Autor László Végel weiß, worüber er schreibt, ist er doch 1941 in Srbobran (Wojwodina) im damaligen Königreich Jugoslawien als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Daher kennt er das Nicht-Dazugehören sowie die wechselnden politischen Verhältnisse. Nach seinem Studium in Novi Sad sowie in
Belgrad, arbeitete als Journalist, Autor von Drehbüchern, Bühnenstücken, Essays und…mehrAutor László Végel weiß, worüber er schreibt, ist er doch 1941 in Srbobran (Wojwodina) im damaligen Königreich Jugoslawien als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Daher kennt er das Nicht-Dazugehören sowie die wechselnden politischen Verhältnisse. Nach seinem Studium in Novi Sad sowie in Belgrad, arbeitete als Journalist, Autor von Drehbüchern, Bühnenstücken, Essays und Romanen.
Diese Familiengeschichte spielt in Novi Sad, der aktuell zweitgrößten Stadt in Serbien und Hauptstadt der Vojvodina. Auf Serbokroatisch heißt sie Novi Sad, auf Deutsch Neusatz, auf Ungarisch Újvidék und auf Slowakisch Nový Sad.
Ebenso wie die Stadt haben die Protagonisten dieses Familienromans je nach der historischen Zeit, mehrere Namen
Johann Schlemihl oder János Slemil oder Jovan Šlemil – und sein Enkel Franz/Franjo/Ferenc/ leben im Újvidék des 20. Jahrhunderts von der Zeit der Monarchie bis heute auf der ständigen Suche nach ihrer Identität und ihrem Vaterland. Die beiden gehören zu den „kleinen Leuten“, sind Handwerker und wollen eigentlich nur in Ruhe gelassen werden und ihrem Tagewerk nachgehen. Dabei mussten und müssen sie sich mit den jeweils aktuellen Machthabern arrangieren, was mitunter zu komisch anmutenden Szenen führt. So muss Johann, ein gelernter Schmied, mehrmals die Wappen ändern bzw. austauschen.
Gut dargestellt ist die Günstlingswirtschaft für Parteigenossen und ihre Angehörigen, denen Häuser, Wohnungen und Posten zuschanzt, während andere sehen müssen, wo sie bleiben.
Das Buch ist nichts für zwischendurch, da man immer genau lesen muss, in welcher Epoche man sich gerade befindet. Das inzwischen schon übliche Fehlen von Redezeichen erleichtert das Lesen auch nicht.
Der Schreibstil erinnert an manchen Stellen an Schwejk’schen Humor, ohne den vermutlich das Überleben in den wechselnden Machtverhältnissen nicht möglich gewesen wäre. Da passt der Familienname Schlemihl/Slemil/Šlemil recht gut, bedeutet er doch unter anderem „ungeschickte Person“, „Pechvogel“ oder „Narr“.
Das Buch ist in gediegener Ausstattung als Hardcover mit Lesebändchen im Verlag Wieser erschienen. Der Verlag Wieser aus Klagenfurt/Celovec ist bekannt dafür, Kleinode, also Bücher abseits des Mainstreams zu verlegen.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Buch 4 Sterne.