Anästhesie ist eine künstlich hervorgerufene, reversible Veränderung des "Systems" Mensch. Dabei ermöglichen die modernen Anästhesietechniken eine gezielte und selektive Beeinflussung von Bewusstseinsleistungen wie Empfindung, Erinnerung und Wahrnehmung, wie auch eine Dämpfung vegetativer Reaktionen. Somit ist das Gehirn das wichtigste Zielorgan der Anästhesie. Diese Arbeit hat den Systemansatz in der Anwendung auf die Erkennung inadäquater Anästhesiezustände zum Thema.Eine einzelne Nervenzelle ist an sich schon eine hoch nichtlineare Funktionseinheit. Doch erst durch die komplexe Verschaltung der Nervenzellen untereinander entsteht ein dynamisches System, welches Leistungen wie das Bewusstsein ermöglicht. Diese Leistungen werden heute auf die Ausbildung geordneter Strukturen zurückgeführt, durch die das System "Gehirn" spontan die Anzahl seiner Freiheitsgrade reduziert. Diese Selbstorganisation führt dazu, dass die resultierende Systemdynamik eine wesentlich niedrigere Komplexität aufweist, als aus der bloßen Summe der Einzelkomponenten zu vermuten wäre. Nichtlineare Methoden aus den Bereichen der Dimensionsanalyse, der Systemtheorie oder der Informationstheorie die Komplexität der EEG-Aktivität zu quantifizieren.Wichtiger jedoch als diese Erkenntnis ist das Ergebnis, dass diese Information direkt dazu benutzt werden kann, Zustände inadäquater Anästhesie auch in den Fällen zu erkennen, in denen die herkömmlichen Analysemethoden keine Aussage mehr ermöglichen.