Das ist Abenteuer pur: Mit einem alten Ford Pick Up in zwei Jahren »on the road« von Alaska nach Feuerland! Durch die Wälder Kanadas und die Einsamkeit Alaskas, durch den Wilden Westen der USA über Mexiko nach Südamerika. Über Steilpässe und Hochplateaus, durch Schlaglöcher und die Steppen Patagoniens. Großartige Bilder, spannende Berichte und persönliche Tagebuchnotizen erzählen von dieser mutigen und außergewöhnlichen Reise durch 15 Länder.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2009Wilde Natur statt Glitzerwelt
Der Münchener Fotograf Michael Boyny begibt sich gemeinsam mit seiner Frau auf eine zweijährige Reise entlang der legendären Panamericana von Alaska bis Feuerland. Amerika erscheint ihm als illusionäre Projektionsfläche des Pioniergeistes der Aussiedler und Aussteiger, der Gold- und Glückssucher, als Spiegelkabinett der Abgründe, Sehnsüchte und Ausflüchte der menschlichen Seele. Boynys Bildreportage stellt den mondänen Glitzerwelten und Themenparks der Vereinigten Staaten die Harmonie von Natur und Architektur des alten Amerikas gegenüber: etwa die Sonnenpyramide von Teotihuacán, oder er begibt sich abseits der Touristenströme auf die Suche nach Quetzal, dem "Göttervogel" der Maya und Azteken, in die Bergnebelwälder von Honduras, kontrastiert in Bild und Wort das Leben in Megastädten mit alternativen Lebensentwürfen an den Außenposten der Zivilisation, etwa die für ihre strickenden Männer bekannte Insel im Titicacasee. Boyny interessieren weniger die Trendschmieden für Musik und Mode als ethnologische Restbestände und Refugien des authentischen Savoir-vivre. Die "reiche, aber sterile Welt der USA" steht kontrapunktisch zur "armen, aber sinnlichen Gegenwelt" Mexikos. Dabei gilt sein Augenmerk der Konvertierung und Kolonialisierung der Ethnien und Lebensformen, welche die Nord-Süd-Reise "seit Mexiko begleitet"; dabei glaubt er sogar einen Überbietungsgestus der neuerschaffenen katholischen Kultur gegenüber den Gotteshäusern des alten Europas zu erkennen. Das Buch überzeugt weniger durch literarische Qualität - die Texte versuchen und vermögen die Unmittelbarkeit und Poesie der Panoramen nicht zu überbieten - als in den aus der einheimischen Lebenswelt gegriffenen Aufnahmen. Das Rauhe ist das Revier des Fotografen. Die Bilderbögen, welche die Schichtung und Überlagerung europäisch-amerikanischer, indianischer und karibischer Elemente, von alten Hochkulturen und McDonaldisierung offenlegen und die indigene Unterdrückungsgeschichte als Begleitkulisse der Reise illustrieren, relativieren die Sorgen der Überflussgesellschaft. Die chronologisch gehaltenen Kapitel werden von narrativ-reflektierenden Tagebucheinträgen aufgelockert.
sg
"Auszeit zu zweit. In zwei Jahren von Alaska nach Feuerland" von Michael Boyny. C.J. Bucher Verlag, München 2008. 192 Seiten, ca. 250 Abbildungen. Gebunden, 34,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Münchener Fotograf Michael Boyny begibt sich gemeinsam mit seiner Frau auf eine zweijährige Reise entlang der legendären Panamericana von Alaska bis Feuerland. Amerika erscheint ihm als illusionäre Projektionsfläche des Pioniergeistes der Aussiedler und Aussteiger, der Gold- und Glückssucher, als Spiegelkabinett der Abgründe, Sehnsüchte und Ausflüchte der menschlichen Seele. Boynys Bildreportage stellt den mondänen Glitzerwelten und Themenparks der Vereinigten Staaten die Harmonie von Natur und Architektur des alten Amerikas gegenüber: etwa die Sonnenpyramide von Teotihuacán, oder er begibt sich abseits der Touristenströme auf die Suche nach Quetzal, dem "Göttervogel" der Maya und Azteken, in die Bergnebelwälder von Honduras, kontrastiert in Bild und Wort das Leben in Megastädten mit alternativen Lebensentwürfen an den Außenposten der Zivilisation, etwa die für ihre strickenden Männer bekannte Insel im Titicacasee. Boyny interessieren weniger die Trendschmieden für Musik und Mode als ethnologische Restbestände und Refugien des authentischen Savoir-vivre. Die "reiche, aber sterile Welt der USA" steht kontrapunktisch zur "armen, aber sinnlichen Gegenwelt" Mexikos. Dabei gilt sein Augenmerk der Konvertierung und Kolonialisierung der Ethnien und Lebensformen, welche die Nord-Süd-Reise "seit Mexiko begleitet"; dabei glaubt er sogar einen Überbietungsgestus der neuerschaffenen katholischen Kultur gegenüber den Gotteshäusern des alten Europas zu erkennen. Das Buch überzeugt weniger durch literarische Qualität - die Texte versuchen und vermögen die Unmittelbarkeit und Poesie der Panoramen nicht zu überbieten - als in den aus der einheimischen Lebenswelt gegriffenen Aufnahmen. Das Rauhe ist das Revier des Fotografen. Die Bilderbögen, welche die Schichtung und Überlagerung europäisch-amerikanischer, indianischer und karibischer Elemente, von alten Hochkulturen und McDonaldisierung offenlegen und die indigene Unterdrückungsgeschichte als Begleitkulisse der Reise illustrieren, relativieren die Sorgen der Überflussgesellschaft. Die chronologisch gehaltenen Kapitel werden von narrativ-reflektierenden Tagebucheinträgen aufgelockert.
sg
"Auszeit zu zweit. In zwei Jahren von Alaska nach Feuerland" von Michael Boyny. C.J. Bucher Verlag, München 2008. 192 Seiten, ca. 250 Abbildungen. Gebunden, 34,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main