This book discusses contemporary banking and monetary policy issues from the perspective of the Austrian School of Economics. Based on the heritage of the Austrian school, leading scholars and practitioners offer a coherent diagnosis and analysis of the factors leading to Europe's current financial crisis. The first part of the book discusses Ludwig von Mises's and Friedrich August von Hayek's ideas on banking and monetary policy from both historical and economic standpoints. It includes contributions on Austrian monetary dynamics and micro-foundational business cycle theory, von Mises's concepts of liquidity and solvency of fractional-reserve banks, and liberalism of Austrian economics. The second part analyzes the measures taken by the European Central Bank (ECB) in light of the ideas of von Mises and Hayek. It includes contributions on non-neutrality of money, ECB monetary policy, and the future of the ECB. The third and final part presents discussions on monetary reforms,including contributions on Bitcoins, Cryptocurrencies and anti-deflationist Paranoia.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2019Hayek oder Keynes?
Beiträge in der Tradition der Österreichischen Schule
Folgt man der internationalen Tagespolitik, gewinnt man den Eindruck, dass eine primitive Form des Keynesianismus die wirtschaftspolitische Debatte dominiere. Haben andere Stimmen eine Chance? Friedrich August von Hayek - er war als Vertreter der Österreichischen Schule der maßgebliche Opponent der von John Maynard Keynes geprägten Cambridge-Schule - wusste, dass in Wirtschaft und Politik eine Wahrheit nicht ein und für alle Mal etabliert werden könne; vielmehr müsse jede Generation aufs Neue von den richtigen Ideen überzeugt werden. Derzeit ringen zwei Denkrichtungen - Österreichische versus Cambridge-Schule - um die Deutungshoheit. Nun ist ein Sammelband mit Argumenten der Österreichischen Schule zur Banken- und Geldpolitik erschienen. Die Herausgeber haben Beiträge renommierter Vertreter der Österreichischen Schule gewinnen können. Im Ganzen liefern die Aufsätze wertvolle Perspektiven auf die jüngsten wirtschaftlichen Krisen sowie gute Argumente gegen die Nullzinspolitik und gegen massive staatliche Interventionen zur Belebung der allgemeinen Investitionstätigkeit.
Die meisten Aufsätze haben einen klaren aktuellen wirtschaftspolitischen Bezug. Drei Texte seien exemplarisch herausgegriffen. Brendan Brown widmet sich in seinem Aufsatz "What is wrong with the 2% Inflation Target?" einem Thema, mit dem sich viele Ökonomen und Politiker mit und ohne geldpolitische Fachkenntnis auseinandersetzen. Sein Vergleich des EZB-Präsdidenten Mario Draghi mit dem nackten Kaiser in Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider" veranschaulicht das Kernproblem: Draghi gibt vor, mit Hilfe einer aggressiven Geldpolitik deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und die Inflationsrate präzise steuern zu können; doch drohte in der Eurozone weder eine Deflation, noch reagiert die Preisentwicklung des privaten Verbrauchs auf Draghis Bemühungen.
Trotzdem lassen ihn die Politiker schalten und walten, wie er will. Hervorzuheben ist die grundlegend andere Betrachtung der Österreichischen Schule von Inflation als Geldmengenaufblähung anstelle der Entwicklung des Preisniveaus eines mehr oder weniger willkürlichen Warenkorbs. Aus dieser Perspektive führt die übermäßige Ausweitung der Geldmenge zu intertemporalen Ungleichgewichten in der Produktionsstruktur und damit zu Vermögenspreisblasen. Ein kurzer Blick auf die Immobilienpreisentwicklungen veranschaulichen die Relevanz des österreichischen Ansatzes.
Der Leipziger Ökonom Gunther Schnabl beschreibt in seinem Aufsatz, wie billiges Geld zu Beginn des letzten Jahrzehnts in der südlichen Eurozone Boom- und Bust-Zyklen provozierte. Die Hypothek dieser Verzerrungen lastet noch heute auf diesen Volkswirtschaften. Hat die Politik daraus gelernt?
Nein, sagen Hoffman und Cachanosky. Sie analysieren in ihrem Aufsatz, dass billiges Geld der EZB nach der Krise die Hauptziele der Befürworter - über eine vermehrte Kreditvergabe der Banken Investitionen nachhaltig in der Realwirtschaft zu stimulieren - nicht erreicht hat. Hauptnutznießer waren die überschuldeten Staaten in der Eurozone, die sich durch das billige Geld zum Aufschub wichtiger Strukturreformen verleiten ließen. Die EZB hat durch Nullzinsen die Krise verlängert und die Saat für neue Vermögenspreisblasen ausgebracht. Schnabl fordert daher zu Recht den raschen Ausstieg aus der Billiggeldpolitik.
Der letzte Teil des Bandes widmet sich dem Bitcoin-Phänomen und seinen Bezügen zu österreichischen Ideen. Auch wenn jüngste Entwicklungen auf den Märkten der digitalen Währungen die Entstehung von Blasen vermuten lassen, wird erst die Zukunft zeigen, ob sich Bitcoin & Co. nicht doch am Markt durchsetzen können und die Bürger unabhängig von der Willkür der Zentralbanken werden. Keynes hat in seiner "General Theory" einen ähnlichen Gedanken wie den zuvor von Hayek erwähnten formuliert: "Die Ideen von Ökonomen und politischen Philosophen, ob sie nun recht oder unrecht haben, sind mächtiger als allgemein angenommen. Die Welt wird in der Tat durch wenig Anderes beherrscht." Wer wissen will, wer in Zukunft die Welt dominiert - Keynes oder Hayek -, tut gut daran, den vorliegenden Band zur Hand zu nehmen.
