Joyce Carol Oates
Gebundenes Buch
Babysitter
Roman Von der internationalen Bestsellerautorin von 'Blond' 'Beunruhigend, geheimnisvoll, gewandt, düster und auf unheimliche Weise glaubhaft.' Margaret Atwood
Übersetzung: Morawetz, Silvia
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Der gefeierte neue Roman von Joyce Carol Oates und »definitiv eines ihrer besten Bücher« (Observer).Detroit, in den späten 1970ern: Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden; Mikey, der sich mit zwielichtigen Aufträgen durchschlägt, beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen; und dann ist da dieser Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Berühmtheit erlangt - eine rätselhafte Figur mit augenscheinlichen Verbindungen zur Elite Detroits, der jedoch bisher jeglicher Vergeltung entkam.Währe...
Der gefeierte neue Roman von Joyce Carol Oates und »definitiv eines ihrer besten Bücher« (Observer).
Detroit, in den späten 1970ern: Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden; Mikey, der sich mit zwielichtigen Aufträgen durchschlägt, beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen; und dann ist da dieser Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Berühmtheit erlangt - eine rätselhafte Figur mit augenscheinlichen Verbindungen zur Elite Detroits, der jedoch bisher jeglicher Vergeltung entkam.
Während Hannah dem Mann, den sie nur unter dem Namen Y. K. kennt, zunehmend verfällt, scheint auch der Babysitter immer näher zu kommen. Und erneut verschwindet ein Kind direkt aus Hannahs Nachbarschaft.
»Joyce Carol Oates wird immer noch besser.« Oprah Daily
»Gewagt und unvergesslich.«The Guardian
»Babysitter ist eine Geistergeschichte ohne Geister, aber von einer derartigen Spannung, dass man mehrere Herzinfarkte riskiert. Mit Vorsicht lesen.« Oyinkan Braithwaite,The New York Times Book Review
»Wenn man mich fragt, ist Oates einfach die durchweg originellste, brillanteste, neugierigste und kreativste Autorin, die wir im Moment haben.« Gillian Flynn (Autorin von »Gone Girl«)
Detroit, in den späten 1970ern: Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden; Mikey, der sich mit zwielichtigen Aufträgen durchschlägt, beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen; und dann ist da dieser Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Berühmtheit erlangt - eine rätselhafte Figur mit augenscheinlichen Verbindungen zur Elite Detroits, der jedoch bisher jeglicher Vergeltung entkam.
Während Hannah dem Mann, den sie nur unter dem Namen Y. K. kennt, zunehmend verfällt, scheint auch der Babysitter immer näher zu kommen. Und erneut verschwindet ein Kind direkt aus Hannahs Nachbarschaft.
»Joyce Carol Oates wird immer noch besser.« Oprah Daily
»Gewagt und unvergesslich.«The Guardian
»Babysitter ist eine Geistergeschichte ohne Geister, aber von einer derartigen Spannung, dass man mehrere Herzinfarkte riskiert. Mit Vorsicht lesen.« Oyinkan Braithwaite,The New York Times Book Review
»Wenn man mich fragt, ist Oates einfach die durchweg originellste, brillanteste, neugierigste und kreativste Autorin, die wir im Moment haben.« Gillian Flynn (Autorin von »Gone Girl«)
Joyce Carol Oates wurde 1938 in Lockport, New York, geboren. Sie zählt zu den bedeutendsten amerikanischen Autorinnen der Gegenwart. Für ihre zahlreichen Romane und Erzählungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem National Book Award. 2019 erhielt sie den Jerusalem Prize. Joyce Carol Oates lebt in Princeton, New Jersey, wo sie Literatur unterrichtet.

