Peter Schmidt Warum soll ein Buch über Autoritarismus und Gesellschaft geschrie ben werden, wenn eine ganze Reihe von Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich in deutscher und englischer Sprache vorliegen? Eine Antwort hierfür bildet die überraschende Stabilität der Demo kratie in Deutschland nach dem Zusammenbruch des Faschismus 1945. Es stellte sich die Frage wie ein Land, das in seiner Mehrheit dem Natio nalsozialismus zugestimmt hatte innerhalb kurzer Zeit zu einer stabilen Demokratie werden konnte, wo doch die Personen und Persönlichkeiten sich nicht plötzlich nach 1945 geändert haben. Liegt somit die Stabilität der deutschen Demokratie an besseren institutionellen Regelungen oder daran, daß tatsächlich durch den Wechsel von Generationen weniger au toritätshörige Personen in Deutschland leben. Diese Frage benötigt zur Beantwortung sowohl zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhobene Da ten als auch Daten aus verschiedenen politischen Systemen. Um beides haben wir uns in dem vorliegenden Band bemüht. Grundlegend für die Arbeiten zum Autoritarismus ist das Werk" The Authoritarian Personality" (im folgenden als AP bezeichnet), von Ad orno, Frenkel-Brunswik, Levinson und Sanford, 1950 in den USA ver öffentlicht (vgl. hierzu Scheepers 1994, Wiggershaus 1986). Bezogen auf seine Wirkungsgeschichte war aufrcillig, daß zunächst wie Heintz bereits 1958 analysierte, ein großer Widerstand in der Rezepetion dieser Theo rie in der akademischen und auch in der nicht-akademischen Welt in Deutschland zu verzeichnen war. Die erste deutsche Fassung erschien 1973 im Suhrkamp Verlag, umfaßte allerdings nur 359 der 990 Seiten des ursprünglichen Werkes.