Wieso werden Ungleichheitsverhältnisse auch von jenen reproduziert, die sie eigentlich überwinden wollen? Basierend auf Feldforschungen an Berliner Schulen schildert Stefan Wellgraf die subtilen Ausgrenzungsmechanismen, die hinter dem Rücken der Akteur_innen politisch wirksam werden. Muslimische Jugendliche sollen »integriert« werden, doch der institutionelle Umgang mit Differenz führt zu neuen Verwerfungen. Lehrer_innen müssen Bildungshierarchien durchsetzen, ohne emanzipative pädagogische Ideale zu verraten. Schulreformen scheitern und es entstehen projektartige Formen des sozialen Engagements an »Problemschulen«, die sich jedoch in grundlegenden Widersprüchen verfangen. Dies macht deutlich, dass es nicht die einzelnen Personen sind, sondern der Ausgrenzungsapparat Schule selbst, der soziale Spaltungen verschärft - obwohl er als vorgebliches Ziel gerade deren Überwindung propagiert.
»Wellgraf gelingt eine umfassende und vertiefte Analyse und Kritik der diskriminierenden, ausgrenzenden und klassifizierenden Mechanismen von Schule in historischer und gegenwartsbezogener Perspektive.«
Isabel Dean, Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 42/3 (2022) 20220912
Isabel Dean, Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 42/3 (2022) 20220912