Als Thomaskantor in Leipzig widmete sich Johann Sebastian Bach in seinem zweiten Amtsjahr dem Vorhaben, die aktuellen Formen der Kantate mit den Traditionen der protestantischen Choralbearbeitung zu verbinden. Der Jahrgang der Choralkantaten wurde zwar zunächst nicht abgeschlossen, doch wurde er in den folgenden Jahren weiter ergänzt und bildet mit rund 50 Werken einen maßgeblichen Anteil am Œuvre Bachs. Die gattungsgeschichtlichen Voraussetzungen und die eigenen Vorarbeiten Bachs machen die Aufgaben verständlich, die sich der Komponist in seinem größten zyklischen Projekt stellte. Die faszinierende Vielfalt und Eigenart seiner Lösungen erweist sich, wenn man die kombinatorische Integration des Chorals an der Kette eröffnender Chor- und solistischer Binnensätze verfolgt.