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Ein weiterer Beitrag zur deutschen Hochschulreform
Der Aufbau dieses Lehrbuchs entspricht der modularen Struktur der neuen Bachelor-Studiengänge. Eine systematischeund historische Einführung entwirft den Grundriß der Germanistik mit ihren Teildisziplinen. Auf sie folgt die praktische Einübung germanistischer Arbeitstechniken. Die Basismodule sind in Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft sowie Fachdidaktik gegliedert. Die anschließenden Aufbaumodule vertiefen die Kenntnisse der Studierenden. Das Ergänzungsmodul setzt einen Schwerpunkt im Bereich der aktuellen Gegenwartsliteratur.…mehr

Produktbeschreibung
Ein weiterer Beitrag zur deutschen Hochschulreform
Der Aufbau dieses Lehrbuchs entspricht der modularen Struktur der neuen Bachelor-Studiengänge. Eine systematischeund historische Einführung entwirft den Grundriß der Germanistik mit ihren Teildisziplinen. Auf sie folgt die praktische Einübung germanistischer Arbeitstechniken. Die Basismodule sind in Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft sowie Fachdidaktik gegliedert. Die anschließenden Aufbaumodule vertiefen die Kenntnisse der Studierenden. Das Ergänzungsmodul setzt einen Schwerpunkt im Bereich der aktuellen Gegenwartsliteratur.
Autorenporträt
Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal ist Professor im Fach Deutsch an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2008

Zerstückelung einer großen Dame
Die Germanistik nach Bologna: Ein wirres, braves Lehrbuch
Die Germanistik ist, wie jeder weiß, eine zerstückelte Dame. Nicht nur zerfällt sie in einen sprach- und einen literaturwissenschaftlichen Teil, auch hat der wissenschaftliche Fortschritt sie mit Herzenslust fragmentiert. So reicht sie dem einen ihre nährende Brust, weist dem anderen das Gesäß oder ihre linke Wade – aber als Gesamtgestalt ist sie nur eine Fata Morgana diverser Selbstverständigungsdebatten. Noch jüngst hat der Historiker Ulrich Herbert sie in Berlin als Beispiel eines Faches ohne innere Einheit angeführt. Dies mag auch daran liegen, dass jedes ihrer Teile über mehr Appetit verfügt als ein ganzes Damenkränzchen. Heißhungrig wird verschlungen, was andernorts gedacht: philosophische Häppchen, soziologische Theorien, psychoanalytische Modelle, medienwissenschaftliche Befunde.
Ob dies in der Kunstgeschichte oder Hirnforschung anders ist? Gewiss ist, dass die Vielfalt der Gegenstände, Themen und Methoden viel mit der ungeheuren Größe des Fachs zu tun hat und dass der überbordende Reichtum jeden Studenten vor Probleme stellt. Er muss in seiner Person wenigstens für Augenblicke eine Einheit herstellen, Berührungspunkte, Korrespondenzen entdecken, will er im Geisterreich der deutschen Sprache und Literatur nicht planlos umherirren und vor jedem Gespenst erschrecken.
Die Orientierung ist nach der Einführung der Bachelor-Studiengänge kaum einfacher geworden. Von den Diskussionen darüber gelangen nur wenige in die allgemeine Öffentlichkeit, die das Zerrbild vom Germanisten als prätentiösen Schwätzer ohnehin viel zu sehr liebt, um sich durch Sachkenntnis davon abbringen zu lassen. In diesen Tagen nun ist ein Lehrbuch zum „BA–Studium” Germanistik erschienen, das zum ersten Mal Literaturwissenschaft, Linguistik, Mediävistik, Fachdidaktik und Medienwissenschaft vereint und ausdrücklich die Kurzzeitstudenten der Gegenwart anspricht (Klaus-Michael Bogdal, Kai Kauffmann, Georg Mein: BA-Studium. Germanistik. Ein Lehrbuch. Reinbek bei Hamburg. 345 Seiten, 12,95 Euro).
