»Fortgegangen bin ich ohne Ruckfahrkarte...« Die neuenGedichte von Bela Chekurishvili schöpfen aus der Radikalitätdes Aufbruchs - dem Schritt aus der Enge desVertrauten in die ungewisse Weite, den die Dichterin ausGeorgien mit ihrer Übersiedlung nach Deutschlandvollzogen hat. Schonungslos und direkt bilanzieren dieseVerse Gewinn und Verlust eines Lebens in zwei Welten,barfuß bewegen sie sich auf Glatteis, Wiese und Asphalt,in den Erinnerungsräumen, die auf Fotos aufleuchten. Dieverblasste sowjetische Kindheit, Armut und Glanz derTifliser Wendejahre, destruktive Lieben, das Altern derEltern - all das wird in mitreißenden Rhythmen evoziertund in Gesang verwandelt. Bis hin zur Beschwörungheidnischer Bräuche, die am Ende wieder zum Gedichtfuhrt: »das ist ja schließlich auch ein altes Ritual, / Silbemit Silbe zu verschwistern, / mit Wörtern zu spielen, bissie knistern.«