Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich VWL - Finanzwissenschaft, Note: 1,7, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Institut für Öffentliche Finanzen), Veranstaltung: Seminar aktuelle Fragen der Finanzpolitik, Sprache: Deutsch, Abstract: Während der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) und dessen langwierige Rati-fizierung ein Sinnbild des bisherigen Fortschritt politischer Bemühungen darstellt, um die ausufernde Staatsschuldenkrise beherrschbar zu machen, versuchen zahlreiche Öko-nomen, allen voran Hans-Werner Sinn, auf die bereits umfangreiche, allerdings eher verdeckte Existenz äquivalenter Bail-Out Mechanismen aufmerksam zu machen, die durch unkonventionelle Maßnahmen der EZB implementiert wurden. Eine wichtige Rolle spielt dabei TARGET2 (Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System), das der Abwicklung grenzübergreifender Transaktionen dient, beispielsweise Warenimporte oder Überweisungen ins europäische Ausland. Ins-besondere Spanien und Italien haben innerhalb des Zahlungssystems enorme Verbind-lichkeiten angehäuft, die Gegenposition hierzu ist eine Forderung von rund 751 Milliar-den Euro in der Bilanz der Deutschen Bundesbank. In Kombination mit den erheblich gelockerten und - seit Februar 2012 - asymmetrisch ausgestalteten Refinanzierungsstandards der EZB, wird der Zugang zu Zentralbankli-quidität in der Europeripherie erleichtert, um dortige Zahlungsausfälle zu verhindern, da private Kapitalströme seit Ausbruch der Zahlungsbilanzkrise nahezu versiegt sind. TARGET2 bemisst das Ausmaß, in dem private Kapitalzuflüsse in Südeuropa durch Zentralbankliquidität kompensiert werden, sowie den impliziten Risikotransfer vom Privatsektor auf das Eurosystem und damit anteilig die Bundesbank. Weiterhin bezif-fern TARGET2-Salden zusätzliche Kosten, im Falle eines Austritts anderer Euromit-glieder, oder gar Zusammenbruchs der Währungsunion und zeigt auf, dass der Löwen-anteil dieser Kosten von Kernländern, insbesondere Deutschland getragen werden müss-te. Die Verhandlungsposition Deutschlands auf europapolitischer Ebene droht sich so zunehmend zu verschlechtern, während Peripheriestaaten mit immensen Verbindlich-keiten eine Nutzenkomponente im Falle eines Austritts innehalten. Dies führt unter Um-ständen dazu, dass die Mitgestaltungsfreiheit Europas größter Volkswirtschaft in Zu-kunft weiter schwindet, was den Weg in eine Schulden- und Transferunion weiter ebnen dürfte.
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