Two economists explain why financial imbalance causes civil collapse--and why America could be next. From the Roman Empire to the Ming Dynasty to Imperial Spain, the superpowers of the world have grown to become the greatest economic, political, and military forces of their time--only to collapse.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2013Grundlagen einer Weltmacht
Kann Amerika den Niedergang vermeiden?
Glenn Hubbard ist Dean der Business School der New Yorker Columbia University. Tim Kane ist Chefökonom des Hudson Institute. Wie sie selbst bekennen, hatten sich beide im letzten Wahlkampf für Mitt Romney engagiert. Im vorliegenden Buch analysieren sie die wirtschaftliche Basis von Weltmächten, wobei sie gleich in der Einführung die Auffassung vertreten, dass der Niedergang von Groß- oder Weltmächten letztlich nicht durch den Aufstieg von Konkurrenten oder militärische Niederlagen, sondern durch selbstverschuldete Schwächung der wirtschaftlichen Machtbasis verursacht wurde und wird. Das gilt auch für die Vereinigten Staaten von Amerika. Unwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge und perverse Anreize, die aus institutionellen Defiziten resultieren, machen die Autoren für Fehlentwicklungen verantwortlich wie den Ausbau eines durch Verschuldung finanzierten Sozialstaates.
Das Buch besteht aus 13 Kapiteln, wobei die ersten drei die Theorie vorstellen und die letzten drei sich dem Status quo in den Vereinigten Staaten unter besonderer Berücksichtigung Kaliforniens zuwenden. In sieben Kapiteln dazwischen werden andere Wirtschaftsräume untersucht. Die nachholende Entwicklung anderer Volkswirtschaften, auch das rasante Wachstum Chinas, beunruhigt Hubbard und Kane nicht. Sie betonen im zweiten Kapitel, dass abnehmende Vorteile der Rückständigkeit das Wachstum bremsen werden, bevor andere Länder das Pro-Kopf-Einkommen oder die Produktivität Amerikas erreichen, wie man an Europa oder Japan sehen kann.
Sie schlagen einen multiplikativ gebildeten Index wirtschaftlicher Macht vor, der sich aus dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), dem BIP pro Kopf und der Quadratwurzel der Wachstumsrate ergibt. Die Quadratwurzel hat dabei den Effekt, das Gewicht der Wachstumskomponente im Index zu verringern. Nach diesem Index hatten 17 EU-Länder 2010 zusammen nur 73 Prozent der wirtschaftlichen Macht der Vereinigten Staaten. Nicht andere Mächte gefährden die weltwirtschaftliche Vorrangstellung Amerikas, wobei die Autoren neben institutionellen auch noch verhaltenstheoretische Gesichtspunkte (beispielsweise die Prospekt-Theorie) heranziehen.
Der wirtschaftliche Niedergang des Römischen Reiches wird im vierten Kapitel durch Subventionen für Nahrungsmittel, steigende Steuern, Münzverschlechterung, daraus resultierende Inflation und in der Schlussphase eine dirigistische Wirtschaftspolitik (beispielsweise Preiskontrollen) erklärt.
Der Niedergang des kaiserlichen China wird durch ein Übermaß an politischer Zentralisierung, Innovationsfeindlichkeit der Beamtenschaft und Protektionismus statt freiem Außenhandel erklärt. Der Niedergang des spanischen Weltreiches beginnt mit fiskalischen Defiziten, Inflation, Staatsbankrott und schwachen Eigentumsrechten. Auch beim Niedergang des Osmanischen Reiches spielen Überzentralisierung und fiskalische Überlastung eine Rolle, wobei die Janitscharen besonders ausführlich behandelt werden. Der Aufstieg Japans nach der Meiji-Restauration wird durch den föderalen Charakter Tokugawa-Japans, die Offenheit für fremde Einflüsse und die Aufholchancen von Nachzüglern erklärt. Aber Sonderinteressen und Staatsschulden schwächen das Land jetzt.
Der Niedergang des britischen Weltreiches beginnt für Hubbard und Kane damit, dass die Briten den Amerikanern nicht gleiche Bürgerrechte wie den Engländern zugestanden und damit die amerikanische Unabhängigkeit verhindert haben. Die Krise Europas ist für Hubbard und Kane primär eine Staatsschuldenkrise, die durch Ausgabendisziplin zu bekämpfen ist. Das elfte Kapitel kommt für Kalifornien, das zwölfte für die Vereinigten Staaten im Wesentlichen zu demselben Ergebnis, wobei die politischen Anreize zur Verschuldung als Gefangenendilemma modelliert werden. Hubbard und Kane bleiben aber optimistisch und schlagen eine Ausgabenbremse als Verfassungsergänzung vor, von der sie sich eine wirtschaftliche Wiedergeburt erhoffen.
Das Buch ist ausgesprochen leicht lesbar. Man kann zwar den einen oder anderen Fehler in den andere Wirtschaftsräume beschreibenden Kapiteln finden, beispielsweise bei der Verortung römischer Provinzen, aber diese Mängel berühren nirgendwo die Stringenz der theoretischen Argumente. Beim Index wirtschaftlicher Macht könnte man sich entweder eine gründlichere Analyse der Gültigkeit des Indexes oder die Verwendung in ökonometrischen Analysen wünschen. Dass Bücher, die die großen Fragen von Weltwirtschaft und Weltpolitik aufwerfen, eher als Werke zu Detailfragen Mängel aufweisen, kann kein Grund sein, sich nicht mit den großen Fragen zu befassen. Das Buch ist lesenswert.
ERICH WEEDE.
