Die Arbeit versteht sich als Grundlagendiskussion zur literarischen Präsenz des Melancholischen im Kontext der klassischen Moderne. Es geht um eine textthematische Wahrnehmungsproblematik und das zugehörige Subjektbewußtsein sowie um die performative Umsetzung des melancholischen Produktionsgestus. Die Studie setzt mit der Rekonstruktion eines ideengeschichtlichen Tableaus der Melancholie um 1900 ein, wobei die sehnsuchtsorientierte Basis bei Hofmannsthal dem komplex Utopischen bei Musil gegenübergestellt wird. Die Studie verfolgt weiterhin den epochalen Zusammenhang von Literarisierungsstrategien und Formen der Subjektwahrnehmung, wobei als das relevante Medium der different beschriebenen Profilierung die melancholisch ausagierten Zeitstrukturen kritisch herausgegriffen werden. Gelten für Hofmannsthal Erinnerung, Abschied und Augenblick als melancholische Artikulationsparameter, so bestimmt für Musil neben den gleichfalls auftauchenden Komplexen Erinnerung und Abschied wesentlich die Diskontinuität die melancholische Zeitmodalität, in der das Subjekt sich wahrnimmt. Desweiteren wird die melancholische Verfaßtheit der Subjektsituierung für beide Autoren zu bestimmen versucht. Die jeweiligen Motiv-Strukturmuster der melancholischen Bewußtseinsstufen werden im Sinne einer literarischen Präsenz herausgearbeitet. Abschließend geht es um den Versuch, die Sprachskepsis-Debatte der klassischen Moderne einer melancholischen Textkonstitution zu amalgamieren. Die grenzwertigen Gesten der Signifikanz und die schöpferische Krisensphäre der Melancholie werden aufeinander projiziert.