Produktbeschreibung
- Verlag: Ecco / Ecco Verlag
- Originaltitel: Babysitter
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 624
- Erscheinungstermin: 19. März 2024
- Deutsch
- Abmessung: 193mm x 126mm x 45mm
- Gewicht: 576g
- ISBN-13: 9783753000831
- ISBN-10: 3753000833
- Artikelnr.: 67766458
Herstellerkennzeichnung
Ecco
Valentinskamp 24
20354 Hamburg
vertrieb@harpercollins.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Bei Joyce Carol Oates sind vor allem die Gefühle wichtig, die wir selbst nicht so gut verstehen können, weiß Rezensent Hendrik Buchholz: Hier ist es die Protagonistin Hannah, deren Verhalten auch für sie selbst undurchsichtig bleibt. Der Roman spielt Anfang der Siebziger in Detroit, ein Serienkiller läuft frei herum und Hannah lässt sich auf eine Affäre mit einem ihr unbekannten Mann ein, erfahren wir. Er vergewaltigt sie, was für Buchholz "unangenehm" zu lesen ist, in der genauen Darstellung durch Oates aber nicht voyeuristisch. Komplexe Gefühle zwischen Ennui, Schuld und verquerer Liebe werden hier vor dem Hintergrund einer Gesellschaft geschildert, die sich am Wendepunkt befindet - entstanden ist ein Buch, das auch viele Jahre nach der Erstveröffentlichung noch hochaktuell und packend ist, befindet der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gibt es kein Entkommen aus der sich zuziehenden Schlinge? Jedenfalls nicht für die Lesenden, die gar nicht anders können, als dem Ganzen atemlos zu folgen. Stefan Kister Stuttgarter Zeitung 20240406
Ein Klopfen an der Hotelzimmertür
In "Babysitter" erzählt Joyce Carol Oates die Geschichte einer freiwilligen Unterwerfung
Joyce Carol Oates äußerte einmal in einer Dokumentation über ihr Lebenswerk, dass ihre Romanfiguren von Gefühlen geleitet werden, die ihnen selbst ein Rätsel bleiben. Oates' Interesse an der verborgenen Motivlage menschlicher Handlungen speist sich wohl aus schlichter Lebenserfahrung: Im Moment einer Entscheidung kann ein undurchsichtiges Gefühl die Motivation für eine Handlung sein, das keine Antwort auf die Frage zulässt, warum man dies oder jenes getan hat. In arger Umdeutung Adornos könnte nach der Lektüre von Oates' Werken folgender Eindruck verbleiben: Wahr sind nur die Gefühle, die sich
In "Babysitter" erzählt Joyce Carol Oates die Geschichte einer freiwilligen Unterwerfung
Joyce Carol Oates äußerte einmal in einer Dokumentation über ihr Lebenswerk, dass ihre Romanfiguren von Gefühlen geleitet werden, die ihnen selbst ein Rätsel bleiben. Oates' Interesse an der verborgenen Motivlage menschlicher Handlungen speist sich wohl aus schlichter Lebenserfahrung: Im Moment einer Entscheidung kann ein undurchsichtiges Gefühl die Motivation für eine Handlung sein, das keine Antwort auf die Frage zulässt, warum man dies oder jenes getan hat. In arger Umdeutung Adornos könnte nach der Lektüre von Oates' Werken folgender Eindruck verbleiben: Wahr sind nur die Gefühle, die sich
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nicht verstehen lassen.
In Oates' neuem Roman "Babysitter", der zu Beginn der Siebzigerjahre in der Stadt Detroit spielt, kanalisiert sich diese unklare Handlungsmotivation in einer Schlüsselszene: Hannah Jarret, Mutter zweier Kinder und Ehefrau, steht vor der Entscheidung nach einer Spendengala entweder nach Hause zu ihrer Familie zu fahren oder sich in ein Hotelzimmer zu einem Mann zu begeben, den sie bisher nur einmal gesehen hat, und sich mit ihm auf eine Affäre einzulassen. "Ein Uhr, dann 13:15 Uhr: Erstaunlich, dass Hannah (noch) zu keinem Entschluss gekommen ist. Die vor Aufregung feuchtkalten Hände zittern, so ängstlich und nervös ist sie. Wird sie von der Zufahrt zum Marriott nach links (in Richtung Auffahrt auf die Interstate an der Marple Road) oder wird sie wie das brave kleine Frauchen gleich nach rechts abbiegen (und nach Far Hills zurückfahren)."
Y.K. nennt sich der Fremde, den sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt hat. Hannah entscheidet sich dafür, zu ihm zu fahren. Eine fatale Entscheidung, denn sie wird vergewaltigt. In expliziter Darstellung lässt Oates keinen Zweifel daran, dass es sich um keinen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr handeln kann. Die Verbalisierung von sexueller Gewalt durch Oates ist unangenehm zu lesen, verfällt aber nicht in einen Voyeurismus, denn die konkreten Schilderungen unterstehen einem Zweck: die defizitäre Urteilsfähigkeit der Protagonistin offenbar werden zu lassen. Denn Hannah Jarret ist nach dem Übergriff, der nicht der einzige bleiben soll, zwar körperlich lädiert, aber in Hochstimmung, hat sie, ihrer Meinung nach, doch endlich einen Geliebten, der unbegrenztes, liebevolles Interesse an ihr zeige. In der Folge entfaltet sich ein tragisches und intensives Geschehen, in dem das Innenleben von Oates' Romancharakter durch eine Schicht an chronischen Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen schonungslos an die Oberfläche gebracht wird.
