wieder abtauchten, in den rauchigen, überfüllten Teestuben, in den kleinen Parks, in denen prominente Intellektuelle leidenschaftliche Reden schwangen ..." Das hätte ein wunderbarer Einstieg sein können, um zu erklären, worum es damals ging, doch damit hört es leider schon auf, und der Autor wendet sich einer weiteren Entwicklungsstufe seiner Biographie zu. Genauso wenig bekommt man über die Literatur der achtziger Jahre mit, über die Erfahrungen der chinesischen Intellektuellen in Amerika, über die Situation der Oppositionellen nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in den neunziger Jahren. Stattdessen stellt sich als Fluchtpunkt der oft stimmungsvoll ausgemalten Szenen immer wieder nur Bei Lings eigene Anwesenheit heraus.
Merkwürdigerweise erfährt man jedoch nicht einmal über ihn, seine Ansichten und seine Gedichte Näheres, von einzelnen Zitaten abgesehen. Einmal erzählt er, dass er in New York anfing, Texte in chinesischen Langzeichen zu lesen, die in der Volksrepublik durch eine vereinfachte Form von Schriftzeichen ersetzt worden waren, und bemerkt: "Unbewusst und subtil veränderte diese Lesegewohnheit auch mein Verständnis von Chinas jüngerer Geschichte, sie beeinflusste sogar die gesamte Struktur meines Wissens." Etwas später schreibt er, ihm sei damals klar geworden, dass die Verkürzung der Schriftzeichen "eine Verkürzung des Denkens" bedeute. Das ist ein interessanter Gedanke, und gespannt liest man weiter, was damit gemeint ist und was es für Konsequenzen hat. Aber es kommt nichts weiter, die These bleibt wie eine Inhaltsangabe im Raum stehen, zu der der Inhalt vergessen wurde. So erfährt der Leser auch nichts darüber, was genau der Autor über die chinesischen Verhältnisse denkt, was seine Sicht auf die Literatur im Einzelnen ist, wie ihn das Exil verändert hat und was ihn seine Stellung zwischen den Kulturen zum Beispiel über das Leben in Amerika gelehrt hat.
Eine solche Leerstelle ist bei einem autobiographischen Versuch über China rätselhaft, und es lässt sich nicht leicht rekonstruieren, wie es dazu kommen konnte. Offensichtlich berücksichtigt das Buch nur das, wovon man annehmen kann, dass es einer breiten Öffentlichkeit im Westen bereits bekannt ist, also zum Beispiel, dass es in China Zensur und Repression gibt oder dass New York nicht Amerika ist, sondern eben allein New York. So wie sich das Essen in einem deutschen China-Restaurant dem Stereotyp "chinesisches Essen", wie es in Deutschland erwartet wird, möglichst eng anpasst, und alle Einflüsse unvertrauter chinesischer Küchen mit skrupulöser Sorgfalt von sich fernhält, scheint der Autor darauf geachtet zu haben, dass er das Publikum im Westen nicht durch eine Beobachtung oder einen Gedanken überfordert, der über das Erwartete hinausgeht. Ansonsten ist das eigentliche Thema des Buchs der Archetyp des Intellektuellen, wie ihn der Autor dem Beispiel Susan Sontags und dem Vorbild Walter Benjamins entlehnt. Alle Schilderungen scheinen darauf hinauszulaufen, dass sie der im Westen vertrauten Gegenüberstellung von Intellektuellem und Staat für den chinesischen Fall entsprechen - doch wegen der inhaltlichen Aussparung bleibt der Begriff des Intellektuellen abstrakt und leer.
Nur vereinzelt sprechen die Beobachtungen für sich und lassen aufblitzen, was dieser Autor noch alles hätte sagen können, wenn er sich nicht die Zügel des als korrekt Angenommenen angelegt hätte. Er erzählt von einem Verhör, bei dem er sich auf die chinesische Verfassung berief: "Das chinesische Volk hat das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Veröffentlichung." Da reißt dem Verhörleiter ("der eine dunkle Hornbrille trägt") der Geduldsfaden: "Du bist doch verdammt noch mal in Peking aufgewachsen und willst, weil du so eine scheiß Greencard hast, den Ausländer vorschützen, stimmt's?" Es ist ein Satz, der, gerade, weil er so impulsiv herausbricht, auf einen Schlag die Mentalität enthüllt, mit deren Hilfe das Regime funktioniert. Wie selbstverständlich setzt er voraus, dass das reale Leben ungeschriebenen Regeln folgt, die nur die Chinesen kennen, während die nach außen sichtbare Fassade, die Verfassung zum Beispiel, nur etwas für Ausländer ist, damit sie alles in ihre Kategorien einordnen können. Bei Ling steht ganz außerhalb des Verdachts, den Manipulationsabsichten des Regimes in irgendeiner Weise Vorschub leisten zu wollen. Doch wie großartig wäre es gewesen, wenn er weniger versucht hätte, westlichen Erwartungen zu entsprechen, als die verborgenen Regeln Chinas sichtbar zu machen.
MARK SIEMONS
Bei Ling: "Ausgewiesen". Über China.
Aus dem Chinesischen von Karin Betz. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 194 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Einen zwiespältigen Eindruck hat diese Autobiografie des chinesischen Dissidenten und Autors Bei Ling bei Katharina Borchardt hinterlassen. Sie nennt ihn "unseren Dissidenten vom Dienst", erinnert an seinen Protest auf der Frankfurter Buchmesse 2009, hebt seine Fähigkeit hervor, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bauen. Lings Ruf nach Demokratie und Menschenrechten in China weiß sie zu schätzten, aber das reicht ihr nicht. Die Autobiografie beschreibe Arbeit und Leben Lings, bringe aber keine tieferen Einsichten und Analysen zur Situation in China, moniert Borchardt. Auch über Lings in der Zeitschrift "Tendenzen" veröffentlichte Texte und sein Engagement für die Untergrundliteratur hätte sie gern mehr erfahren. Sie moniert in diesem Zusammenhang einen Mangel an Substanz. Auf der anderen Seite hält sie das Buch für durchaus verdienstvoll, schildert es doch den "fast exemplarischen Lebensweg" eines chinesischen Intellektuellen, der mit der Staatsmacht in Konflikt gerät.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Bei Lings Berichte lassen die glitzernden Fassaden der neuen Wirtschaftssupermacht ein wenig stumpfer erscheinen - und bedrohlicher. Denn bei der Lektüre seines Buches wird überdeutlich, dass es sich bei dem ökonomischen Giganten des 21. Jahrhunderts, dessen wirtschaftlicher Aufstieg noch längst nicht beendet ist, mehr denn je um ein totalitäres Regime handelt.« Inge Kloepfer Deutschlandfunk Kultur 20120722