Unter den derzeit so beliebten Garten-Anthologien fehlt bislang eine umfassende, die europäische Fülle des Vorhandenen spiegelnde Sammlung der sprachlich glanzvollsten Texte zum Thema: barocke Literatur-Gärten in Vers- und Prosa. Die vorliegende "Blütenlese" reicht von Tassos Liebesgarten bis zu Miltons Verlorenem Paradies. Hier findet sich Gryphius in der Gesellschaft Góngoras, Donne neben Racine, Sir Thomas Browne neben Angelus Silesius, Marino neben Paul Gerhardt. Im Mittelpunkt steht der bedeutendste Garten-Dichter der Epoche, Andrew Marvell, in all seiner poetischen Raffinesse und Vielfalt. Die meisten der fremdsprachigen Texte sind zum ersten Mal ins Deutsche übertragen, mit dem Ziel, Texttreue und Expressivität zu vereinen. Ein einführender Essay und ein detaillierter Kommentar runden die leserfreundliche Ausgabe ab.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2007Blütenlese
Der klassischen Forderung artistischer Diskretion zufolge besteht Kunst gerade darin, Kunst zu verbergen. Im Barock galt das noch nicht: Dessen Hang zur arrangierten Üppigkeit äußert sich auch in der dezidierten Künstlichkeit seiner Lyrik und Gartenkultur. Im Bestreben, mit dieser "reizvoll fremdartigen Poetik vertraut zu machen", hat Werner von Koppenfels eine Auswahl europäischer Gartenbeschreibungen des Barock aufgelesen. In Tassos "Liebesgärten", Robert Burtons "Gärten gegen die Melancholie", Miltons "Verlorenem Paradies", bei Gryphius oder Racine wird die Blütenpracht zum Memento mori, der Aufforderung zum Lebensgenuss oder der asketischen Umkehr. Die Gedichte und kurzen Prosatexte sind mit leserfreundlichen Kommentaren versehen, vieles hat der Herausgeber erstmalig, behutsam modernisiert, ins Deutsche übersetzt. ("Barocke Gärten der Literatur". Eine europäische Anthologie. Hrsg. und übersetzt von Werner von Koppenfels. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2007. 206 S., geb., 24,- [Euro].) brey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der klassischen Forderung artistischer Diskretion zufolge besteht Kunst gerade darin, Kunst zu verbergen. Im Barock galt das noch nicht: Dessen Hang zur arrangierten Üppigkeit äußert sich auch in der dezidierten Künstlichkeit seiner Lyrik und Gartenkultur. Im Bestreben, mit dieser "reizvoll fremdartigen Poetik vertraut zu machen", hat Werner von Koppenfels eine Auswahl europäischer Gartenbeschreibungen des Barock aufgelesen. In Tassos "Liebesgärten", Robert Burtons "Gärten gegen die Melancholie", Miltons "Verlorenem Paradies", bei Gryphius oder Racine wird die Blütenpracht zum Memento mori, der Aufforderung zum Lebensgenuss oder der asketischen Umkehr. Die Gedichte und kurzen Prosatexte sind mit leserfreundlichen Kommentaren versehen, vieles hat der Herausgeber erstmalig, behutsam modernisiert, ins Deutsche übersetzt. ("Barocke Gärten der Literatur". Eine europäische Anthologie. Hrsg. und übersetzt von Werner von Koppenfels. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2007. 206 S., geb., 24,- [Euro].) brey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Albert Gier lobt das Format dieser Anthologie. Klein genug für die Jackentasche ist der Band, so dass der Rezensent damit durch Gärten spazieren kann. Mit den 53 darin enthaltenen Gedichten nebst Auszügen aus Vers- und Prosatexten von Torquato Tasso bis John Milton ist Gier gut ausgerüstet. Die thematische Gliederung (Erotisches, Philosophisches, Religiöses etc.) helfe dem Garten-Flaneur bei der Orientierung. In den beschreibenden wie auch in den in dieser Auswahl überwiegenden reflektierenden Texten (für Gier Hinweis auf das barocke Naturverständnis) erscheint der Garten dem Rezensenten als "spannungsvolle Synthese von Natur und Künstlichkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH