Die Gedichte der größten amerikanischen Lyrikerin der Gegenwart. Erstmals auf Deutsch. Übersetzt von Ulrike Draesner.
Averno ist der Name eines vulkanischen Kratersees in der Nähe von Neapel. Für die alten Römer war hier der Eingang zur Unterwelt. Die Mythologie, die Natur, der Mensch zwischen Liebe, Leben und Tod - das sind die Themen der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten amerikanischen Dichterin Louise Glück. Ihre Gedichte erscheinen zum ersten Mal auf deutsch, übersetzt von der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulrike Draesner, in einer zweisprachigen Ausgabe.
Prisma
20.
Eine Nacht im Sommer. Geräusche eines Sommersturms.
Die großen Platten verschieben und unsichtbar verwandeln sich -
Und in dem dunklen Zimmer die Liebenden, schlafen einander im Arm.
Wir sind, jeder von uns, der eine, der als erster erwacht,
als erster sich bewegt und da im ersten Morgenrot
den Fremden sieht.
Louise Glück zählt mit ihren inzwischen zehn Gedichtbänden zu den bedeutendsten amerikanischen Lyrikerinnen. Sie gehört zu jenen Poeten, die wie Vergil die Unterwelt erforschen, um die Essenz des Menschen zu finden. Averno, der Eingang zur Unterwelt, ist zugleich die Verbindung zwischen den Welten, ermöglicht einen Austausch, aber keine Versöhnung. Ob in kollektiven oder individuellen Mythen, Louise Glück spürt unsere ältesten, tiefsten und unergründlichsten Ängste auf: Einsamkeit, Vergessen, Liebesverlust, Nicht-Sein.
Sich ihnen zu stellen, bedeutet Klarheit, was wichtiger sein kann als Trost: »Stimmt, es gibt nicht genug Schönheit in der Welt./Und stimmt, ich bin nicht berufen, sie wieder herzustellen./Auch Offenheit gibt es nicht, hier kann ich vielleicht von Nutzen sein.«
Ihre klare, schöne Sprache, der musikalische Rhythmus und die raffiniert verwobenen Bilder und Motive sind ebenso ihr Markenzeichen wie die verblüffenden Volten, die sie immer wieder schlägt. Die 18 Gedichte in Averno sind Spiegelungen unseres Daseins im Hier und Jetzt, gefasst in Worte von berückender Schönheit.
Averno ist der Name eines vulkanischen Kratersees in der Nähe von Neapel. Für die alten Römer war hier der Eingang zur Unterwelt. Die Mythologie, die Natur, der Mensch zwischen Liebe, Leben und Tod - das sind die Themen der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten amerikanischen Dichterin Louise Glück. Ihre Gedichte erscheinen zum ersten Mal auf deutsch, übersetzt von der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulrike Draesner, in einer zweisprachigen Ausgabe.
Prisma
20.
Eine Nacht im Sommer. Geräusche eines Sommersturms.
Die großen Platten verschieben und unsichtbar verwandeln sich -
Und in dem dunklen Zimmer die Liebenden, schlafen einander im Arm.
Wir sind, jeder von uns, der eine, der als erster erwacht,
als erster sich bewegt und da im ersten Morgenrot
den Fremden sieht.
Louise Glück zählt mit ihren inzwischen zehn Gedichtbänden zu den bedeutendsten amerikanischen Lyrikerinnen. Sie gehört zu jenen Poeten, die wie Vergil die Unterwelt erforschen, um die Essenz des Menschen zu finden. Averno, der Eingang zur Unterwelt, ist zugleich die Verbindung zwischen den Welten, ermöglicht einen Austausch, aber keine Versöhnung. Ob in kollektiven oder individuellen Mythen, Louise Glück spürt unsere ältesten, tiefsten und unergründlichsten Ängste auf: Einsamkeit, Vergessen, Liebesverlust, Nicht-Sein.
Sich ihnen zu stellen, bedeutet Klarheit, was wichtiger sein kann als Trost: »Stimmt, es gibt nicht genug Schönheit in der Welt./Und stimmt, ich bin nicht berufen, sie wieder herzustellen./Auch Offenheit gibt es nicht, hier kann ich vielleicht von Nutzen sein.«
Ihre klare, schöne Sprache, der musikalische Rhythmus und die raffiniert verwobenen Bilder und Motive sind ebenso ihr Markenzeichen wie die verblüffenden Volten, die sie immer wieder schlägt. Die 18 Gedichte in Averno sind Spiegelungen unseres Daseins im Hier und Jetzt, gefasst in Worte von berückender Schönheit.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.02.2008KURZKRITIK
Fehlgriff im Hades
Am Kratersee: Die amerikanische Lyrikerin Louise Glück
Was soll er der Entführten sagen, sobald sie erkennt, wo sie sich befindet? „Ich liebe dich, nichts kann dich verletzen”? Hades überlegt lange, wählt dann aber einen Satz, der „ihm als besserer /Anfang erscheint, treffender”: „Du bist tot, nichts kann dich verletzten”. Persephone ist nun in sein Reich eingegangen, und erst nach einem Schiedsspruch Jupiters erlangt ihre Mutter Ceres zumindest das Recht, sie während der Hälfte des Jahres bei sich zu haben, im Diesseits, dort, wo der Lago d’Averno liegt.
