Baruch Spinoza (1632-1677) gilt als größter Denker des modernen Judentums. Seine Philosophie ist eine rationalistische Heilslehre, die jüdisch-mystisches und neuplatonisches Ideengut mit cartesianischem Denken verbindet. Spinozas Philosophie wurde von jüdischen Gelehrten lange totgeschwiegen. Er war für sie persona non grata, sein Werk terra incognita. Der erste jüdische Denker, der für Spinoza eintrat, war Moses Mendelssohn. Aber erst seit dem 19. Jahrhundert drangen verstärkt säkulare Tendenzen in die jüdische Lebenswelt ein. Spinozas Philosophie wurde ein integraler Bestandteil modernen jüdischen Denkens bis hin zu Leo Baeck und anderen, aber auch Teil der allgemeinen Philosophie. In unserer Zeit kann die Kluft zwischen Spinoza und dem Judentum überbrückt werden. Dies ist vorrangiges Anliegen der vorliegenden Darstellung. Professor Dr. Zeev Levy lehrt Philosophie an der Universität Haifa.