In der Andersch-Forschung fehlte bisher eine Analyse der Erzählungen mit der Zentralfigur Franz Kien. Diese Texte bilden einen Zyklus literarischer Erzählprosa mit selbstbiographischer Darstellungsabsicht: Der Autor spricht von einer Autobiographie in Erzählungen und von Franz Kien als seinem anderen Ich. Die bedeutsame Erfahrungssituationen aus Anderschs Leben thematisierenden Kien-Geschichten verdanken sich dem Versuch, ein Bewußtsein persönlicher Verantwortung für lebensgeschichtliches Handeln erzählerisch umzusetzen. Die Textinterpretationen zeigen, daß in Anderschs Erinnerungen an seine Handlungsprobleme immer wieder Schuldgefühle hervortreten. Auch für die eigene Biographie gilt dabei ein Geschichtsbild, das trotz aller Melancholie die Entscheidungsfähigkeit des Individuums als historische Gestaltungskraft anerkennt.