18,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in über 4 Wochen
  • Gebundenes Buch

Nur zu! Dieses Buch ist stilvoll, kultiviert und humorvoll. Es handelt sich um das einzige Bayern-Buch, auf dem weder Lederhosen noch ein (weiß)blauer Himmel abgebildet ist und es enthält nur kurzweilige Texte. Da kann man nichts falsch machen.

Produktbeschreibung
Nur zu! Dieses Buch ist stilvoll, kultiviert und humorvoll. Es handelt sich um das einzige Bayern-Buch, auf dem weder Lederhosen noch ein (weiß)blauer Himmel abgebildet ist und es enthält nur kurzweilige Texte. Da kann man nichts falsch machen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2018

Ja, so sans
Der Regensburger Autor Philipp Starzinger widmet sich in seinem überarbeiteten, vom Goaßgschau bis zum Wolpertinger reichenden Sammelsurium jenen Kuriositäten,
die dem Alltag in Bayern Farbe und Unverwechselbarkeit verleihen. Der Autor hält seine Sammlung für den schönsten Beleg dafür, dass sich Realität und Fiktion längst vermischt haben
VON HANS KRATZER
Als landestypische Gefäße, in denen üblicherweise ein Bier serviert wird, kennen die Bayern die Mass (ein Liter) und die Halbe (halber Liter). Im Kosmos der Bierexperten gibt es darüber noch das Seidla (die Halbe der Franken) die Presshalbe (auf ex getrunken), die Preißnhalbe (reduzierte Menge, zur Gewinnoptimierung), die Rentnerhalbe (für jene, die eine ganze Halbe nicht schaffen), den Schnitt (mehr Schaum als Bier) und das Noagal (Rest, der im Glas übrig bleibt, verzehrt vom Noagalzuzler).
Der Regensburger Grafiker, Musiker und Autor Philipp Starzinger hat ein Faible für solche Terminologien, die den Menschen unauffällig, aber strukturiert durch den Alltag geleiten. Deshalb dokumentiert er diese Phänomene mit großer Leidenschaft. Schon vor Jahren gab er ein Büchlein mit dem Titel „Regensburg Sammelsurium“ heraus, dem sogar eingefleischte Regensburger bescheinigten, sie hätten viel Neues und Kurioses über ihre Stadt erfahren. Später weitete Starzinger sein Untersuchungsgebiet auf ganz Bayern aus und bündelte seine Sammlung in einem im Eigenverlag erschienenen Band mit dem Titel „Bayern Sammelsurium“. Dort stieß der Leser vom Goaßgschau bis hin zum Wolpertinger auf eine Menge schräger Dinge, auf den alltäglichen, aber schönen Krampf, wie Starzinger selber sagt. Verpackt hat er diese Ware in lexikalischen Kurzbeiträgen, in einem bunten Durcheinander von Anekdoten, Grafiken und Zeichnungen, Statistiken (höchste Berge) und Verzeichnissen (Würste, Schimpfwörter, Räuber).
Obwohl das Ansehen Bayerns durch politische Verwerfungen gerade geschwächt wirkt, ist das Interesse an seinen kulturellen Ergüssen noch nicht ganz erkaltet. Deshalb hat nun der Heyne Verlag Starzingers Werk in sein Programm aufgenommen. Schon am ersten Tag entfaltete es überregionale Wirksamkeit, auf einen Schlag seien 900 Bücher abgesetzt worden, sagt Starzinger, der Einzelkämpfer, der sich gegen einen fortgesetzten Erfolg auf dem Buchmarkt natürlich nicht wehren würde.
Das Buch atmet den Purismus der Buchdruckkunst der Nachkriegszeit und orientiert sich an der Ästhetik der Bleisatzära: viel Schwarz, wenig Graustufen. Auf die Frage, warum zwar der Wiesnbierpreis aktualisiert wurde, aber nicht manch vergessene Person wie der Modezar Rudolph Moshammer, kontert Starzinger: „Ich hab doch einen Bildungsauftrag zu erfüllen.“ Andererseits weicht er keinem Klischee aus dem weiß-blauen Suppentopf aus; das Buch ist reichlich garniert mit Brezen, Weißwürsten und Schweinernem.
Starzingers Listen sind dennoch unterhaltsam. „Sie zeigen, was für ein lebendiges Land wir sind“, sagt der Autor und verweist auf bayerische Erfindungen (Airbag, Blue Jeans, Elfmeterschießen), Ortsnamen, die wie englische Wörter geschrieben werden (Mail, Point, Valley), populäre Füllwörter (gell, fei, öha), französische Sprachrelikte (Sakradi, Trottoir, Blamasch), berühmte Räuber (Heigl, Klostermayr, Kneißl), ein Wurstverzeichnis, (Bierwurst, Landjäger, Hirnwurst) sowie Bulldogmarken (Schlüter, Eicher, Fendt).
Der wohl wichtigste Aspekt des Buches aber dürfte Starzingers These sein, in Bayern hätten sich Realität und Fiktion schon längst vermischt, im Fußball ebenso wie in der Politik. Was ist heute noch echt? „Alles ist echt, alles ist vielschichtig“, behauptet Starzinger, im Buch Franz Beckenbauer, den Brandner Kaspar und den Basilisk nebeneinander platzierte. Der Basilisk ist ein Mischwesen aus Hahn, Schlange und Drache. Mit seinem tödlichen Atem wehrt er auf der Steinernen Brücke in Regensburg böse Geister ab. So tickt dieses Land, das viele für ein Reich der Finsternis halten. Aber nie kommt man der Wahrheit näher als in seinem Sammelsurium an Mythen.
Philipp Starzinger, Bayern Sammelsurium, Geheimnisse, Kuriositäten und Wissenswertes über Bayern, Heyne Verlag, 144 Seiten.
Starzingers Listen belegen recht
unterhaltsam die Lebendigkeit des
politisch umstrittenen Landes
Bayerisches in Bildern: Liesl Karlstadt in „Das Konzert“, Schweinsbraten,
Ruth Drexel in der Serie „Zur Freiheit“, Goggomobil, Walhalla, Spielkarten,
Bert Brecht, Schnupftabak,
Zugspitze, Wolpertinger, Blue Jeans und
Fingerhakeln (von links oben im Uhrzeigersinn).
Fotos: Scherl/SZ Photo,
BR, Robert Haas (2),
Manfred Neubauer (2), Reuters,
dpa (4), SZ Photo
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr