Die amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers (1917-1967) hat zwar kein umfangreiches literarisches Werk hinterlassen, aber mit ihren wenigen Romanen und Erzählungen - allen voran „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ oder „Die Ballade vom traurigen Café“ - hat sie Meilensteine der Weltliteratur
geschaffen.
Ihre Romane und Erzählungen sind erst jüngst wieder als Taschenbuchausgaben im…mehrDie amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers (1917-1967) hat zwar kein umfangreiches literarisches Werk hinterlassen, aber mit ihren wenigen Romanen und Erzählungen - allen voran „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ oder „Die Ballade vom traurigen Café“ - hat sie Meilensteine der Weltliteratur geschaffen.
Ihre Romane und Erzählungen sind erst jüngst wieder als Taschenbuchausgaben im Diogenes Verlag erschienen. Ergänz wird diese Edition nun durch „Die Autobiografie“, die die Autorin im letzten Jahr ihres Lebens verfasste. Die Memoiren trugen den provisorischen Titel „Illumination and Night Glare“.
McCullers Leben stand unter dem Fluch einer Reihe von Schlaganfällen, von lebenslangem Rauchen und Alkoholkonsum. Den ersten Schlaganfall erlitt sie bereits 1941. Die weiteren Schlaganfälle beeinträchtigen vor allem immer stärker ihr Sehvermögen. So konnte sie im Laufe des Jahres 1967 den Entwurf zu ihrer Autobiografie nur noch diktieren. Eine ganze Heerschar von Freunden, Familienmitgliedern und studentischen Hilfskräften waren dabei behilflich.
In diesen unvollendeten Memoiren schaut Carson McCullers zurück auf ihr liebevolles Elternhaus in Georgia, ihre ersten Schreibversuche, ihre turbulente Ehe mit Reeves McCullers, ihre Freundschaften mit Tennessee Williams, Karen Blixen, Elizabeth Brown, Edith Sitwell und Marilyn Monroe.
Ein wichtiger Aspekt ist auch die Auseinandersetzung mit ihrem frühen literarischen Erfolg, denn mit ihrem Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ (1940) wurde sie über Nacht zu einer „etablierten literarischen Persönlichkeit“. Wie sie kritisch eingesteht: „ich war viel zu jung, um zu verstehen, was da mit mir geschah oder welche Verantwortung damit verbunden war“.
Die vielleicht bedeutsamsten Betrachtungen widmen sich ihrer schwierigen Beziehung zu Reevers und den Gründen ihrer Scheidung. Nicht zuletzt führt McCullers auch eine freimütige Diskussion ihrer Krankheiten, die ihr Leben beeinträchtigten und weit vor der Zeit beendeten. Neben „Illumination and Night Glare“ enthält der Band außerdem das Expóse zu ihrem Romandebüt und den Briefwechsel mit ihrem Mann aus den Jahren 1944 und 1945.
McCullers Autobiografie ist als ein Versuch zu verstehen, zukünftigen Generationen ihr Leben mit seinen Erfolgen und Misserfolgen darzulegen. Als Hilfe für den Leser vervollständigen eine ausführliche Chronologie, eine Bibliografie sowie ein Personen- und Werkregister den autobiografischen Text.
Manfred Orlick