Nur wenige literarische Pläne hat Adorno ähnlich lange und intensiv verfolgt wie sein Beethovenprojekt, aber keiner blieb in einem vergleichbar frühen Stadium der Arbeit stecken. Ein »philosophisches Werk über Beethoven« projektiert er nach eigenen Angaben seit 1937, die ältesten erhaltenen Aufzeichnungen datieren vom Frühjahr oder Sommer 1938, unmittelbar nach Adornos Übersiedlung nach New York. Nach Kriegsende und der Rückkehr nach Frankfurt am Main werden wiederum nur Notizen und Aufzeichnungen festgehalten, die dann 1956 nahezu abrupt abbrechen. Im Aufsatz über die Missa solemnis, den er 1964 in den Sammelband Moments musicaux aufnahm, heißt es über sein »längst entworfenes Beethovenbuch«: »Bislang kam es nicht zur Niederschrift, vor allem weil die Anstrengungen des Autors immer wieder an der Missa Solemnis scheiterten«. Bis zuletzt ist es »nicht zur Niederschrift« gekommen. Die vorliegende Ausgabe versammelt aus dem Nachlaß sämtliche Vorarbeiten Adornos, die überaus zahlreichen Aufzeichnungen und Notizen sowie wenige ausgearbeitete Texte. Entstanden ist ein Tagebuch über Erfahrungen mit der Musik Beethovens, wie Adorno selbst seine Beethoven-Fragmente bezeichnet hat.