Das geschilderte Umfeld bietet dabei einen gelungenen Hintergrund, vor dem sich Hannahs Selbstunterwerfung entwickelt. Als Tochter eines reichen und angesehenen Familienpatriarchen aufgewachsen und mit einem wohlhabenden Mann verheiratet, über dessen Geschäfte Hannah nichts weiß, verfolgt sie in Far Hills, einem Wohnort mit großen, isoliert stehenden Anwesen, nur ein einziges Ziel: das amerikanische Familienbild einer erfolgreichen Oberschicht zu repräsentieren.
Ein Gefühl der Selbstwirksamkeit will sich in einem solchen Leben nicht einstellen, sind doch Schlüsselaufgaben zum Erhalt der Familie in andere Hände gegeben. Die geldbringende Arbeit übernimmt ihr Ehemann Wes und die Erziehung der Kinder die philippinische Hausangestellte Ismelda. Da bleibt nur die Organisation der traditionsreichen Spendengalas für ehrenamtliche Zwecke, die Hannah kurzlebige Momente des Triumphes bescheren.
Detroit ist noch dazu ein raues Pflaster, nachdem Unruhen 1967 zu vielen Todesfällen geführt und die Angst vor einem sogenannten Rassenkrieg bei der weißen Oberschicht genährt haben. Dazu kommt eine Serie an Kindermorden von einem Täter, der in der Presse nur "Babysitter" genannt wird. Die Babysittermorde sind wahren Kindesentführungen eines Serienkillers in Detroit nachempfunden. Der gesamte Roman kann als eine historische Betrachtung einer gehobenen, amerikanischen Gesellschaftsschicht zu Beginn der Siebzigerjahre gelesen werden. Joyce Carol Oates lebte selbst lange Zeit in Detroit und ließ hier einige ihrer berühmtesten Geschichten vor dem Hintergrund tatsächlicher, historischer Ereignisse stattfinden.
In gewisser Weise tragen die MeToo-Debatten der letzten Jahre dazu bei, dass dieser Roman einen so überwältigenden Eindruck auf den Leser macht. MeToo hat nicht nur der Schauspielwelt den Glamour geraubt, sondern auch den Wohlfühlort des Luxushotelzimmers in einen Tatort verwandelt. Oates nutzt diese Assoziation, um ihrer Erzählung den Schrecken realer Ereignisse zu verleihen. Hinzu kommt die Frage um die Ursache von Selbstunterwerfung in Zwangsverhältnisse, die häufig mit juristischen Schuldzuweisungen und moralischen Überzeugungen diskutiert wird. Oates zeigt, dass Literatur solche menschlichen, rätselhaft erscheinenden Handlungen plausibel zu sezieren vermag. Denn sie weiß ihrer Figur die nötige Tiefe zu geben, jeden Schritt ihrer Gedanken dem Leser preiszugeben und so ein Psychogramm von einer Frau zu erstellen, die es nicht schafft, sich von Abhängigkeiten zu lösen, sondern diese explizit sucht.
Wie eine im Spinnennetz gefangene Beute gerät ihre Protagonistin mit jedem Widerwillen nur noch fester in die Gefangenschaft ihres Peinigers. Entstanden ist ein packendes, herausragendes Buch. HENDRIK BUCHHOLZ
Joyce Carol Oates: "Babysitter". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz. Ecco Verlag, Hamburg 2024. 512 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Oates' neuem Roman "Babysitter", der zu Beginn der Siebzigerjahre in der Stadt Detroit spielt, kanalisiert sich diese unklare Handlungsmotivation in einer Schlüsselszene: Hannah Jarret, Mutter zweier Kinder und Ehefrau, steht vor der Entscheidung nach einer Spendengala entweder nach Hause zu ihrer Familie zu fahren oder sich in ein Hotelzimmer zu einem Mann zu begeben, den sie bisher nur einmal gesehen hat, und sich mit ihm auf eine Affäre einzulassen. "Ein Uhr, dann 13:15 Uhr: Erstaunlich, dass Hannah (noch) zu keinem Entschluss gekommen ist. Die vor Aufregung feuchtkalten Hände zittern, so ängstlich und nervös ist sie. Wird sie von der Zufahrt zum Marriott nach links (in Richtung Auffahrt auf die Interstate an der Marple Road) oder wird sie wie das brave kleine Frauchen gleich nach rechts abbiegen (und nach Far Hills zurückfahren)."
