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Produktdetails
  • Verlag: DVA
  • Seitenzahl: 216
  • Abmessung: 225mm x 250mm
  • Gewicht: 866g
  • ISBN-13: 9783421051547
  • ISBN-10: 3421051542
  • Artikelnr.: 25264949
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.1999

Europa

"Bäder-Residenzen. Kuren und Amouren, Diplomatie und Intrigen" von Klaus Günzel. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998. 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 68 Mark.

Klaus Günzel rekonstruiert die goldenen Zeiten berühmter Bäder und Badender von 1785 (Goethes erstem Karlsbad-Besuch) bis 1914, betrachtet die Badekultur als Welttheater, als Jahrmarkt der Eitelkeiten und Befindlichkeiten, dokumentiert die Aufenthalte von Potentaten und Diplomaten, Kommerzienräten und Kavalieren, literarischer Lichtgestalten samt Kurschatten - das alles anhand von Memoiren, Journalen, Andenkenalben und Almanachen. Die Bäder-Residenzen ließen die Standesgrenzen zerfließen, waren Schmelztiegel und Tummelplätze des kulturellen und politischen Lebens von Beethoven bis Bismarck, Orte von Gipfelkonferenzen und Kaffeekränzchen (die berüchtigten "Karlsbader Beschlüsse" von 1819 beeinträchtigten den Kurfrieden), Geheimgesprächen und lauschigen Rendezvous. Goethe ließ sich bekanntlich nicht nur von der Muse küssen. Nachdem die Passion des hochbegabten Hochbetagten für die blutjunge Ulrike von Levetzow irdisch nicht zu vollziehen war, hat er sie in der Marienbader "Elegie" verewigt. Pyrmont avancierte in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zur "Sommerresidenz der deutschen Aufklärung". Die Petersburger Adeligen beehrten die sanften Anlagen und vermehrten die Spielhöllen von Wiesbaden, Homburg und Baden-Baden. Die Wiener Hocharistokraten belagerten die böhmischen Bäder oder das biedermeierliche Baden bei Wien. In Baden-Baden promenierten bis 1870 die Notablen des Erbadels und des Geldes aus Paris. Zur Kursaison verkehrte auch die Kurtisane Marie Duplessis, Vorbild von Alexandre Dumas' "Kameliendame", in Baden-Baden. Der Autor entwirft ein pittoreskes Sittengemälde, eine Zeitreise und "Tour d'horizon" alter Badestätten und Lebensart fernab der postmodernen Retortenorte. (sg)

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