Sommer in Berlin - und eigentlich wären Katja und Sebastian viel lieber im Bett geblieben an diesem Samstagmorgen. Endlich wieder einmal ausschlafen, endlich wieder einmal in den Tag hineinleben. Aber das Wochenende ist, wie so vieles im leben des Architektenpaares, verplant, und sie machen sich auf den Weg, Freunde in Mecklenburg zu besuchen. Während der Fahrt passiert es: Sebastian erleidet einen Schlaganfall.Ein Helikopter bringt ihn ins Krankenhaus, und der Intensivmedizin gelingt es, Sebastian am Leben zu halten. Bald aber ist klar, dass er schwer geistig behindert bleiben wird.Katja hofft zunächst, Sebastian mit ihrer Nähe, mit ihrer Liebe zurück ins Leben holen zu können. Aber erkennt er sie überhaupt noch? Wo sind die Bilder der Erinnerung, die Pläne für die Zukunft, Wünsche und Träume? Ist das noch Sebastian?Der Roman erzählt Katjas einsame Auseinandersetzung mit den Grenzen ethisch-moralischer Grundsätze, folgt ihrem Weg hin zu einer endgültigen Entscheidung. Es ist dieGeschichte einer starken Liebe.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Aus einer aufs Äußerste zugespitzten Versuchsanordnung hat Ursula Fricker einen feinsinnigen und präzise gebauten Roman gemacht, der Roman Bucheli ziemlich beeindruckt hat. Ein Berliner Architektenpaar um die Vierzig wird durch eine Hirnblutung des Mannes, die ihn zum totalen Pflegefall macht, aus seinem gewohnten Leben gerissen, erfahren wir. Wie subtil die Autorin hier ihre Motive ausspannt - der kranke Kater wirft die Frage auf, ob er nicht besser eingeschläfert werden sollte, von einem Freund, der als Weltumsegler ausgestiegen ist, heißt es, er könne nur "auf Messers Schneide" existieren - lobt der Rezensent besonders. Auch wenn er Frickes Hang zum gelegentlichen sprachlichen "Manierismus" moniert, erscheint ihm dennoch die Darstellung des völlig von der Außenwelt Abgeschnittenen und der zunehmenden "Anverwandlung des Leidens" durch die Frau sehr eindrücklich und gelungen. Bucheli lobt die mit erzählerischem Temperament gepaarte "Zurückhaltung", die die Autorin walten lässt und bewundert, wie sie den großen Fragen zwischen den Zeilen Raum gibt, ohne sie ausbuchstabieren zu müssen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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