In den neunziger Jahren existierten zwei große Programme zur Erneuerung des Faches. Den einen ging es um die kulturwissenschaftliche Fundierung, den anderen um eine Re-Philologisierung. Das neue Lehrbuch schlägt beide Wege aus, setzt einen eindeutig literaturtheoretischen Schwerpunkt, räumt dem philologischen Handwerk zu wenig Platz ein und presst in Basis-, Aufbau- und Ergänzungsmodule für sechs Semester, was zuvor ein Magister Artium nach zehn (oft mehr) Semestern hat wissen sollen.
Widerspruch und Feinfühligkeit
Ein Fluchtpunkt, von dem her sich irgendwie das Wissen organisieren ließe, fehlt, und so ist dieses Lehrbuch – auch seiner gremienfesten Sprache wegen – eine zähe Angelegenheit. Vieles wird problematisiert, aber nicht die Probleme und Fragen, die literarische Werke oder die Sprachentwicklung aufwerfen, stehen im Zentrum, sondern solche der Kategorisierung, Rubrifizierung, auf Deutsch: des Einordnens und Abheftens. Das ist nur zum Teil dem Charakter eines Lehrbuchs geschuldet. Hier mustert ein Fach seine Bestände, es wird mehr über Ordnungskonzepte als über die Gegenstände gesprochen. Das gelingt etwa im Fall der Mediengeschichte recht erfrischend, erzeugt aber im Ganzen den Eindruck einer willkürlichen und damit sinnlosen Anhäufung von Kenntnissen.
Da erfährt man dann, dass „das Konstrukt” „Weimarer Klassik” „problematisch” sei, weil nur wenige Schriftsteller daran beteiligt waren. Dabei existieren doch Gründe in der Sache: Auf Schiller und Goethe bezogen sich nun einmal die anderen: die Romantiker, Kleist, Hölderlin, selbst Iffland. Und was soll ein Student mit der Mitteilung: in der Lyrik der Aufklärung seien „Formen mit lehrhaftem Charakter stark vertreten”? Ein Satz zu Brockes, dann wird behauptet, „auf ähnliche Weise” habe Albrecht von Haller die Alpen geschildert, weniger lehrhaft schrieben andere. Etwas später „vermehrten sich” Stimmen, die dem Ästhetischen Autonomie zusprachen.
Was treibt Literaturgeschichte voran? Was garantiert ihre Einheit? Wie sind allmähliche Veränderungen, auch Revolutionen zu erklären? Die Fragen werden kaum gestellt. Ein Zufall ist das nicht. In der wirren Einleitung liegt der Schwerpunkt auf den allgemeinen Kompetenzen der Germanisten: Sie können viel lesen, rasch recherchieren, gut kommunizieren und so weiter. „Fachspezifische Qualifikationen” werden nur pflichtschuldig erwähnt. Dabei will man doch von Germanisten wissen, ob Anglizismen ärgerlich sind, was man seiner Tochter vorlesen sollte, welche Fontane-Ausgabe die beste ist, warum Baron Ochs im „Rosenkavalier” so viel Platz beansprucht, ob „Die Vermessung der Welt” wirklich ein Roman ist, welches Deutsch-Lehrbuch dem polnischen Freund zu empfehlen ist. Allein indem sie solche Urteilskompetenzen, ästhetische und historische Urteilskraft, züchtet, sichert Germanistik ihre Akzeptanz und wird, wie es hier floskelhaft heißt, zur „gesellschaftsbezogenen und gesellschaftskritischen Reflexionsinstanz”. Eine Spürnase für Klischees, Lust am Widerspruch und Feinfühligkeit gegenüber ihren Gegenständen gehören dazu. Dann müsste am Anfang allerdings stets die Frage stehen: Was will ich erklären, verstehen? Sonst wird die gute Dame vollends zerschreddert. JENS BISKY
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