Ein furchtbarer Krach reißt den alten Bären aus seinem Winterschlaf. Brummelnd kriecht er aus seiner Höhle und entdeckt eine verletzte Ente. Er nimmt sie auf und kümmert sich liebevoll um sie. Aus dieser zufälligen Begegnung entsteht eine tiefe Verbindung.Doch eines Tages ist die Ente wieder gesund und fliegt davon - und der Bär bleibt allein zurück.Wird diese ungleiche Freundschaft die Zeit und Entfernung überdauern?Wundervoll erzählt in künstlerischen Holzschnitten von May Angeli.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2022Ende des Winterschlafs
Ente und Bär zeigen: Mut kann sehr gesellig machen
Illustration aus May Angeli: Bär und Ente
Wer möchte, kann in „Bär und Ente“ nicht nur eine Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem sehr großen und einem eher kleinen Tier erkennen, sondern auch ein Gleichnis über die seltsame Zeit, in der die Menschheit gerade steckt. Denn was ist die Pandemie schon anderes als ein gigantisches Winterschlafprogramm, das alle in ihre Wohnungen kommandiert, sobald es kalt wird, und wo sie einsam ihre Zeit rumbringen müssen, bis die ersten Sonnenstrahlen sie wieder nach draußen locken?
Ein bisschen geht es dem altersmüden Bären in dem wunderschön illustrierten Bilderbuch von der französischen Kinderbuchautorin May Angeli auch so. Nur dass es keine Sonnenstrahlen sind, die ihn aus seiner Höhle locken, sondern ein gewaltiger Krach. Den hat die Ente ausgelöst, weil sie statt in den Himmel zu fliegen, mit einem lauten Knall im dichten Brombeergestrüpp gelandet ist. „Zerknautscht und schlecht gelaunt kroch der Bär aus seiner Höhle. Trotz ihrer Schmerzen rief die Ente mutig: Wenn du näher kommst, fresse ich dich auf!“
Wie der Bär dies dann nicht tut – weil er kaum noch Zähne hat, aber vor allem, weil er sich über Gesellschaft freut –, das erzählt Angeli in wunderbar poetischen Holzschnitten, die in ihrer reduzierten Farbgebung und der klaren Formgebung ein wenig an die großen Meister der japanischen Farbholzschnittkunst erinnern, ohne diese zu imitieren. Fast schon meditativ ist die Betrachtung der Bilder – bis man ein Detail entdeckt, über das man so lächeln kann wie über die Worte der mutigen Ente.
Auffallend ist, wie der Vogel, dessen schlanker Kopf stets in kräftigem Rot aus jeder Szene hervorsticht, auch im Leben des Bären Farbtupfer setzt. Die Ente planscht mit dem Bären im Fluss und erzählt ihm anschließend beim Sonnenbad auf der grünen Wiese von ihren Abenteuern, wie sie den Jägern immer wieder entkommen ist. Mut kann eben auch sehr gesellig machen, besonders wenn man nicht mit ihm angeben, sondern seinen Freund unterhalten will. Das Buch macht so Hoffnung: auf einen Frühling nach dem Winterschlaf und eine Zeit, in der das einsame Höhlendasein vorüber ist und wir uns alle wieder an der Gesellschaft der anderen wärmen können.
LAURA WEISSMÜLLER
May Angeli: Bär und Ente. Aus dem Französischen von Cornelia Panzacchi. Magellan, 2021. 32 Seiten, 14 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ente und Bär zeigen: Mut kann sehr gesellig machen
Illustration aus May Angeli: Bär und Ente
Wer möchte, kann in „Bär und Ente“ nicht nur eine Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem sehr großen und einem eher kleinen Tier erkennen, sondern auch ein Gleichnis über die seltsame Zeit, in der die Menschheit gerade steckt. Denn was ist die Pandemie schon anderes als ein gigantisches Winterschlafprogramm, das alle in ihre Wohnungen kommandiert, sobald es kalt wird, und wo sie einsam ihre Zeit rumbringen müssen, bis die ersten Sonnenstrahlen sie wieder nach draußen locken?
Ein bisschen geht es dem altersmüden Bären in dem wunderschön illustrierten Bilderbuch von der französischen Kinderbuchautorin May Angeli auch so. Nur dass es keine Sonnenstrahlen sind, die ihn aus seiner Höhle locken, sondern ein gewaltiger Krach. Den hat die Ente ausgelöst, weil sie statt in den Himmel zu fliegen, mit einem lauten Knall im dichten Brombeergestrüpp gelandet ist. „Zerknautscht und schlecht gelaunt kroch der Bär aus seiner Höhle. Trotz ihrer Schmerzen rief die Ente mutig: Wenn du näher kommst, fresse ich dich auf!“
Wie der Bär dies dann nicht tut – weil er kaum noch Zähne hat, aber vor allem, weil er sich über Gesellschaft freut –, das erzählt Angeli in wunderbar poetischen Holzschnitten, die in ihrer reduzierten Farbgebung und der klaren Formgebung ein wenig an die großen Meister der japanischen Farbholzschnittkunst erinnern, ohne diese zu imitieren. Fast schon meditativ ist die Betrachtung der Bilder – bis man ein Detail entdeckt, über das man so lächeln kann wie über die Worte der mutigen Ente.
Auffallend ist, wie der Vogel, dessen schlanker Kopf stets in kräftigem Rot aus jeder Szene hervorsticht, auch im Leben des Bären Farbtupfer setzt. Die Ente planscht mit dem Bären im Fluss und erzählt ihm anschließend beim Sonnenbad auf der grünen Wiese von ihren Abenteuern, wie sie den Jägern immer wieder entkommen ist. Mut kann eben auch sehr gesellig machen, besonders wenn man nicht mit ihm angeben, sondern seinen Freund unterhalten will. Das Buch macht so Hoffnung: auf einen Frühling nach dem Winterschlaf und eine Zeit, in der das einsame Höhlendasein vorüber ist und wir uns alle wieder an der Gesellschaft der anderen wärmen können.
LAURA WEISSMÜLLER
May Angeli: Bär und Ente. Aus dem Französischen von Cornelia Panzacchi. Magellan, 2021. 32 Seiten, 14 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Laura Weißmüller kann beim Durchblättern von May Angelis neuem Bilderbuch gut entspannen. Die französische Kinderbuchautorin illustriert darin einen altersmüden, einsamen Bären, der durch den lauten Aufprall der abgestürzten, mutigen Ente geweckt wird, mit der er sich sogleich anfreundet, resümiert Weißmüller. Mithilfe von "wunderbar poetischen" farbreduzierten Holzschnitten wird der Rezensentin zufolge die Erzählung verbildlicht, an die japanische Farbholzschnittkunst erinnernd, aber nicht imitierend. Mit Blick auf das aktuelle pandemische Zeitgeschehen können "Bär und Ente" auch Hoffnung auf einen baldigen, metaphorischen und geselligeren Frühling nach dem einsamen Winterschlaf machen, schließt Weißmüller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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