Ist weniger mehr? Mit dieser Frage im Gepäck bricht der Autor in die Wildnis Sibiriens auf. Im Selbstversuch testet er, wie man dort fern jeder Zivilisation überleben kann. Spannend und schonungslos erzählt Beck in diesem Reisebericht von seinem Jahr in einer Jurte, in der er sogar den sibirischen Winter mit Extremtemperaturen von 35 Grad minus übersteht. Bis das Eis ihn bei einer Wanderung über den zugefrorenen Baikalsee fast verschlingt.
Von den überall lauernden Gefahren berichtet Beck ebenso wie vom Glück der Stille und von der Faszination, die eine noch unberührte Natur auslösen kann. Ein Jahr am Baikalsee: sibirische Eiswüste, ursprüngliche Natur, ein Ort abseits der Hektik unserer zivilisierten Welt. Das ultimative Buch für Abenteuerlustige und Liebhaber von Extremreisen.
Von den überall lauernden Gefahren berichtet Beck ebenso wie vom Glück der Stille und von der Faszination, die eine noch unberührte Natur auslösen kann. Ein Jahr am Baikalsee: sibirische Eiswüste, ursprüngliche Natur, ein Ort abseits der Hektik unserer zivilisierten Welt. Das ultimative Buch für Abenteuerlustige und Liebhaber von Extremreisen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2012So übermächtig sich die Landschaft breitet
Werner Beck und seine Frau reisen gerne. Im Urlaub sind sie auf dem Yukon gepaddelt und durch die Sahara gefahren. Nun haben sie eine längere Reise unternommen, ein Jahr am Baikalsee. Darüber hat Beck ein Buch geschrieben. "Ein Jahr am Limit" nennt er es, kein Wunder, wenn man sich über Kleinigkeiten immer gleich so aufregt. Schon der im Detail beschriebene Einkauf der Ausrüstungsgegenstände in Irkutsk erschöpft die Geduld des Reisenden (und des Lesers). Als er nicht gleich eine Hütte für die Zeit am Baikal findet, "liegen die Nerven blank", und immer wieder regt er sich darüber auf, warten zu müssen. Auf Genehmigungen, auf das Schmelzen des Eises, auf Zuständige. Beck hat noch nicht gelernt, dass Warten die kleine Schwester des Reisens ist. Schließlich ist die Jurte am Baikal aufgebaut, es folgt der tägliche Kampf mit Moskitos, Angst vor Bären und Mäusen, Fischfang, Brotbacken, Holz hacken. Bestimmt hatten die Becks eine tolle Zeit. Aber musste Herr Beck darüber ein Buch schreiben? Die Gattin erwähnt er gerne als seine "tapfere Frau", haut auch sonst sprachlich daneben. Er habe, schreibt er etwa, in der kanadischen Wildnis zum ersten Mal am Blut der Freiheit geleckt. Ob weniger mehr ist, diese Frage will Beck am Baikal klären. Denn wir lebten in einer Welt, "in der Geld, Konsum, Karriere und Status zur allgegenwärtigen Gottheit erhoben werden, einer Zeit mit vielen unzufriedenen Gesichtern". Er habe hingegen auf Reisen die arme Welt kennengelernt, "in der Menschen leben mit vielen Kindern, einfachstem Essen und ohne Rente, dafür immer mit einem Lächeln auf den Lippen". Ist es möglich, heute noch so verblendet über die Welt zu schreiben? Hat Beck nie bemerkt, dass die meisten dieser lächelnden Menschen nichts lieber täten, als mit ihm zu tauschen, seinem Geld, seinem Konsum und seinem Dach überm Kopf? Becks Jurte stand dreißig Kilometer von Ust Barguzin entfernt, einem Dorf mit 8500 Einwohnern. "In der Wildnis ausgesetzt" ist etwas anders, auch wenn der sibirische Winter kalt sein kann
bär
"Auszeit am Baikalsee - Ein Jahr am Limit" von Werner Beck. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2011. 204 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 18 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Werner Beck und seine Frau reisen gerne. Im Urlaub sind sie auf dem Yukon gepaddelt und durch die Sahara gefahren. Nun haben sie eine längere Reise unternommen, ein Jahr am Baikalsee. Darüber hat Beck ein Buch geschrieben. "Ein Jahr am Limit" nennt er es, kein Wunder, wenn man sich über Kleinigkeiten immer gleich so aufregt. Schon der im Detail beschriebene Einkauf der Ausrüstungsgegenstände in Irkutsk erschöpft die Geduld des Reisenden (und des Lesers). Als er nicht gleich eine Hütte für die Zeit am Baikal findet, "liegen die Nerven blank", und immer wieder regt er sich darüber auf, warten zu müssen. Auf Genehmigungen, auf das Schmelzen des Eises, auf Zuständige. Beck hat noch nicht gelernt, dass Warten die kleine Schwester des Reisens ist. Schließlich ist die Jurte am Baikal aufgebaut, es folgt der tägliche Kampf mit Moskitos, Angst vor Bären und Mäusen, Fischfang, Brotbacken, Holz hacken. Bestimmt hatten die Becks eine tolle Zeit. Aber musste Herr Beck darüber ein Buch schreiben? Die Gattin erwähnt er gerne als seine "tapfere Frau", haut auch sonst sprachlich daneben. Er habe, schreibt er etwa, in der kanadischen Wildnis zum ersten Mal am Blut der Freiheit geleckt. Ob weniger mehr ist, diese Frage will Beck am Baikal klären. Denn wir lebten in einer Welt, "in der Geld, Konsum, Karriere und Status zur allgegenwärtigen Gottheit erhoben werden, einer Zeit mit vielen unzufriedenen Gesichtern". Er habe hingegen auf Reisen die arme Welt kennengelernt, "in der Menschen leben mit vielen Kindern, einfachstem Essen und ohne Rente, dafür immer mit einem Lächeln auf den Lippen". Ist es möglich, heute noch so verblendet über die Welt zu schreiben? Hat Beck nie bemerkt, dass die meisten dieser lächelnden Menschen nichts lieber täten, als mit ihm zu tauschen, seinem Geld, seinem Konsum und seinem Dach überm Kopf? Becks Jurte stand dreißig Kilometer von Ust Barguzin entfernt, einem Dorf mit 8500 Einwohnern. "In der Wildnis ausgesetzt" ist etwas anders, auch wenn der sibirische Winter kalt sein kann
bär
"Auszeit am Baikalsee - Ein Jahr am Limit" von Werner Beck. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2011. 204 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 18 Euro.
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