Awelum, rebellischer Grübler, unsteter Liebhaber mehrerer Frauen, Dichter und Familienvater, ist tief gekränkt, als er von seiner Moskauer Geliebten Sonja verlassen wird. Während ihm seine Frau Melania in Tbilissi duldsam den Rücken freihält, riskiert er die Aufdeckung der heimlichen Treffen mit seiner wahren Liebe, der Pariser Slawistin Françoise, durch den KGB. Und doch: Trotz seiner in ihr verkörperten Liebe zu Europa kann er sich von den kulturellen Wurzeln, seiner Heimat Georgien, nicht lösen. Vielmehr wird seine Geliebte "den Samen der Liebe von hier heraustragen, aus der moderigen…mehr
Awelum, rebellischer Grübler, unsteter Liebhaber mehrerer Frauen, Dichter und Familienvater, ist tief gekränkt, als er von seiner Moskauer Geliebten Sonja verlassen wird. Während ihm seine Frau Melania in Tbilissi duldsam den Rücken freihält, riskiert er die Aufdeckung der heimlichen Treffen mit seiner wahren Liebe, der Pariser Slawistin Françoise, durch den KGB. Und doch: Trotz seiner in ihr verkörperten Liebe zu Europa kann er sich von den kulturellen Wurzeln, seiner Heimat Georgien, nicht lösen. Vielmehr wird seine Geliebte "den Samen der Liebe von hier heraustragen, aus der moderigen Finsternis der Gefängnisverliese hinaus in die freie Welt". Dieser in einem unentwegten Gedankenstrom mitreißende Roman spielt vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Tbilissi in den Jahren 1991/92. Indem er die Sehnsucht nach Freiheit und das Unvermögen, mit ihr zu leben, beschreibt, wird Awelum zur Metapher für die großen Umbrüche am Ende des letzten Jahrhunderts.
Tschiladse, Otar§Otar Tschiladse, 1933 im georgischen Sighnaghi geboren, gilt als der bedeutendste georgische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Zeitlebens engagierte sich der Lyriker, Dramatiker und Romancier für die Eigenständigkeit Georgiens und gegen die fast zweihundertjährige Übermacht russischen, später sowjetischen Einflusses. Tschiladse starb 2009.
Lichtenfeld, Kristiane§Kristiane Lichtenfeld, 1944 geboren, studierte Slawistik in Berlin und Warschau. Seit 1980 ist sie freie Übersetzerin aus dem Polnischen, Russischen und Georgischen. 1999 erhielt sie den Matschabeli-Übersetzerpreis, 2015 den georgischen Literaturpreis Saba für die Übersetzung von Otar Tschiladses Roman »Der Garten der Dariatschangi«.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Cornelius Wüllenkemper bereitet die Leser dieses Romans auf eine nicht ganz leichte Lektüre vor, auf literarische Verwirrspiele und doppelte Böden. Aber wer sich auf Otar Tschiladses Romanwerk einlasse, verspricht der Rezensent, werde von einem "hypnotischen Gedankenstrom" erfasst, aus dem es kein Entrinnen gebe. Tschiladse folgt in seinem Epos dem Leben des fiktiven Schriftstellers Awelum durch die Geschichte des sowjetischen Georgiens und dessen eigenes Imperium der Liebe. In Bezug auf die Frauenfiguren scheut der Rezensent nicht die höchsten Vergleiche (Emma Bovary, Anna Karenina, Effi Briest!), bewundert aber ebenso Tschiladse Fabulierkunst wie seine "brillant formulierte" Selbstverortung als Schriftsteller im Kampf um die Freiheit.