JOACHIM STARBATTY
Annette Godart-van der Kroon und Patrik Vonlanthen (Hrsg.): Banking and Monetary Policy from the Perspective of Austrian Economics. Springer Verlag 2018. 280 Seiten. 139,09 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Beiträge in der Tradition der Österreichischen Schule
Folgt man der internationalen Tagespolitik, gewinnt man den Eindruck, dass eine primitive Form des Keynesianismus die wirtschaftspolitische Debatte dominiere. Haben andere Stimmen eine Chance? Friedrich August von Hayek - er war als Vertreter der Österreichischen Schule der maßgebliche Opponent der von John Maynard Keynes geprägten Cambridge-Schule - wusste, dass in Wirtschaft und Politik eine Wahrheit nicht ein und für alle Mal etabliert werden könne; vielmehr müsse jede Generation aufs Neue von den richtigen Ideen überzeugt werden. Derzeit ringen zwei Denkrichtungen - Österreichische versus Cambridge-Schule - um die Deutungshoheit. Nun ist ein Sammelband mit Argumenten der Österreichischen Schule zur Banken- und Geldpolitik erschienen. Die Herausgeber haben Beiträge renommierter Vertreter der Österreichischen Schule gewinnen können. Im Ganzen liefern die Aufsätze wertvolle Perspektiven auf die jüngsten wirtschaftlichen Krisen sowie gute Argumente gegen die Nullzinspolitik und gegen massive staatliche Interventionen zur Belebung der allgemeinen Investitionstätigkeit.
Die meisten Aufsätze haben einen klaren aktuellen wirtschaftspolitischen Bezug. Drei Texte seien exemplarisch herausgegriffen. Brendan Brown widmet sich in seinem Aufsatz "What is wrong with the 2% Inflation Target?" einem Thema, mit dem sich viele Ökonomen und Politiker mit und ohne geldpolitische Fachkenntnis auseinandersetzen. Sein Vergleich des EZB-Präsdidenten Mario Draghi mit dem nackten Kaiser in Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider" veranschaulicht das Kernproblem: Draghi gibt vor, mit Hilfe einer aggressiven Geldpolitik deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und die Inflationsrate präzise steuern zu können; doch drohte in der Eurozone weder eine Deflation, noch reagiert die Preisentwicklung des privaten Verbrauchs auf Draghis Bemühungen.
Trotzdem lassen ihn die Politiker schalten und walten, wie er will. Hervorzuheben ist die grundlegend andere Betrachtung der Österreichischen Schule von Inflation als Geldmengenaufblähung anstelle der Entwicklung des Preisniveaus eines mehr oder weniger willkürlichen Warenkorbs. Aus dieser Perspektive führt die übermäßige Ausweitung der Geldmenge zu intertemporalen Ungleichgewichten in der Produktionsstruktur und damit zu Vermögenspreisblasen. Ein kurzer Blick auf die Immobilienpreisentwicklungen veranschaulichen die Relevanz des österreichischen Ansatzes.
Der Leipziger Ökonom Gunther Schnabl beschreibt in seinem Aufsatz, wie billiges Geld zu Beginn des letzten Jahrzehnts in der südlichen Eurozone Boom- und Bust-Zyklen provozierte. Die Hypothek dieser Verzerrungen lastet noch heute auf diesen Volkswirtschaften. Hat die Politik daraus gelernt?
Nein, sagen Hoffman und Cachanosky. Sie analysieren in ihrem Aufsatz, dass billiges Geld der EZB nach der Krise die Hauptziele der Befürworter - über eine vermehrte Kreditvergabe der Banken Investitionen nachhaltig in der Realwirtschaft zu stimulieren - nicht erreicht hat. Hauptnutznießer waren die überschuldeten Staaten in der Eurozone, die sich durch das billige Geld zum Aufschub wichtiger Strukturreformen verleiten ließen. Die EZB hat durch Nullzinsen die Krise verlängert und die Saat für neue Vermögenspreisblasen ausgebracht. Schnabl fordert daher zu Recht den raschen Ausstieg aus der Billiggeldpolitik.
Der letzte Teil des Bandes widmet sich dem Bitcoin-Phänomen und seinen Bezügen zu österreichischen Ideen. Auch wenn jüngste Entwicklungen auf den Märkten der digitalen Währungen die Entstehung von Blasen vermuten lassen, wird erst die Zukunft zeigen, ob sich Bitcoin & Co. nicht doch am Markt durchsetzen können und die Bürger unabhängig von der Willkür der Zentralbanken werden. Keynes hat in seiner "General Theory" einen ähnlichen Gedanken wie den zuvor von Hayek erwähnten formuliert: "Die Ideen von Ökonomen und politischen Philosophen, ob sie nun recht oder unrecht haben, sind mächtiger als allgemein angenommen. Die Welt wird in der Tat durch wenig Anderes beherrscht." Wer wissen will, wer in Zukunft die Welt dominiert - Keynes oder Hayek -, tut gut daran, den vorliegenden Band zur Hand zu nehmen.
JOACHIM STARBATTY
Annette Godart-van der Kroon und Patrik Vonlanthen (Hrsg.): Banking and Monetary Policy from the Perspective of Austrian Economics. Springer Verlag 2018. 280 Seiten. 139,09 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"The editors are to be heartily congratulated for putting together this book, which covers an impressive range of topics in monetary economics from an explicitly Austrian perspective. ... This book is indispensable reading for anyone who has a professional or vocational interest in the Austrian approach to money, finance, and business cycles." (Joseph T. Salerno, The Quarterly Journal of Austrian Economics, Vol. 23 (1), 2020)