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Nirgends auf der Welt hat der Finanzsektor eine solch dominante Stellung wie in der Schweiz. Die Banken sind zum wirtschaftlichen Großrisiko geworden. Und zu einer gewaltigen politischen Macht. Wie es dazu kam, erklärt Wirtschaftsjournalist Philipp Löpfe mit großer Sachkenntnis und einfacher Sprache. Der Fächer wird weit gespannt: Von den glorreichen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg über die Globalisierung der Finanzströme bis hin zu den jüngsten Attacken auf den Finanzplatz Schweiz reichen die Geschichten, die Löpfe mit unterhaltsamen Anekdoten erzählt. Wer dieses Buch liest, erfährt, wie…mehr

Produktbeschreibung
Nirgends auf der Welt hat der Finanzsektor eine solch dominante Stellung wie in der Schweiz. Die Banken sind zum wirtschaftlichen Großrisiko geworden. Und zu einer gewaltigen politischen Macht. Wie es dazu kam, erklärt Wirtschaftsjournalist Philipp Löpfe mit großer Sachkenntnis und einfacher Sprache.
Der Fächer wird weit gespannt: Von den glorreichen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg über die Globalisierung der Finanzströme bis hin zu den jüngsten Attacken auf den Finanzplatz Schweiz reichen die Geschichten, die Löpfe mit unterhaltsamen Anekdoten erzählt. Wer dieses Buch liest, erfährt, wie das Bankgeheimnis zum Trumpf des neutralen Landes wurde und weshalb es in Zeiten der Globalisierung keine Zukunft mehr hat.
Autorenporträt
Philipp Löpfe war Chefredaktor beim "Sonntags-Blick" und beim "Tages-Anzeiger" sowie stellvertretender Chefredaktor der Wirtschaftszeitung "CASH". Er ist Kolumnist bei der "SonntagsZeitung" und dem "Magazin"..
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.06.2010

Im Würgegriff der
„unheiligen Allianz“
Die Schweiz hat auch ohne Bankgeheimnis beste Voraussetzungen, von der steigenden Bedeutung der Finanzwirtschaft zu profitieren, so die Kernthese des Züricher Wirtschaftsjournalisten Philipp Löpfe in seinem Buch. Damit steht Löpfe unter den Eidgenossen allerdings ziemlich alleine da. Die Neue Züricher Zeitung beklagte sich beispielsweise über den Angriff der Ausländer auf das Bankgeheimnis: „Eine unheilige Allianz der Mächtigen“ habe die Alpenrepublik „in den Würgegriff genommen“. Für den Finanzplatz Schweiz gelte es nun, einen „Frontalangriff abzuwehren“. Hintergrund war eine von der OECD vorgeschlagene „schwarze Liste“ der Steueroasen, auf der die Schweiz am Pranger für Schurkenstaaten gelandet wäre.
Spätestens danach war jedem Banker auf der Züricher Bahnhofstraße klar, dass Nicht-Schweizer im Bankgeheimnis nur einen Vorwand sehen, das Vermögen reicher Privatpersonen in die Alpenrepublik zu locken, um es dort vor dem Fiskus zu schützen. Tatsächlich liegt ein Drittel der Privatvermögen aller Welt in der Schweiz, die eidgenössische Bankiervereinigung selbst spricht von 2150 Milliarden Franken. Diese Depots blieben dekadenlang geschützt von einem Bankgeheimnis, das Bankiers nur dann verpflichtete, Kundendaten preiszugeben, wenn das Geld aus einem Verbrechen stammt. Steuerbetrug wurde als ein solches behandelt, nicht jedoch Steuerhinterziehung. Diese Unterscheidung war „eine rein helvetische Spezialität“.
Zum Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009 setzte die OECD durch, dass die Schweiz die Unterscheidung von Steuerbetrug und -hinterziehung für ausländische Kunden abschafft. Damit hatte sich das Bankgeheimnis erledigt – und das wirft zwei Fragen auf. Warum durfte die Schweiz überhaupt so lang an ihrem Sonderfall festhalten? Und droht jetzt tatsächlich das Ende der Schweiz im „Würgegriff der unheiligen Allianz“?
Löpfes Anworten sind lesenswert. Um die erste Frage zu klären, liefert er einen Parcoursritt durch die Wirtschaftsgeschichte seit 1945 und erklärt die Entstehungsbedingungen der jüngsten Finanzkrise. Die Amerikaner akzeptierten die Existenz des Bankgeheimnisses nach dem Zweiten Weltkrieg nur, weil Bern für Washington eine Ausnahme machte und Amtshilfe auch bei Steuerhinterziehung zusagte. Das schlechte Image der Schweiz als Bankiers der Nazis geriet im Kalten Krieg vollends in Vergessenheit. Helvetia mauserte sich so zum reichsten Land der Erde. Vor der Krise machte die Bilanzsumme aller Banken mehr als das Achtfache des Bruttosozialprodukts der Schweiz aus, damit ist das relative Gewicht des Sektors doppelt so groß wie in Großbritannien und mehr als achtmal so groß wie in den USA. Kein anderes Land ist abhängiger von seinem Banksektor.
Wie geht's nun weiter ohne Bankgeheimnis? Löpfe sieht keine Probleme: „Das Geld von rund einem Drittel der Offshore Funds in der Schweiz stammt aus Ländern, wo die Reichen ohnehin kaum Steuern zahlen, aus Russland oder aus dem Persischen Golf. Dieses Geld fließt in die Schweiz wegen ihrer politischen Stabilität und weil die Banken funktionieren.“ Sein Fazit: „Swiss Banking braucht keinen Sonderfall Schweiz, in dem Unabhängigkeit zur obersten Maxime deklariert wird und internationale Spielregeln in bisweilen krimineller Art missachtet werden.“ Eher einen „Sonderfall Schweiz, der auf Stabilität, Vertrauen und Demokratie aufbaut.“ Löpfes Buch ist eine gut geschriebene Kurzfassung der europäischen Nachkriegs-Wirtschaftsgeschichte aus der Perspektive der Schweiz. Wer es gelesen hat, versteht auch die Finanzkrise und wie Bankiers generell ticken.
Barbara Bierach
Philipp Löpfe. Banken ohne Geheimnisse. Was vom Swiss Banking übrig bleibt. Orell Füssli Verlag, Zürich 2010. 176 Seiten. 24,90 Euro.
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