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Batseba ist eine in lyrisch-verdichteter Sprache verfasste Neuinterpretation der biblischen Geschichte von Batseba und König David. Die »umstrittene« Ehefrau des Königs ist hier eine archetypische Femme fatale, die sich ihrer Reize auch in einem emanzipatorischen Sinn bewusst ist und diese ohne Rücksicht auf Verluste auf geradezu mathematisch berechnende Weise für ein besseres Leben einsetzt. Die Heirat mit dem gebildeten und von seinem Volk geliebten König ermöglicht ihr den sozialen Aufstieg, eine gefestigte gesellschaftliche Stellung, eine bessere finanzielle Situation und somit vor allem…mehr

Produktbeschreibung
Batseba ist eine in lyrisch-verdichteter Sprache verfasste Neuinterpretation der biblischen Geschichte von Batseba und König David. Die »umstrittene« Ehefrau des Königs ist hier eine archetypische Femme fatale, die sich ihrer Reize auch in einem emanzipatorischen Sinn bewusst ist und diese ohne Rücksicht auf Verluste auf geradezu mathematisch berechnende Weise für ein besseres Leben einsetzt. Die Heirat mit dem gebildeten und von seinem Volk geliebten König ermöglicht ihr den sozialen Aufstieg, eine gefestigte gesellschaftliche Stellung, eine bessere finanzielle Situation und somit vor allem eins: Unabhängigkeit. Doch obwohl Batsebas Leben wie ein Märchen erscheint, wächst in ihr das nagende Gefühl der Schuld. Denn das Schicksal oder Gott als Ausrede zu benutzen, bringt ihr letztendlich keinen Frieden, sondern treibt sie nach und nach in einen selbstzerstörerischen Wahn.
Autorenporträt
STANKA HRASTELJ - geboren 1975 in Breice, ist eine slowenische Lyrikerin und Prosaautorin sowie Übersetzerin von serbischer und kroatischer Lyrik. Bisher veröffentlichte sie drei Gedichtbände und zwei Romane. Für ihr literarisches Werk wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. als Sloweniens beste Nachwuchsdichterin (2001), außerdem für ihren Gedichtband Nizki toni (Tiefe Töne, 2005) mit dem Preis für das beste literarische Debüt sowie mit dem 'Blauer Vogel'-Preis für Igranje (Spielen) als bester Roman vor Veröffentlichung (2012). Ihr zweiter Roman Prva Dama (wörtlich: First Lady dt. Titel: Batseba) erschien 2018. Für den homunculus verlag wird sie übersetzt von Metka Wakounig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2023

Ja, wir erwarten ein Kind

Was weiß die Bibel vom Internet? Im Roman "Batseba" erzählt die slowenische Autorin Stanka Hrastelj von der Frau an König Davids Seite.

Bald nach dem Studienabschluss, den sie mit ihrem Mann, ihren Eltern und ihrer Schulfreundin feiert, setzt sich die junge Frau hin und zieht eine vorläufige Bilanz, die beachtlich nüchtern ausfällt. Auf der Habenseite steht für Batseba die räumliche und soziale Veränderung: Aus der Provinz und dem Elternhaus ist sie ins Stadtzentrum gezogen, nun ist sie freier und "selbständiger als je zuvor". Dafür muss sie mit einem Ehemann klarkommen, der sich gehen lässt und sie kaum beachtet. Besonders beängstigend ist dabei der Vergleich mit der Ehe ihrer Eltern: "Dasselbe Muster wie bei meiner Mutter", denkt Batseba, "mein Vater nonstop in der Firma, und wenn er mal zu Hause war, hat er genervt, und sein Telefon klingelte ununterbrochen, wie läuft es da für mich besser?"

Dass sie es nicht bei dieser Feststellung belassen wird, steht außer Frage. Stanka Hrasteljs Roman "Batseba" ist die Geschichte einer modernen Frau, die einen durchschnittlichen Mann heiratet und danach einen höchst einflussreichen, die eine Anstellung annimmt, in der sie schlechter bezahlt wird als die Männer, die dieselbe Arbeit leisten, schließlich eine eigene Firma aufbaut, im Internet angefeindet wird und deren Fotos in der Klatschpresse auftauchen - die Geschichte könnte in Slowenien spielen, dem Heimatland der Autorin, oder irgendwo sonst in der westlichen Welt. Erzählt aber wird sie vor der Folie einer anderen, die 2500 Jahre alt ist und aus dem Nahen Osten stammt. Es ist die Geschichte vom biblischen König David und seiner Frau Batseba.

Hier heißt das: Batseba ist wie ihr literarisches Vorbild mit einem hochrangigen Soldaten namens Urija verheiratet, der nicht nur, was seine soziale Rolle angeht, keinen Vergleich mit David aushalten kann. Urija ist grob, betrinkt sich gern, verspielt das Geld der Eheleute, mag von Kultur nichts wissen und ist im Haushalt nicht zu gebrauchen - wenn das Klo nicht mehr funktioniert, muss die genervte Batseba selbst Hand anlegen. David dagegen ist rücksichtsvoll, gut aussehend - auch wenn er später zur Fülle neigt -, König seines Landes und ein gefeierter Künstler dazu, dessen Konzertauftritte regelmäßig ausverkauft sind.

