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Sie ist das bedeutendste Eisenbahnbauwerk des 20. Jahrhunderts: 4.287 Kilometer Schienenweg, 2.230 Brücken, 212 Bahnstationen, 3 Zeitzonen ... Die Baikal-Amur-Magistrale verläuft nördlich der Transsibirischen Eisenbahn zwischen Taischet und dem Pazifischen Ozean. Geplant zur Erschließung Sibiriens, wurde sie in den 1920er-Jahren zu einem Monument des stalinistischen Terrors, für das Hunderttausende von Zwangsarbeitern ihr Leben ließen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Streckenteile rückgebaut, da Schienen und Schwellen für andere Eisenbahnlinien gebraucht wurden, um die Versorgung der…mehr

Produktbeschreibung
Sie ist das bedeutendste Eisenbahnbauwerk des 20. Jahrhunderts: 4.287 Kilometer Schienenweg, 2.230 Brücken, 212 Bahnstationen, 3 Zeitzonen ... Die Baikal-Amur-Magistrale verläuft nördlich der Transsibirischen Eisenbahn zwischen Taischet und dem Pazifischen Ozean. Geplant zur Erschließung Sibiriens, wurde sie in den 1920er-Jahren zu einem Monument des stalinistischen Terrors, für das Hunderttausende von Zwangsarbeitern ihr Leben ließen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Streckenteile rückgebaut, da Schienen und Schwellen für andere Eisenbahnlinien gebraucht wurden, um die Versorgung der Roten Armee zu gewährleisten. Später dann wurde die Fertigstellung der Eisenbahnlinie von der sowjetischen Propaganda als nationales Pionierprojekt verklärt, für das jeder Bürger, jeder Betrieb seinen Beitrag zu leisten hatte ... Olivier Rolin unternimmt auf der Baikal-Amur-Magistrale eine Reise ins Herz von Russland. Eindringlich, mit großer Anteilnahme, aber auch mit feiner Ironie erzählt er von der überwältigenden Natur in diesem Teil der Erde, von halb verlassenen Städten und von Menschen, die von der Geschichte vergessen wurden. Denn in der unendlichen Weite des Landes verliert sich alles, der einstige Traum von einer gerechteren Welt ebenso wie die Hoffnung auf morgen.
Autorenporträt
Rolin, OlivierOlivier Rolin wird 1947 in Boulogne-Billancourt geboren. Die Kindheit verbringt er im Senegal, nach seinem Schulabschluss studiert er in Paris Literatur und Philosophie. 1967 tritt er der »Kommunistischen Jugend« Frankreichs bei, ein Jahr später wird er Mitglied des maoistisch orientierten »Neuen Volkswiderstands« und beteiligt sich an militanten Aktionen. Als sich die Bewegung 1973 auflöst, geht er für längere Zeit in den Untergrund. 1978 wird er Lektor und später Herausgeber in einem Pariser Verlagshaus, 1983 kommt sein erster von zwölf Romanen heraus. Für »Port Sudan« wird er 1994 mit dem Prix Femina ausgezeichnet, für »Die Papiertiger von Paris« erhält er 2003 den Prix France Culture. Bei Liebeskind erschienen bislang »Letzte Tage in Baku«, »Der Meteorologe« und »Meroe«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2019

Mit Enthusiasmus ins Nirgendwo

Olivier Rolin ist unterwegs auf einer Nebenstrecke der Transsibirischen Eisenbahn, der Baikal-Amur-Magistrale, kurz BAM. Sie führt von Taischet über 4287 Kilometer nach Sowjetskaja Gawan am Tartarensund, durch Orte von denen selbst Russland-Kenner kaum je gehört haben - es ist eine Reise in eine zerfallende Zivilisation, deren Bewohner in verrottenden Plattenbauten um ihre Würde kämpfen, aber auch in die unerbittliche und großartige Natur der Taiga. Abbildungen gibt es nicht, und es braucht auch keine, denn Rolin schreibt mit großer Leuchtkraft und Präzision von Menschen. Was ihn antreibt, ist die Liebe zu einem Land, in dem die "größte profane Utopie des zwanzigsten Jahrhunderts" ihren Ausgang nahm. Die BAM war Teil dieser Utopie. Ihr Bau begann in der Zeit des großen stalinistischen Terrors und wurde erst kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion beendet. Zehntausende ließen dabei ihr Leben. Nach den Sträflingen kamen die Pioniere, junge Leute voller Enthusiasmus, die das große Eisenbahnwerk zu Ende bringen wollten und mit allen Hoffnungen hier gestrandet sind. Nun halten sie die Erinnerungen wach. Frauen, die ein Museum einrichten zum Gedenken an die Opfer der Straflager. Jäger, die Rolin nicht nur auf die Fährten von Bären und Wölfen führen, sondern auch zu Spuren des Grauens in einem ehemaligen Straflager. Rolin war siebzig Jahre alt, als er zusammen mit einem Dolmetscher die Reise unternahm. Als junger Mann war er Mitglied einer maoistischen Gruppe, der Kommunismus war auch ein Teil seiner Hoffnungen. Ein lesenswertes, nachdenkliches und berührendes Buch.

umh.

"Baikal-Amur. Ein Reisebericht" von Olivier Rolin. Liebeskind Verlag, München 2018. 187 Seiten. Gebunden, 20 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Alex Rühle findet Olivier Rolins Reisebeschreibung von der Eisenbahnlinie "Baikal-Amur" offenbar bewegend: Der 70-jährige Franzose bereisen die Fremde, um zu verstehen, warum sich Menschen von einer Utopie bis zur Grausamkeit einnehmen lassen können, erzählt er. Nun hat Rolin sich die Eisenbahnstrecke durch Sibirien, 4287 Kilometer von Krasnojarsk bis ans Ufer des Pazifiks, ausgesucht, und besichtigt die Spuren der sowjetischen Gewalt. Wie ihm dabei die karge Landschaft, Begegnungen mit den Menschen und überraschende Einblicke ihm herzzerreißende Anhaltspunkte für die Geschichte der Gulags bieten, hat den Rezensenten ebenso beeindruckt wie die große Beschreibungskunst Rolins.

© Perlentaucher Medien GmbH