Der kleine Kratersee in der Nähe Neapels galt den Römern als Zugang zur Unterwelt. Dem nun auf Deutsch vorliegenden Gedichtband der amerikanischen Lyrikerin Louise Glück leiht er den Namen. Ulrike Draesner hat „Averno” verlässlich und zurückhaltend übersetzt, manchmal aber gar zu eng an der englischen Satzbildung. Doch auch der Blick aufs Original bereitet nicht unbedingt Lust: neben einigen starken Momenten wie dem eben zitierten „Hingabemythos” wirken die Gedichte in diesem Band doch recht schwach. Man fragt sich, warum die Dichterin in den USA so hohes Ansehen genießt. Ihre handfeste Art, mit antiken Stoffen umzugehen, ist zwar sympathisch und erinnert an ihre große Kollegin Anne Carson. Wo diese aber fest zupackt und Neues formt, greift Glück leider häufig daneben. Das kraftvolle Pathos der antiken Bildwelt verwandelt sich bei ihr oft in gedanklichen Kitsch, der so beschwörend wie schwammig von der „Seele” spricht. Überdies trägt Glück ihr Künstlertum mit einiger Gespreiztheit vor sich her: „Etwas später nahm ich es auf mich, / Künstler zu werden, / diesen Eindrücken eine Stimme zu geben.” Eine große Bürde scheinbar, die sie unseretwegen nicht hätte auf sich nehmen müssen.TOBIAS LEHMKUHL
LOUISE GLÜCK: Averno. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Draesner. Luchterhand Verlag, München 2007. 174 Seiten, 16 Euro.
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Fehlgriff im Hades
Am Kratersee: Die amerikanische Lyrikerin Louise Glück
Was soll er der Entführten sagen, sobald sie erkennt, wo sie sich befindet? „Ich liebe dich, nichts kann dich verletzen”? Hades überlegt lange, wählt dann aber einen Satz, der „ihm als besserer /Anfang erscheint, treffender”: „Du bist tot, nichts kann dich verletzten”. Persephone ist nun in sein Reich eingegangen, und erst nach einem Schiedsspruch Jupiters erlangt ihre Mutter Ceres zumindest das Recht, sie während der Hälfte des Jahres bei sich zu haben, im Diesseits, dort, wo der Lago d’Averno liegt.
Der kleine Kratersee in der Nähe Neapels galt den Römern als Zugang zur Unterwelt. Dem nun auf Deutsch vorliegenden Gedichtband der amerikanischen Lyrikerin Louise Glück leiht er den Namen. Ulrike Draesner hat „Averno” verlässlich und zurückhaltend übersetzt, manchmal aber gar zu eng an der englischen Satzbildung. Doch auch der Blick aufs Original bereitet nicht unbedingt Lust: neben einigen starken Momenten wie dem eben zitierten „Hingabemythos” wirken die Gedichte in diesem Band doch recht schwach. Man fragt sich, warum die Dichterin in den USA so hohes Ansehen genießt. Ihre handfeste Art, mit antiken Stoffen umzugehen, ist zwar sympathisch und erinnert an ihre große Kollegin Anne Carson. Wo diese aber fest zupackt und Neues formt, greift Glück leider häufig daneben. Das kraftvolle Pathos der antiken Bildwelt verwandelt sich bei ihr oft in gedanklichen Kitsch, der so beschwörend wie schwammig von der „Seele” spricht. Überdies trägt Glück ihr Künstlertum mit einiger Gespreiztheit vor sich her: „Etwas später nahm ich es auf mich, / Künstler zu werden, / diesen Eindrücken eine Stimme zu geben.” Eine große Bürde scheinbar, die sie unseretwegen nicht hätte auf sich nehmen müssen.TOBIAS LEHMKUHL
LOUISE GLÜCK: Averno. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Draesner. Luchterhand Verlag, München 2007. 174 Seiten, 16 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit hohem Lob bedenkt Jürgen Brocan diesen Gedichtband der Lyrikerin Louise Glück, einer Neuschreibung des antiken Persephone-Mythos. Er schätzt die hervorragende Komposition des Bands, die Verknüpfung der Motive und die "schnörkellose", lyrische, aber nie pathetische Sprache. Das Werk vereint in seinen Augen im Durchspielen des antiken Mythos sämtliche Themen und Fragen, die die Dichterin von Anfang an umgetrieben haben: Abschied und Rückkehr, Körper und Seele, fatale Mutter-Tochter-Bindungen, Zukunftsängste und Erinnerungen, Schönheit, Natur, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Liebe. Bisweilen scheinen ihm diese Themen "allzu schmerzhaft subjektiv" behandelt. Andererseits sieht er gerade darin eine Stärke der Gedichte: "dass sie im gleichen Atemzug robust und verletzlich sind".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wie ist es möglich, dass diese wunderbar unkomplizierten Gedichte in natürlicher Rede, die zugleich doppelbödig und musikalisch raffiniert komponiert sind, erst jetzt bei uns bekannt werden?" Die Welt