Zum Liebesverhältnis kommt es im Roman auf ähnliche Weise wie in der Vorlage, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass Batseba die Initiative ergreift. Die Wohnung, die sie mit Urija teilt, liegt in der Nähe des Palastes, und Batseba sorgt dafür, dass David sie sieht. Schließlich wird sie in den Palast gerufen und gibt dem König dezente Hinweise auf ihre Unzufriedenheit mit dem Ehemann. Der lässt den Soldaten "kurz darauf an vorderste Front stellen. Ein effizienter, bei der Arbeit erfolgreicher König." Batseba wird Witwe, ist schwanger von David und heiratet den König kurz darauf. Das Kind verliert sie. Und auch im Folgenden sind die Spuren der Vorlage in der Romanhandlung zu finden, allen voran die Rebellion von Absalom gegen seinen Vater David. Keine von ihnen bleibt, wie sie war, die kluge und energische Handschrift der Autorin teilt sich deutlich mit.

Die 193 Kurzkapitel, von "Das Mädchen aus der Provinz" bis "Salomo wird Davids Thronfolger", geben der etwa 100 Seiten langen Romanhandlung die Struktur von Schlaglichtern, lösen sie in viele kleine Szenen auf und durchbrechen sie immer wieder durch Reflexionen der Figuren, allen voran Batseba. Dass Stanka Hrastelj, Jahrgang 1975, als bedeutende Lyrikerin ihres Landes die Form der Miniatur beherrscht, teilt sich ebenfalls mit. Viele der Sprachbilder, die sie entwirft, gleichen Kippfiguren, und die Verhältnisse, die sie beschreibt, sind kaum als eindeutig zu erkennen. Batsebas Wille, sich nicht in die Welt zu fügen, die sie vorfindet, und die Erfolge, die sie auf diesem Weg durchaus für sich verbuchen kann, stehen in Kontrast zu einer sozialen Ordnung, die sich als überraschend stabil erweist. Das Muster ihrer Mutter lässt sie hinter sich, die Rolle der First Lady spielt sie mit staunenswerter Perfektion, und auch die Bedürfnisse der Öffentlichkeit bedient sie entsprechend den ungeschriebenen Gesetzen eines Medienzeitalters, das verlangt, etwa über eine Schwangerschaft Batsebas in Wort und Bild informiert zu werden: "Es war so weit, man musste in die Kamera sagen ja, wir erwarten ein Kind. Man musste ein paar Fragen beantworten." Und sich mit Journalisten auseinandersetzen, die aus dem Umfeld des Palastes Informationen erhalten haben, die nicht in die Öffentlichkeit gelangen sollen.

All dies ist gegenwärtig und historisch grundiert zugleich, die Autorin spickt ihren Roman mit Anspielungen auf die slowenische Literatur, alte wie neue, auf Popmusik und auf die Bibel sowieso. Viele dieser Verweise, nicht alle, werden in einem eigenen Anhang zum Roman aufgelöst. Die Geschichte ist damit eingebunden in einen größeren Zusammenhang, Batseba ist unverkennbar unsere Zeitgenossin, geht aber nicht darin auf. Dass ihr die Autorin, bei aller Nähe, die wir zu der Figur einnehmen können, ein Rätsel lässt, ist für den Roman ein Gewinn.

Denn neben dem Bild, das Batseba selbst von sich entwirft, stehen die Perspektiven von Weggefährten, wenigen Freunden und ihren Widersachern. Eine dauerhaft präsente Figur ist Batsebas Schulfreundin, von der bereits auf den ersten Seiten des Romans die Rede ist. Da wird sie als Opfer männlicher Gewalt gezeichnet, und es ist die zupackende Batseba, die ihr zu Hilfe kommt. Die Freundschaft der beiden hat zunächst Bestand, trägt aber auch Züge von Rivalität und schließlich von Furcht. Batsebas Macht an Davids Seite bringt ihre Umgebung dazu, von ihr abzurücken, was die First Lady wachsam registriert. So wie sie weiß, dass die Rolle, die ihre Freundin in der Gesellschaft einnimmt, ihrer eigenen schroff entgegensteht.

Es ist keine geringe Leistung, eine Figur wie Batseba zu erschaffen, in den Mittelpunkt eines Romans zu stellen und dabei nicht vorzuführen. Stanka Hrastelj gelingt es sogar, ihr einen letzten Triumph zu bereiten. "Völlige Ruhe mit der Welt erreichte sie nie", heißt es im letzten Kapitel des Romans. Dass sie anders glücklicher geworden wäre, glaubt man kaum. TILMAN SPRECKELSEN

Stanka Hrastelj: "Batseba". Roman.

Aus dem Slowenischen von Metka Wakounig. Homunculus Verlag, Erlangen 2022. 136 S., geb., 23,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Name Batseba lässt den Rezensenten Tilman Spreckelsen sofort an die Bibel denken und das ist bei diesem Roman der slowenischen Lyrikerin Stanka Hrastelj kein Zufall: Die moderne Batseba ist mit einem höchst durchschnittlichen Mann verheiratet, fängt dann aber eine Affäre mit dem besser gestellten David an, von dem sie schwanger wird. Ähnliches kennen wir auch aus der biblischen Geschichte von Batseba und dem König David, aber auch geschickte Anspielungen auf slowenische (Pop-)Kultur liest der begeisterte Spreckelsen. Ihn beeindruckt, wie die Autorin es vermag, in minimalistischer Form ein breites Panorama an Sprachbildern, Anspielungen und Bezügen ihrer Protagonistin, die gleichzeitig modern und zeitlos ist, aufzustellen, ohne dabei auf den gerade mal 100 Seiten ihres Romans reduktionistisch zu werden. Eine beeindruckende Lektüre, die sich für den Kritiker zugleich feministisch, kulturdiagnostisch und historisch wie biblisch grundiert und verortbar lesen lässt.

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