Für den Autokäufer entscheidet häufig schon der erste Blick auf ein Fahrzeug, ob er sich dafür oder dagegen entscheidet. Ausschlaggebend ist in diesem Falldie Formensprache, die sichüber das Automobildesign vermittelt. Automobildesign und Technik beschreibt die Abhängigkeiten zwischen Formgebung und technischer Machbarkeit. Ohne ein vom Kunden akzeptiertes Außen- und Innendesign lässt sich ein Automobil schlecht verkaufen. Autoren sind die erfolgreichen Automobildesigner und die -techniker der großen Autoproduzenten. Sie zeigen die Lösungen zwischen technischen Zwängen, wie Aerodynamik, Produktion, Gesetzes- und Kundenanforderungen. Damit steht erstmals ein Werk zur Verfügung, das gleichzeitig die Welt des Designs und die Welt der Technik näher bringt.
Design und Technik des Automobils bedingen sich gegenseitig. Aus dieser Situation heraus sind nicht nur angenehme Folgen für den Umgang mit ihm entstanden. Hinzu kommen Forderungen von Gesellschaft und Politik, die Wünsche der Kunden und die Ertragsziele der Hersteller: Was hätte aus dem Auto werden können, wenn es einfach für sich erwachsen geworden wäre? Ohne die ihm angeborenen (?) und auferlegten Zwänge? Hätten wir ein anderes Auto, wenn es sich in einem freien Spiel der Kräfte hätte durchsetzen müssen und es nicht von Vorschriften, Gesetzen und Normen begleitet worden wäre? Erste Ansätze für Antworten auf diese Fragen liefert "Automobildesign und Technik". Das gewichtige und etwas brav im Stil einer Materialsammlung für einen Volkshochschulkurs konzipierte und gestaltete Werk ist herausgegeben worden von Hans-Hermann Braess und Ulrich Seiffert, beides Persönlichkeiten der deutschen Automobilentwicklung und bekannt als Autoren für "Technik und Motor". Das übersichtlich gegliederte Buch mit knapp zwei Dutzend hoch zu rühmenden Fachautoren zeigt Zusammenhänge und Einschränkungen für Technik und für Design beim Entstehen und beim Bewerten der formalen Gestalt von Automobilen auf. Der Leser wird beinahe sachte an die Hand genommen und mit einer gewissen Behutsamkeit in die Materie eingeführt, und wenn er sich durch die in der Regel sehr verständlich geschriebenen Beiträge durchgearbeitet hat (ein nebliger Sonntagnachmittag genügt dafür nicht), weiß er deutlich mehr als zuvor über Entstehen und Abhängigkeiten von Autodesign und dessen Eingewobensein in ein Netz aus technischen Forderungen, künstlerischen Erwägungen und technischen Bedingungen. Weshalb manche Formen so sind, wie sie einen (nicht) ansprechen, das wird dem Leser mit jeder Seite deutlicher. Deshalb ist das nicht billige Buch jedem zu empfehlen, der beim Blick auf ein Auto über das Stadium der Äußerung "gefällt mir" hinauskommen möchte.
WOLFGANG PETERS
Automobildesign und Technik. Formgebung, Funktionalität, Technik. Herausgegeben von Hans-Hermann Braess und Ulrich Seiffert, Friedr. Vieweg und Sohn Verlag, Wiesbaden, 361 Seiten, etwa 550 Fotos und Abbildungen, 69 Euro.
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