Y.K. nennt sich der Fremde, den sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt hat. Hannah entscheidet sich dafür, zu ihm zu fahren. Eine fatale Entscheidung, denn sie wird vergewaltigt. In expliziter Darstellung lässt Oates keinen Zweifel daran, dass es sich um keinen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr handeln kann. Die Verbalisierung von sexueller Gewalt durch Oates ist unangenehm zu lesen, verfällt aber nicht in einen Voyeurismus, denn die konkreten Schilderungen unterstehen einem Zweck: die defizitäre Urteilsfähigkeit der Protagonistin offenbar werden zu lassen. Denn Hannah Jarret ist nach dem Übergriff, der nicht der einzige bleiben soll, zwar körperlich lädiert, aber in Hochstimmung, hat sie, ihrer Meinung nach, doch endlich einen Geliebten, der unbegrenztes, liebevolles Interesse an ihr zeige. In der Folge entfaltet sich ein tragisches und intensives Geschehen, in dem das Innenleben von Oates' Romancharakter durch eine Schicht an chronischen Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen schonungslos an die Oberfläche gebracht wird.
Das geschilderte Umfeld bietet dabei einen gelungenen Hintergrund, vor dem sich Hannahs Selbstunterwerfung entwickelt. Als Tochter eines reichen und angesehenen Familienpatriarchen aufgewachsen und mit einem wohlhabenden Mann verheiratet, über dessen Geschäfte Hannah nichts weiß, verfolgt sie in Far Hills, einem Wohnort mit großen, isoliert stehenden Anwesen, nur ein einziges Ziel: das amerikanische Familienbild einer erfolgreichen Oberschicht zu repräsentieren.
Ein Gefühl der Selbstwirksamkeit will sich in einem solchen Leben nicht einstellen, sind doch Schlüsselaufgaben zum Erhalt der Familie in andere Hände gegeben. Die geldbringende Arbeit übernimmt ihr Ehemann Wes und die Erziehung der Kinder die philippinische Hausangestellte Ismelda. Da bleibt nur die Organisation der traditionsreichen Spendengalas für ehrenamtliche Zwecke, die Hannah kurzlebige Momente des Triumphes bescheren.
Detroit ist noch dazu ein raues Pflaster, nachdem Unruhen 1967 zu vielen Todesfällen geführt und die Angst vor einem sogenannten Rassenkrieg bei der weißen Oberschicht genährt haben. Dazu kommt eine Serie an Kindermorden von einem Täter, der in der Presse nur "Babysitter" genannt wird. Die Babysittermorde sind wahren Kindesentführungen eines Serienkillers in Detroit nachempfunden. Der gesamte Roman kann als eine historische Betrachtung einer gehobenen, amerikanischen Gesellschaftsschicht zu Beginn der Siebzigerjahre gelesen werden. Joyce Carol Oates lebte selbst lange Zeit in Detroit und ließ hier einige ihrer berühmtesten Geschichten vor dem Hintergrund tatsächlicher, historischer Ereignisse stattfinden.
In gewisser Weise tragen die MeToo-Debatten der letzten Jahre dazu bei, dass dieser Roman einen so überwältigenden Eindruck auf den Leser macht. MeToo hat nicht nur der Schauspielwelt den Glamour geraubt, sondern auch den Wohlfühlort des Luxushotelzimmers in einen Tatort verwandelt. Oates nutzt diese Assoziation, um ihrer Erzählung den Schrecken realer Ereignisse zu verleihen. Hinzu kommt die Frage um die Ursache von Selbstunterwerfung in Zwangsverhältnisse, die häufig mit juristischen Schuldzuweisungen und moralischen Überzeugungen diskutiert wird. Oates zeigt, dass Literatur solche menschlichen, rätselhaft erscheinenden Handlungen plausibel zu sezieren vermag. Denn sie weiß ihrer Figur die nötige Tiefe zu geben, jeden Schritt ihrer Gedanken dem Leser preiszugeben und so ein Psychogramm von einer Frau zu erstellen, die es nicht schafft, sich von Abhängigkeiten zu lösen, sondern diese explizit sucht.
