Mischwesen und Monster, Magisches und Diabolisches - ein illustriertes Kuriositätenkabinett der Einbildungskraft.Fantastische Tiere, lockende Frauen, wilde Männer, P anzenungeheuer, wandernde Steine: Die Autorin erzählt von kuriosen, fremden, unheimlichen und bedrohlichen fantastischen Wesen: Bewohnern des Waldes, des Bergs, der Wüste, des Meeres - Verkörperungen unserer Ängste und erotischen Wünsche sowie der Sehnsucht nach einer anderen Welt. Dal Lago Veneri führt uns durch ein berauschendes Kabinett der Fabelwesen und Dämonen, die in der griechischen Mythologie sowie in den Schöpfungsmythen verschiedenster Regionen und Kulturen wirken und unsere Welt bevölkern: von Indien über den Kaukasus, in die nordischen Länder und bis in die Dolomitentäler, die unmittelbare Heimat der Autorin.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.04.2019Gorgonen und anderes Getier
Fantastische Wesen, die es nur in Mythen oder in Albträumen gibt
Ganz dezent. Nachtblaues Leinen mit Silberaufdruck. Reizvolle Ausstattung. Ein wirklich gut in der Hand liegendes Buch. Und mitten auf dem Cover ein süffisant lächelnder Fisch, ein Karpfen, mit Mädchengesicht. Eine perfekte und zugleich verlockende Vorbereitung auf das, was sich gleich in diesem alle Grenzen des Fantastischen auslotenden Buchs vor uns auftut, sich bis in den entlegensten Winkel unserer Vorstellungskraft hineinfressen wird.
Es geht in diesem Panoptikum der fantastischen Wesen um weit Exotischeres als nur Basilisken, Drachen, Orks und Riesen. Es geht um Viecher aller Gattungen und Arten. Lebende Steine sind dabei und pflanzliche Lämmer und menschenähnliche Wesen wie aus dem Setzkasten zusammengebaut; solche mit Riesenohren oder gigantischen Lippen, andere ohne Köpfe oder mit Tierkörpern; Skiapoden, Gorgonen, Golems und Vieläugige und wie sie alle heißen. Ihnen allen ist eines gemein: Es hat sie nie gegeben – außer in unseren wildesten Fantasien, in Albträumen, in der Mythologie, in der Literatur (J. R. R. Tolkien lässt grüßen!). Sie verkörpern die Ängste ganzer Kulturen und Jahrhunderte und führen tief in die dunkelsten Ecken menschlicher Psyche hinein, wo der Absonderlichkeiten keine Grenzen gesetzt sind. Brunamaria Dal Lago Veneri hat in „Basilisken, Einhörner & Sirenen. Panoptikum der fantastischen Wesen“ 133 der unglaublichsten Wesen, fast möchte man sagen: liebevoll, zusammengetragen und in dieser wie ein Nachschlagewerk aufgebauten Sammlung der Absonderlichkeiten zwischen zwei Buchdeckeln verewigt. Sie, eine Schülerin Italo Calvinos, Kulturanthropologin und Volkskundlerin, hat dafür, ausgehend von ihrer Heimat Südtirol, rund um die Welt geforscht und gesammelt. Sachkundig und tiefgründig werden die fremdartigen Wesen in ihren ebenso faszinierenden wie unheimlichen Erscheinungsformen beschrieben und auch gezeigt. Sehr ansprechend hat das rundum stimmige Layout historische Abbildungen in zartem Türkiston zu den Texten von Dal Lago Veneri gestellt, die manches Mal weit über die reine Herkunfts- und Entstehungsgeschichte hinaus kurze Erzählungen zu den jeweiligen Phänomenen in das Lexikon einbinden.
Letztendlich jagt in dieser literarischen Rarität ein Kuriosum das nächste. Hübsch alphabetisch geordnet – von Aapkal bis Zwerg – versteht sich – „weil auch das Chaos einer gewissen Ordnung bedarf“, so die Autorin, die sich bei all der überbordenden Skurrilität ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen kann. Genauso geht es dem staunenden Leser.
