Den Anfang des Buches, der das Kennenlernen zwischen Manon und Anatole beschreibt, fand ich wirklich schön zu lesen. Manon tat mir leid, und zu lesen, dass sie langsam eine Freundschaft zu einem älteren Herrn aufbaut, der gemeinsam mit ihr in "Der Kleine Prinz" liest, war nicht nur nachvollziehbar,
sondern auch wünschenswert für sie. Das gegenseitige Aufblühen durch die gemeinsame Zeit sowohl bei…mehrDen Anfang des Buches, der das Kennenlernen zwischen Manon und Anatole beschreibt, fand ich wirklich schön zu lesen. Manon tat mir leid, und zu lesen, dass sie langsam eine Freundschaft zu einem älteren Herrn aufbaut, der gemeinsam mit ihr in "Der Kleine Prinz" liest, war nicht nur nachvollziehbar, sondern auch wünschenswert für sie. Das gegenseitige Aufblühen durch die gemeinsame Zeit sowohl bei Manon als auch bei Anatole erschien dann kaum überraschend.
Dann entwickelt sich die Geschichte jedoch in eine andere Richtung. Manons Mutter meldet sich und eine kleine Gruppe - bestehend aus Manon, ihrem Vater Pierre, ihrer Tante Sofie und Anatole, alles ziemlich merkwürdige Gestalten, die mir durchgängig fremd blieben während der Handlung - macht sich auf die Reise zu ihr. Und mit dieser Reise verändert sich auch das Besondere an dem Buch, denn fortan konnte ich es (= das Besondere) nicht mehr finden. Die freundschaftlichen Bande zwischen Manon und Anatole werden nämlich mehr und mehr von anderen Themen verdrängt, die plötzlich - und scheinbar völlig unpassend in diesem Kontext - zur Sprache kommen. Die Autorin verliert sich meines Empfindens nach auf einmal in völlig anderen Themen, allen voran Transsexualität, Geschlechtsumwandlungen, Religion und Älterwerden sowie diverse andere Themen, die mit Manon und ihrer Traurigkeit - um die es doch wohl eigentlich hier ging - so gar nichts mehr zu tun haben. Ich hatte irgendwann das Gefühl, die Autorin hat ihr Buch genutzt, um sich zu allerlei moralischen Themen schnell mal äußern zu können, ob's nun passt oder nicht. Und in meinen Augen hat es nicht gepasst.
Letztlich ist es aber auch das Ende des Buches, das mir "völlig gegen den Strich" geht. Denn das ist einfach nur unglaubwürdig hoch zehn. Nicht nur für den Leser, sondern auch für jedes Kind, das sich vielleicht in einer ähnlichen Situation wie Manon befindet, und so ein Happy Ending im wahrem Leben nicht vorgesetzt bekommt. Wenn ich dieses Ende lese, frage ich mich wirklich, wofür die ganzen inhaltlichen Auseinandersetzungen und Diskussionen davor eigentlich gut und von Nutzen waren.
Fazit:
Meine Erwartungen und meinen Geschmack hat "Bäume reisen nachts" nicht getroffen. Zum einen bleiben mir sowohl die Figuren als auch die Geschichte als solche durchgängig fremd. Thematisch driftet die Autorin in meinen Augen ab der Mitte des Buches in zu viele fremde und nicht passende Themen ab, und das unglaubwürdige Ende setzt dem Ganzen noch die Krone auf.