Wie eine im Spinnennetz gefangene Beute gerät ihre Protagonistin mit jedem Widerwillen nur noch fester in die Gefangenschaft ihres Peinigers. Entstanden ist ein packendes, herausragendes Buch. HENDRIK BUCHHOLZ
Joyce Carol Oates: "Babysitter". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz. Ecco Verlag, Hamburg 2024. 512 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Bei Joyce Carol Oates sind vor allem die Gefühle wichtig, die wir selbst nicht so gut verstehen können, weiß Rezensent Hendrik Buchholz: Hier ist es die Protagonistin Hannah, deren Verhalten auch für sie selbst undurchsichtig bleibt. Der Roman spielt Anfang der Siebziger in Detroit, ein Serienkiller läuft frei herum und Hannah lässt sich auf eine Affäre mit einem ihr unbekannten Mann ein, erfahren wir. Er vergewaltigt sie, was für Buchholz "unangenehm" zu lesen ist, in der genauen Darstellung durch Oates aber nicht voyeuristisch. Komplexe Gefühle zwischen Ennui, Schuld und verquerer Liebe werden hier vor dem Hintergrund einer Gesellschaft geschildert, die sich am Wendepunkt befindet - entstanden ist ein Buch, das auch viele Jahre nach der Erstveröffentlichung noch hochaktuell und packend ist, befindet der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Harter Stoff von JCO
Ein neuer Roman der großen amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates ist fast immer etwas besonders. Babysitter ist ein verstörender, auch spannender Roman und gleichzeitig ein Porträt einer bestimmten Zeit in den USA. Es sind die siebziger in der …
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Harter Stoff von JCO
Ein neuer Roman der großen amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates ist fast immer etwas besonders. Babysitter ist ein verstörender, auch spannender Roman und gleichzeitig ein Porträt einer bestimmten Zeit in den USA. Es sind die siebziger in der näheren Umgebung von Detroit. Eine gefährliche Zeit mit Rassenunruhen, die die weiße Mittelschicht ängstigte und es geht ein Serienmörder um, genannt Babysitter, da er Kinder entführt, foltert und tötet.
Beim Lesen musste ich mehrfach an den Film Summer of Sam denken, der zeitlich und thematisch nahe liegt.
Die Spannungen der Zeit sind greifbar.
Im Mittelpunkt steht Hannah, eine verheiratet Frau und Mutter kleiner Kinder, die sich auf eine gefährliche Affäre einlässt. Anhand ihrer Position schafft Joyce Carol Oates eine subtile Gesellschaftskritik.
Es ist ein Roman, der eine soghafte Wirkung entfaltet. Die erste Romanhälfte habe ich am Stück gelesen und war völlig gefesselt.
Ich denke, Joyce Carol Oates ist trotz ihrer Erfolge beinahe noch eine unterschätzte Autorin.
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Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte um eine Frau dreht, die sich mit ihrer Affäre immer tiefer verstrickt, in einer …
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Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte um eine Frau dreht, die sich mit ihrer Affäre immer tiefer verstrickt, in einer (bescheidenen) Gegend, in der ein Kindermörder sein Unwesen treibt.
Das wiederum hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wie sich die Geschichte zueinander verhält.
Was ich dann bekam, war ziemlich heftig!
Zu Anfang musste ich mich erst an den Schreibstil der Autorin gewöhnen und mich darauf einlassen.
Ich kann ihn jetzt noch schlecht beschreiben und irgendwie ging am Anfang die Geschichte mal vor und mal zurück, mit einigen Zwischensequenzen – die hatten es aber in sich!
Die ersten Kapitel – oder mehr Abschnitte – werden unterschiedlich erzählt, wobei mich „Als wir starben“ echt geschockt hat. Ich bin nun wirklich nicht zartbesaitet, - ich lese auch Bücher, wo das Blut rausläuft – aber dieses Kapitel war so intensiv und obwohl es schon fast poetisch war, war es auch auf grausame Art eine Schilderung aus Sicht der toten, umgebrachten Kinder nach ihrem Tod.
Im anderen Strang geht es um Hannah.