Kaum auszudenken, was der Autor George R. R. Martin aus diesem bizarren Schatzkästchen nicht alles zum Leben erwecken könnte. (ab 12 Jahre)
RENATE GRUBERT
Brunamaria Dal Lago Veneri: Basilisken, Einhörner & Sirenen. Panoptikum der fantastischen Wesen. Folio Verlag, Bozen 2019. 208 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Fantastische Wesen, die es nur in Mythen oder in Albträumen gibt
Ganz dezent. Nachtblaues Leinen mit Silberaufdruck. Reizvolle Ausstattung. Ein wirklich gut in der Hand liegendes Buch. Und mitten auf dem Cover ein süffisant lächelnder Fisch, ein Karpfen, mit Mädchengesicht. Eine perfekte und zugleich verlockende Vorbereitung auf das, was sich gleich in diesem alle Grenzen des Fantastischen auslotenden Buchs vor uns auftut, sich bis in den entlegensten Winkel unserer Vorstellungskraft hineinfressen wird.
Es geht in diesem Panoptikum der fantastischen Wesen um weit Exotischeres als nur Basilisken, Drachen, Orks und Riesen. Es geht um Viecher aller Gattungen und Arten. Lebende Steine sind dabei und pflanzliche Lämmer und menschenähnliche Wesen wie aus dem Setzkasten zusammengebaut; solche mit Riesenohren oder gigantischen Lippen, andere ohne Köpfe oder mit Tierkörpern; Skiapoden, Gorgonen, Golems und Vieläugige und wie sie alle heißen. Ihnen allen ist eines gemein: Es hat sie nie gegeben – außer in unseren wildesten Fantasien, in Albträumen, in der Mythologie, in der Literatur (J. R. R. Tolkien lässt grüßen!). Sie verkörpern die Ängste ganzer Kulturen und Jahrhunderte und führen tief in die dunkelsten Ecken menschlicher Psyche hinein, wo der Absonderlichkeiten keine Grenzen gesetzt sind. Brunamaria Dal Lago Veneri hat in „Basilisken, Einhörner & Sirenen. Panoptikum der fantastischen Wesen“ 133 der unglaublichsten Wesen, fast möchte man sagen: liebevoll, zusammengetragen und in dieser wie ein Nachschlagewerk aufgebauten Sammlung der Absonderlichkeiten zwischen zwei Buchdeckeln verewigt. Sie, eine Schülerin Italo Calvinos, Kulturanthropologin und Volkskundlerin, hat dafür, ausgehend von ihrer Heimat Südtirol, rund um die Welt geforscht und gesammelt. Sachkundig und tiefgründig werden die fremdartigen Wesen in ihren ebenso faszinierenden wie unheimlichen Erscheinungsformen beschrieben und auch gezeigt. Sehr ansprechend hat das rundum stimmige Layout historische Abbildungen in zartem Türkiston zu den Texten von Dal Lago Veneri gestellt, die manches Mal weit über die reine Herkunfts- und Entstehungsgeschichte hinaus kurze Erzählungen zu den jeweiligen Phänomenen in das Lexikon einbinden.
Letztendlich jagt in dieser literarischen Rarität ein Kuriosum das nächste. Hübsch alphabetisch geordnet – von Aapkal bis Zwerg – versteht sich – „weil auch das Chaos einer gewissen Ordnung bedarf“, so die Autorin, die sich bei all der überbordenden Skurrilität ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen kann. Genauso geht es dem staunenden Leser.
Kaum auszudenken, was der Autor George R. R. Martin aus diesem bizarren Schatzkästchen nicht alles zum Leben erwecken könnte. (ab 12 Jahre)
RENATE GRUBERT
Brunamaria Dal Lago Veneri: Basilisken, Einhörner & Sirenen. Panoptikum der fantastischen Wesen. Folio Verlag, Bozen 2019. 208 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Was es nicht alles gibt! Dieses Panoptikum der fantastischen Wesen kann sich wirklich sehen lassen, staunt Rezensentin Renate Grubert und blickt fasziniert auf "Skiapoden, Gorgonen, Golems". Die Kulturanthropologin Brunamaria Dal Lago Veneri, eine Schülerin Italo Calvinos, erfahren wir, hat zusammengetragen, wovor wir uns seit Hunderten von Jahren fürchten und es fein säuberlich katalogisiert. Sehr "ansprechend", findet die Rezensentin. Jetzt müsste nur noch George R. R. Martin Geschichten zu den Bildern schreiben, träumt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH