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Ballmann, der Held dieses Romans, ist, wie Rosendorfer selbst, Richter, und obwohl es kein autobiografischer Roman ist, kann sich der Leser darauf freuen, wie der Autor den ihm so wohl vertrauten Umkreis der Justiz ins Licht seiner scharfzeichnenden Erzählkunst stellt. Dennoch ist das Justizmilieu nur ein reich ausgeführtes Nebenthema. Und obwohl Ballmann, wie im Verlauf des Romans vermutet wird, an der Justiz leidet, ist sein Leiden übertragbar auf jeden von uns, denn es ist ein Leiden an der Welt, wie sie ist, oder - und hier beginnt der eigentliche Rosendorfersche Gedankengang - wie sie zu…mehr

Produktbeschreibung
Ballmann, der Held dieses Romans, ist, wie Rosendorfer selbst, Richter, und obwohl es kein autobiografischer Roman ist, kann sich der Leser darauf freuen, wie der Autor den ihm so wohl vertrauten Umkreis der Justiz ins Licht seiner scharfzeichnenden Erzählkunst stellt. Dennoch ist das Justizmilieu nur ein reich ausgeführtes Nebenthema. Und obwohl Ballmann, wie im Verlauf des Romans vermutet wird, an der Justiz leidet, ist sein Leiden übertragbar auf jeden von uns, denn es ist ein Leiden an der Welt, wie sie ist, oder - und hier beginnt der eigentliche Rosendorfersche Gedankengang - wie sie zu sein scheint. Ballmann nährt starke Zweifel in sich, ob die Welt so ist, wie sie scheint, ob die Wirklichkeit, wie sie sich ihm darstellt, nicht in der Tat eine Darstellung von Wirklichkeit ist, ob es nicht dringend an der Zeit wäre, ihren Konkurs anzumelden. Ballmann, Rosendorfers Held, ist das, was man heute einen Aussteiger zu nennen pflegt - natürlich ein ganz besonderer. An ihm und vor allem an der Reaktion seiner Umwelt, seiner Frau, seiner Kinder, seiner Kollegen wird der Zustand unserer Zeit deutlich gemacht. Dieses lustvoll zu lesende Buch über die Realität der Welt ist also ein Zeitroman zu alledem.'

Von jeher war Rosendorfer dann am meisten er selbst, wenn er den phantastischen Unverbindlichkeiten seiner Phantasmagorien und seiner historischen Erudition nachgab, wenn er aus skurril-geistreichen Worteinfällen und Satzgefügen Welten wie Seifenblasen aufsteigen ließ, wenn Aufwand und Ziel zusammenfielen.' Neue Zürcher Zeitung

'Ein Vorsitzender Richter flippt aus. Pikante Interna aus dem deutschen Justizwesen (...) Man kann nicht aufhören, die leichtfüßige Präzision Rosendorfers zu bewundern, mit der er die halbwahrscheinliche Geschichte erzählt. Er ist freilich noch besser, wenn er die Facetten des Alltags festhält, die allein durch die Genauigkeit des Berichts schon zur Satire werden.' Die Welt

'Rosendorfer schafft in ÔBallmanns Leiden oder Lehrbuch für Konkursrecht`, eine grandiose Beichte Justitias über das Leben und Treiben ihrer Diener. (...) Da hat man den Eindruck, daß Rosendorfer sich an ein Thema herangemacht hat, mit dem er jahrelang schwanger gegangen ist, das ist sprachlich aus einem Guß, und man möchte eigentlich gar nicht mehr aufhören zu lesen.'
Die Zeit'

Bleibender Genuß: Wer sich das Lesevergnügen von ÔBallmanns Leiden`gönnt, hat fortan mehr vom Leben, vor allem, wenn er als Prozeßpartei oder von Berufs wegen immer wieder den Absonderlichkeiten der Justiz ausgeliefert ist, die sich leichter ertragen lassen, wenn sie einmal so detailgenau und ironisch durchleuchtet wurden. Doch ÝBallmanns LeidenÜ ist weit mehr als eine brillante Milieustudie: eine Reflexion über die hauchdünne Firnis, die gutbürgerliche Normalität von nachdenklicher Verrücktheit trennt, vor allem aber eine literarische Untersuchung, wie real das ist, was wir für die Wirklichkeit halten.' Christian Ude
Autorenporträt
Herbert Rosendorfer, geb. 1934 in Bozen, ist Jurist und Professor für Bayerische Literaturgeschichte. Er war Gerichtsassessor in Bayreuth, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993-97 in Naumburg/Saale. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen die Briefe in die chinesische Vergangenheit am bekanntesten geworden sind. Herbert Rosendorfer, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, u.a. dem Tukan-Preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Deutschen Fantasypreis, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und zuletzt 2010 mit dem Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Er lebte bis zu seinem Tod im September 2012 mit seiner Familie in Südtirol.