Eine typische Hausfrau und Mutter in einem gut betuchten Haushalt mit Haushaltshilfe. Das Ganze in einem noblen Vorort von Detroit, mitten in den 70er-Jahren, in der die Ehefrau nur für Mann, Kinder und wohltätige Zwecke verantwortlich ist.
Hannah fühlt sich teilweise gelangweilt und auch nicht wirklich dazugehörig. Ihr Mann, nur selten zu Hause, ist immer mit seinem Job beschäftigt und versucht immer mehr zu schaffen, als er gerade erreicht hat.
Dementsprechend ist auf Veranstaltungen auch mehr Schein als Sein zwischen Hannah und ihrem Mann. Hannah lebt eigentlich nur für ihre zwei Kinder, Katya du Conor, beide noch im Vorchul- und Grundschulalter.
Sie hat die typische Einstellung zu ihrem Leben aus der Zeit.
Aber dann taucht ein gewisser Y.K, auf einer Veranstaltung auf, der so eine Präsenz und Bestimmtheit für Hannah an den Tag legt, dass sie sich tatsächlich auf eine Affäre mit ihm einlässt....
Diese Affäre läuft schon beim ersten Treffen völlig aus dem Ruder, doch Hannah glaubt in ihrer kleinen Welt, dass sie es genauso verdient hat und wird ihm hörig.
Und Nein! Wer jetzt in eine Richtung denkt, es wird KEIN „Fifty Shades of Grey“!
Hannah gerät immer tiefer in den Strudel ihres „Geliebten“.
Im Hinterkopf sieht sie, dass Y.K. ihr alles andere als guttut und sie will es auch beenden, aber nur ein Wink von ihm und sie steht wieder unter Strom… Ihr Mann bekommt von allem nichts mit, bis auf einmal, als die Spuren an Hannah nicht zu übersehen sind. Aber da verstricken sich beide in immer mehr Widersprüche – Hannah, weil sie ihren „Geliebten“ nicht verraten will und ihr Mann, der sich in seiner heilen Welt nichts anderes vorstellen kann, als dass es nur Schwarze sein konnten, die Hannah überfallen haben. Denn außerhalb des behüteten Vorortes laufen zu der Zeit Rassenkämpfe, da ist es kein Wunder, dass sie sich auch langsam in ihrer Gegend ausbreiten. Was anderes lassen seine Gedanken gar nicht zu. Er steigert sich da so hinein, dass es kein gutes Ende gibt….
In dieser Geschichte können wir sehen, wie sich die Spiralen auf der einen Seite immer weiter aufschrauben können. Zum anderen aber auch, wie weit sie abwärts gehen können. Zu Anfang hatte ich viele Fragezeichen über meinem Kopf schwirren.
Außerdem hatte ich ein wenig mit dem Schreibstil zu kämpfen, da immer viel einzelne Wörter innerhalb eines Satzes in Klammern gesetzt wurden.
aber als ich mich an dieser Schreibweise gewöhnt habe, kam eine ganz andere Stimmung auf.
Durch ihr kam zum einen der Rassenkonflikt viel mehr zutage, aber auch die Denkweise in andere Situationen der einzelnen Personen kamen so mehr zum Vorschein. Ich kann es wirklich nicht erklären, wie die Stimmung auf mich wirkte und ich glaube sogar, dass sie auf die Leserschaft unterschiedlich wirken kann.
Und wer sich jetzt fragt, was Hannahs Geschichte mit dem „Babysitter“ zu tun hat, dem kann ich nur sagen, dass ich mich das auch gefragt habe – aber beide Stränge geben einen Sinn, der sich während der Geschichte erschließt.
Diese Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen und nicht wieder losgelassen!
Sie hat geschockt, mit Tatsachen, die auch in der heutigen Zeit und Gesellschaft immer noch mit Kindern und Frauen in verschiedenen Bereichen passieren. Die Autorin hat hier geschickt Tatsachen aus der Zeit mit Fiktion gemischt, denn zu der Zeit hat es dort wirklich eine Reihe von Kindermorden und Rassenaufstände gegeben.
Mein Fazit:
Ein Buch, das so harmlos daherkommt, aber nichts für schwache Nerven ist und bei dem eine Triggerwarnung auf keinen Fall fehlen sollte!
Eine Geschichte wie ein Unfall. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht.
Eine Geschichte mit einem Ende, dass jeder Leser für sich selbst abschließen kann…. Und noch lange im Kopf bleibt.
Schon jetzt mein Highlight für dieses Jahr!
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