Glenn Hubbard/ Tim Kane: Balance.
Simon & Schuster. New York 2013. 368 Seiten. 17 Dollar
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kann Amerika den Niedergang vermeiden?
Glenn Hubbard ist Dean der Business School der New Yorker Columbia University. Tim Kane ist Chefökonom des Hudson Institute. Wie sie selbst bekennen, hatten sich beide im letzten Wahlkampf für Mitt Romney engagiert. Im vorliegenden Buch analysieren sie die wirtschaftliche Basis von Weltmächten, wobei sie gleich in der Einführung die Auffassung vertreten, dass der Niedergang von Groß- oder Weltmächten letztlich nicht durch den Aufstieg von Konkurrenten oder militärische Niederlagen, sondern durch selbstverschuldete Schwächung der wirtschaftlichen Machtbasis verursacht wurde und wird. Das gilt auch für die Vereinigten Staaten von Amerika. Unwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge und perverse Anreize, die aus institutionellen Defiziten resultieren, machen die Autoren für Fehlentwicklungen verantwortlich wie den Ausbau eines durch Verschuldung finanzierten Sozialstaates.
Das Buch besteht aus 13 Kapiteln, wobei die ersten drei die Theorie vorstellen und die letzten drei sich dem Status quo in den Vereinigten Staaten unter besonderer Berücksichtigung Kaliforniens zuwenden. In sieben Kapiteln dazwischen werden andere Wirtschaftsräume untersucht. Die nachholende Entwicklung anderer Volkswirtschaften, auch das rasante Wachstum Chinas, beunruhigt Hubbard und Kane nicht. Sie betonen im zweiten Kapitel, dass abnehmende Vorteile der Rückständigkeit das Wachstum bremsen werden, bevor andere Länder das Pro-Kopf-Einkommen oder die Produktivität Amerikas erreichen, wie man an Europa oder Japan sehen kann.
Sie schlagen einen multiplikativ gebildeten Index wirtschaftlicher Macht vor, der sich aus dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), dem BIP pro Kopf und der Quadratwurzel der Wachstumsrate ergibt. Die Quadratwurzel hat dabei den Effekt, das Gewicht der Wachstumskomponente im Index zu verringern. Nach diesem Index hatten 17 EU-Länder 2010 zusammen nur 73 Prozent der wirtschaftlichen Macht der Vereinigten Staaten. Nicht andere Mächte gefährden die weltwirtschaftliche Vorrangstellung Amerikas, wobei die Autoren neben institutionellen auch noch verhaltenstheoretische Gesichtspunkte (beispielsweise die Prospekt-Theorie) heranziehen.
Der wirtschaftliche Niedergang des Römischen Reiches wird im vierten Kapitel durch Subventionen für Nahrungsmittel, steigende Steuern, Münzverschlechterung, daraus resultierende Inflation und in der Schlussphase eine dirigistische Wirtschaftspolitik (beispielsweise Preiskontrollen) erklärt.
Der Niedergang des kaiserlichen China wird durch ein Übermaß an politischer Zentralisierung, Innovationsfeindlichkeit der Beamtenschaft und Protektionismus statt freiem Außenhandel erklärt. Der Niedergang des spanischen Weltreiches beginnt mit fiskalischen Defiziten, Inflation, Staatsbankrott und schwachen Eigentumsrechten. Auch beim Niedergang des Osmanischen Reiches spielen Überzentralisierung und fiskalische Überlastung eine Rolle, wobei die Janitscharen besonders ausführlich behandelt werden. Der Aufstieg Japans nach der Meiji-Restauration wird durch den föderalen Charakter Tokugawa-Japans, die Offenheit für fremde Einflüsse und die Aufholchancen von Nachzüglern erklärt. Aber Sonderinteressen und Staatsschulden schwächen das Land jetzt.
Der Niedergang des britischen Weltreiches beginnt für Hubbard und Kane damit, dass die Briten den Amerikanern nicht gleiche Bürgerrechte wie den Engländern zugestanden und damit die amerikanische Unabhängigkeit verhindert haben. Die Krise Europas ist für Hubbard und Kane primär eine Staatsschuldenkrise, die durch Ausgabendisziplin zu bekämpfen ist. Das elfte Kapitel kommt für Kalifornien, das zwölfte für die Vereinigten Staaten im Wesentlichen zu demselben Ergebnis, wobei die politischen Anreize zur Verschuldung als Gefangenendilemma modelliert werden. Hubbard und Kane bleiben aber optimistisch und schlagen eine Ausgabenbremse als Verfassungsergänzung vor, von der sie sich eine wirtschaftliche Wiedergeburt erhoffen.
Das Buch ist ausgesprochen leicht lesbar. Man kann zwar den einen oder anderen Fehler in den andere Wirtschaftsräume beschreibenden Kapiteln finden, beispielsweise bei der Verortung römischer Provinzen, aber diese Mängel berühren nirgendwo die Stringenz der theoretischen Argumente. Beim Index wirtschaftlicher Macht könnte man sich entweder eine gründlichere Analyse der Gültigkeit des Indexes oder die Verwendung in ökonometrischen Analysen wünschen. Dass Bücher, die die großen Fragen von Weltwirtschaft und Weltpolitik aufwerfen, eher als Werke zu Detailfragen Mängel aufweisen, kann kein Grund sein, sich nicht mit den großen Fragen zu befassen. Das Buch ist lesenswert.
ERICH WEEDE.
Glenn Hubbard/ Tim Kane: Balance.
Simon & Schuster. New York 2013. 368 Seiten. 17 Dollar
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main