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Unter der Verhandlungsführung von Mr. Justice Cocklecarrot versucht das Hohe Gericht, in mehrtägiger Verhandlung Licht in die mysteriösen Hintergründe zu bringen, die dazu gefürt haben könnten, dass die Beklagte Mrs. Rhoda Tasker wiederholt bei der Klägerin geklingelt hat, um durch die arglos geöffnete Tür alsdann ein Dutzend "rotbärtiger Zwerge" im Hauseingang zu deponieren, obwohl diese Dienstleistung weder bestellt noch erwünscht war. Für alle, die sich einen Sinn für gehobenen Nonsense zutrauen.

Produktbeschreibung
Unter der Verhandlungsführung von Mr. Justice Cocklecarrot versucht das Hohe Gericht, in mehrtägiger Verhandlung Licht in die mysteriösen Hintergründe zu bringen, die dazu gefürt haben könnten, dass die Beklagte Mrs. Rhoda Tasker wiederholt bei der Klägerin geklingelt hat, um durch die arglos geöffnete Tür alsdann ein Dutzend "rotbärtiger Zwerge" im Hauseingang zu deponieren, obwohl diese Dienstleistung weder bestellt noch erwünscht war.
Für alle, die sich einen Sinn für gehobenen Nonsense zutrauen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.1999

Zwölf rotbärtige Zwerge
Tückischer Aufprall: Beachcombers kleine Nonsensbühne

Der Engländer J. B. Morton (1893 bis 1979) ist ein bei uns ganz unbekannt gebliebener Autor, und doch wäre sein OEuvre wie kaum ein anderes geeignet, die bei den Deutschen so beliebte numinose Vorstellung vom unvergleichlichen "englischen Humor" zu konkretisieren. Er hat unter dem Pseudonym "Beachcomber" ein halbes Jahrhundert lang (1924 bis 1975) für den "Daily Express" kurze komische Texte verfaßt. Besonders interessant ist die spezielle Form dieser Produktion - die tägliche Kolumne mit einer festen, wiederkehrenden Topik. Morton war ein witzig-gemeiner Parodist von Gedichten und von Prosaformen, dem Kriminalroman beispielsweise ("Dead Man's Alibi"), vor allem aber hat er sich hier ein festes Figurenrepertoire herangezogen.

Das ist in manchen Zügen mit Flann O'Briens Technik in "Cruiskeen Lawn" vergleichbar, wo immer wieder dieselben Stimmen ertönen - wie die des Mannes an der Bushaltestelle, der von den Obsessionen seines Bruders schwadroniert. Ebenso schubst "Beachcomber" immer wieder die gleichen Personen auf seine kleine Nonsensebühne, eine englische Commedia dell' arte aus Kolonialbeamten ("Big White Carstairs"), kulinarisch rigiden Pensionswirtinnen, zwielichtigen Public-School-Rektoren und mittellosen Gesellschaftslöwen, konfusen Gelehrten ("Dr. Strabismus - whom God preserve - of Utrecht") und anderen unberechenbaren Marionetten in buntem Zug, darunter so etwas wie der satirisch angestrahlte Nationalcharakter schlechthin: Mr. Thake. Die britische Justiz mit ihren Eigenarten wird dabei vor allem durch Mr. Justice Cocklecarrot vertreten, den enervierten Richter, der sich mit zwölf rotbärtigen Zwergen konfrontiert sieht. Die respektlosen Zwerge ("Kleine Herrschaften wäre ein höflicherer Ausdruck") sind in Fälle verwickelt, welche in einem Schwarm von Anwälten, Zeugen und Zwischenrufern alle Absurdität der Welt im allgemeinen und Englands im besonderen in den Gerichtssaal drängen lassen. Ein Lichtstrahl, der sich in seiner Wasserkaraffe wie in einem Brennglas fängt, bringt Richter Cocklecarrot auf den einzigen Ausweg: Er zündet (die Flamme "mit seiner Perücke und mit einigen Holzstückchen" nährend) die Akten an und beendet zum Bedauern des Lesers das groteske Justizballett.

Die erlesene Witzigkeit wird hier deutsch-englisch und sorgsam präsentiert, wenn auch im Nachwort das Werk von Beachcomber ausschließlich auf der Grundlage der alten Auswahl von Michael Frayn (1963) beschrieben wird. Allerdings muß der "Case of the Twelve Red-Bearded Dwarfs" unter dem umständlichen Vorsatztitel "Litzelstedter Libellen, Ziemlich Neue Folge (ZNF) Nr. 11, Abteilung Handbüchlein und Enchiridia" erscheinen. Die schwerfällige Launigkeit verweist auf jenen Programmsektor, wo der Verlag Libelle mit manischem Augenzwinkern Titel wie "Das Germknödel-Paradigma/De arte germoecologiae" herausbringt und jenen treuherzigen und sehr deutschen Universitätshumor bedient, der sich einst in burschenschaftlichen Privatdrucken über die Einteilung der Fürze verströmte. Dieser Tick ist bei einem ansonsten klugen und von Emma Herwegh bis Fritz Mühlenweg verdienstvollen Verlagsprogramm ein wenig schade. Daß er dem deutschen Publikum nun den ersten Aufprall auf Beachcombers tückische Texte beschert, zeigt, wie "jedes Unwesen noch mit einem goldenen Bändchen an die Menschlichkeit gebunden" ist (Gottfried Keller). JOACHIM KALKA.

"Beachcomber. Das Zwergen-Zerwürfnis/The Case of the Twelve Red-Bearded Dwarfs". Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Albrecht Götz von Olenhusen. Ins Deutsche übertragen von Susan Jones und Albrecht Götz von Olenhusen. Libelle Verlag, Lengwil am Bodensee 1998. 71 S., geb., 22,- DM.

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