Die Bach-Lektüren sind Texte, die in die Tiefe und unverwechselbare Originalität Bachscher Musik führen. Der Komponist und Musikwissenschaftler Heinrich Poos hat sie in dreieinhalb Jahrzehnten akribischer Werkerforschung verfasst. Diese Neuedition ist posthum zu seinem Vermächtnis geworden, nicht nur für Bach-Forscher und Bach-Kenner, nicht nur für praktizierende Musiker, sondern auch für interessierte Liebhaber der Musik Johann Sebastian Bachs. Die Beschäftigung mit den Bach-Lektüren ist Einladung und Herausforderung, wir werden reich beschenkt aus der Lektüre entlassen. In der Einleitung zu einem seiner zentralen Texte über Bach, "Kreuz und Krone sind verbunden", schreibt Poos: "Ein wesentlicher Konsens gegenwärtiger Bach-Forschung besteht darin, dass das in rhetorischer Tradition konzipierte Werk nur in dieser Tradition zum Sprechen zu bringen ist. Bach wird als, 'Ideenmusiker' verstanden. Er komponiert nicht mit Tönen, sondern mit Gedanken. Bach verfügte, wie jeder andere Komponist, über eine begrenzte Anzahl von Ausdrucksschemata, mit Hilfe derer es ihm möglich war, Inhalte auszudrücken und dabei für den Hörer verständlich zu bleiben. Die Kunst, die er als Meister ,artis inveniendi' in seinen Werken demonstrierte, ist die Fähigkeit zu unerschöpflichem Verwandeln und Anverwandeln überlieferter musiksprachlicher Muster; ihre 'originalitas' ist eine durch 'tiefes Nachsinnen' erworbene, immer vollkommenere Anschauung eines Zeichenhaften und Beredten in überliefertem Material."