»Seine wohl schönste Liebesgeschichte«, urteilt Walter Kempowski über Arno Schmidts 1953 entstandene Erzählung Seelandschaft mit Pocahontas. Der Erzähler Joachim fährt zusammen mit einem Freund für ein paar Urlaubstage an den Dümmersee, man lernt zwei junge Frauen kennen und steuert geradewegs in eine Romanze. Joachim und seine Selma, er nennt sie Pocahontas, verbringen die wenigen Tage meist in einem Ruderboot auf dem See, diskutieren über Gott, Bücher und die Welt, lieben einander und geistern durch nächtliches Moor. Ist in diesen ersten Wirtschaftswunderjahren der Zweite Weltkrieg nur noch fernes Echo, stehen in der 1949 erschienenen Erzählung Leviathan, in Die Umsiedler (1953) und in den Kurzromanen Aus dem Leben eines Fauns (1953) und Brand's Haide (1951) die Vorzeit des Krieges, das unmittelbare Kriegserlebnis und die unwirtlichen Bedingungen von Flucht, Vertreibung und erster Nachkriegsberuhigung im Vordergrund. Der Roman Schwarze Spiegel (1951) entfaltet das Szenario einer fast menschenleeren Erde, die im Jahr 1955 von einem atomar geführten Dritten Weltkrieg verwüstet worden ist. In dem Band enthalten sind außerdem die in den Jahren 1946 bis 1954 entstandenen vier in der griechischen Antike angesiedelten Erzählungen: Enthymesis, Gadir, Alexander und Kosmas. Von Anachronismen durchsetzt, ist die antike Welt, wie Arno Schmidt sie schafft, von der Kriegs- und Nachkriegswirklichkeit seiner Tage nicht weit entfernt.