Auf seinen zahlreichen Reisen rund um den gesamten Erdball hat Helmut Hirler, der Meister der Infrarotphotographie immer wieder Bäume und Baumlandschaften porträtiert. Oft wartete er über viele Stunden auf das richtige Licht, um die für ihn perfekte Aufnahme zu erzielen. Neben Baumlandschaften aus seiner Heimat Oberschwaben legt Helmut Hirler auch perfekt komponierte Aufnahmen aus ganz Europa, Afrika, sowie aus Nord- und Südamerika vor.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2014Rauscht ein Lied in manchen Zweigen
Das Verhältnis zum Baum spielt in den meisten Zivilisationen eine große Rolle, bis zum heutigen Tag. Es war nie rein sachlich, sondern durch kollektive Phantasien, heftige Wünsche und beunruhigende Ängste aufgeladen. "Waldsterben" ist genauso wenig ein neutraler Begriff wie "die grüne Lunge". Maibäume wurden seit ihrem ersten Auftauchen im Hochmittelalter als Zeichen heidnischer Wildheit immer wieder zwangsgefällt. Im Christbaum gerinnen vom neunzehnten Jahrhundert an Traditionsbewusstsein und Sentimentalität des Bürgertums. Von all dem erfährt man in den sehr informativen Essays von Elsemarie Maletzke und Doris Laudert, die wichtig sind für das volle Verständnis des Buchs. Dabei ist Helmut Hirlers "Bäume" vor allem ein überwältigender, die Präsenz und Vielfalt der Welt feiernder Fotoband. Hirler ist viel gereist; in Europa, aber auch in Nord- und Südamerika. Was er erfahren hat, dokumentiert er sorgfältig. Und doch sind seine filigran abgestuften Schwarzweißbilder pure Poesie, in vielen Fällen sogar der reinste Sinnenrausch. So wie er Bäume und Wälder zeigt, hat man sie selbst im Zeitalter der Allgegenwart der Bilder noch nicht gesehen. Das hat vielleicht mit dem Spürsinn des Fotografen zu tun, der abgelegenste Gegenden aufsucht, aber auch im Vertrauten das Außergewöhnliche entdeckt. Mehr noch aber ist es ein Resultat handwerklicher Entscheidungen: dass er mit einer schweren analogen Panoramakamera fotografiert, dass er ein Faible fürs Infrarot hat und dass er sich noch selbst in die Dunkelkammer stellt. Das hat zur Folge, dass bei ihm das Licht, das eigentliche Medium der Fotografie, eine ganz besondere Rolle spielt. Die Landschaften, die man in ungewohnter Breite sieht, werden transparent, transluzent und oft geradezu transzendent. Alles hat eine sinnliche Kraft und wirkt zugleich fast schon symbolisch. Dazu passt, dass Hirler sich seinem Gegenstand oft wie ein Architekt oder Zeichner nähert: mit einem Faible für die Struktur. Was bei ihm aber nicht einfach Reduktion bedeutet, sondern Offenheit fürs Detail und damit das Wahrnehmen der Vielfalt. So werden Bäume gelegentlich zu Wunderwesen, mit Oberflächen, die an Pelz, Watte oder Schnee erinnern. "Bäume" ist ein Buch, das einen sofort packt und begeistert. Und doch bedarf es der Versenkung, einer fast schon meditativen Dauer des Blicks, um seinen ganzen Reichtum erfassen zu können.
lem
"Bäume" von Helmut Hirler. Mit Texten von Elsemarie Maletzke, Doris Laudert und Helmut Hirler. Edition Panorama, 2014. 240 Seiten, 135 Abbildungen. Gebunden, 48 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Verhältnis zum Baum spielt in den meisten Zivilisationen eine große Rolle, bis zum heutigen Tag. Es war nie rein sachlich, sondern durch kollektive Phantasien, heftige Wünsche und beunruhigende Ängste aufgeladen. "Waldsterben" ist genauso wenig ein neutraler Begriff wie "die grüne Lunge". Maibäume wurden seit ihrem ersten Auftauchen im Hochmittelalter als Zeichen heidnischer Wildheit immer wieder zwangsgefällt. Im Christbaum gerinnen vom neunzehnten Jahrhundert an Traditionsbewusstsein und Sentimentalität des Bürgertums. Von all dem erfährt man in den sehr informativen Essays von Elsemarie Maletzke und Doris Laudert, die wichtig sind für das volle Verständnis des Buchs. Dabei ist Helmut Hirlers "Bäume" vor allem ein überwältigender, die Präsenz und Vielfalt der Welt feiernder Fotoband. Hirler ist viel gereist; in Europa, aber auch in Nord- und Südamerika. Was er erfahren hat, dokumentiert er sorgfältig. Und doch sind seine filigran abgestuften Schwarzweißbilder pure Poesie, in vielen Fällen sogar der reinste Sinnenrausch. So wie er Bäume und Wälder zeigt, hat man sie selbst im Zeitalter der Allgegenwart der Bilder noch nicht gesehen. Das hat vielleicht mit dem Spürsinn des Fotografen zu tun, der abgelegenste Gegenden aufsucht, aber auch im Vertrauten das Außergewöhnliche entdeckt. Mehr noch aber ist es ein Resultat handwerklicher Entscheidungen: dass er mit einer schweren analogen Panoramakamera fotografiert, dass er ein Faible fürs Infrarot hat und dass er sich noch selbst in die Dunkelkammer stellt. Das hat zur Folge, dass bei ihm das Licht, das eigentliche Medium der Fotografie, eine ganz besondere Rolle spielt. Die Landschaften, die man in ungewohnter Breite sieht, werden transparent, transluzent und oft geradezu transzendent. Alles hat eine sinnliche Kraft und wirkt zugleich fast schon symbolisch. Dazu passt, dass Hirler sich seinem Gegenstand oft wie ein Architekt oder Zeichner nähert: mit einem Faible für die Struktur. Was bei ihm aber nicht einfach Reduktion bedeutet, sondern Offenheit fürs Detail und damit das Wahrnehmen der Vielfalt. So werden Bäume gelegentlich zu Wunderwesen, mit Oberflächen, die an Pelz, Watte oder Schnee erinnern. "Bäume" ist ein Buch, das einen sofort packt und begeistert. Und doch bedarf es der Versenkung, einer fast schon meditativen Dauer des Blicks, um seinen ganzen Reichtum erfassen zu können.
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"Bäume" von Helmut Hirler. Mit Texten von Elsemarie Maletzke, Doris Laudert und Helmut Hirler. Edition Panorama, 2014. 240 Seiten, 135 Abbildungen. Gebunden, 48 Euro.
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