Diese Beethoven Biografie aus der Feder von Jan Caeyers beeindruckt in vielerlei Hinsicht, v.a. aber durch die Fülle an relevanten Informationen, die Beethovens Leben betreffen, und den bildhaften, sehr zugänglichen Erzählstil, denn so eine beachtliche Menge an Stoff und das Wie des Erzählten, die
so facettenreich und reif über Beethoven und seine Familie erzählen, sind äußerst selten.
Es gibt 5…mehrDiese Beethoven Biografie aus der Feder von Jan Caeyers beeindruckt in vielerlei Hinsicht, v.a. aber durch die Fülle an relevanten Informationen, die Beethovens Leben betreffen, und den bildhaften, sehr zugänglichen Erzählstil, denn so eine beachtliche Menge an Stoff und das Wie des Erzählten, die so facettenreich und reif über Beethoven und seine Familie erzählen, sind äußerst selten.
Es gibt 5 Teile. In jedem findet man seine Schwerpunkte. Mal fühlt man sich in die Zeiten der Hexenverbrennung entführt, mal in die modernen Zeiten, und immer bildet die Musik den roten Faden der Geschichte. In den ersten beiden bekommt man vermittelt, wie die Kindheit des Musikgenies aussah, wie er das Klavierspielen lernte, wer seine Lehrer und Gönner waren. Auch über seinen Werdegang als Komponist findet man reichhaltige Informationen, sodass man sich davon ein umfangreiches Bild machen kann. Über seine „unsterbliche Geliebte“ liest man zunächst im 3.ten Teil, was sich auch bis kurz vorm Schluss fortsetzt.
Sehr bereichernd wirken die Ausführungen zu Besonderheiten der damaligen Zeit, i.e. die gesellschaftlichen Verhältnisse, die innenpolitischen Lage Österreichs, vor und nach der Eroberung durch Napoleon, was die Nachfrage nach der Musik, die Beethoven schrieb, erklärte. Der kulturgeschichtliche Aspekt tut dem Ganzen sehr gut, denn so kann man in diese Zeit eintauchen und die wegweisenden Entscheidungen Beethovens besser nachvollziehen. Dass man so viele bekannte Namen trifft, z.B. Clementi, Czerny (von ihm hört man hier oft und bis zum Schluss), Goethe (da gibt es ein extra Kapitel über die Begegnungen von Beethoven und Goethe), Haydn, Mozart, Salieri, der europäischen Könige und Fürsten, mit Bezug auf Beethoven kurz auch ihre Geschichten erzählt bekommt, macht das Gesamtbild runder und bereichert es ungemein.
Über die Entstehung/ Aufführung seiner bekanntesten Stücke wie Opera Fidelio, Missa Solemnis, Ode an die Freude, 5.te Symphonie gibt es extra Kapitel. So manche ergänzenden Infos liest man in anderen Kapiteln, da diese unter anderen Blickwinkeln nochmals beleuchtet werden.
Noch ein positiver Aspekt, der hier öfter aufgefallen ist: Dass der Autor die Musikstücke so griffig und verständlich, im Kontext des Zeitgeschehens und dem, wie es Beethoven um diese Zeit erging, zu beschreiben vermochte, i.e. was ihn bewegt, was ihn geärgert hatte.
Man findet auch, insb. im letzten Teil, einige Seiten über seinen Charakter, sein typisches Verhalten, seine Gewohnheiten. Man bekommt also einen umfangreichen Eindruck, wie Beethoven als Mensch war, wie er mit anderen umging. Dem oft komplizierten Verhältnis zu seinem Neffen Karl und seinem späteren Schicksal ist viel Raum gegeben worden, aus dem man tiefere Einblicke in seinen Charakter gewinnt. Das gilt auch dem Verhältnis zu seiner großen Liebe.
Die Buchgestaltung fiel hochwertig aus, wie so oft bei C.H. Beck: Festeinband mit dem Farbfoto Beethovens, passendes Lesebändchen. Für perfekte Orientierung wurde auch gesorgt: Auf jeder Seite sieht man oben, in welchen Teil man gerade liest und die Kapitelüberschrift. Die s/w Fotos der Noten oder auch der Ölgemälde, Zeichnungen, die Beethoven oder andere Personen, Landschaften usw. zeigen, bereichern das Leseerlebnis ebenfalls. Einige Notenabschnitte seiner Werke wurden direkt in den Text hineingearbeitet, was dem Buch auch besonderes Flair verleiht.
Fazit: Eine bemerkenswerte, umfangreiche, wohl gelungene Biografie. Man liest nicht nur die Lebensgeschichte des Genies. Ein opulentes Gemälde der Zeit und der Geschehnisse um Beethoven sind genauso ein Teil des Ganzen. Man sieht, dass hier ein Musiker durch und durch an den Werken war. Und auch das verleiht der Biografie ihren unverwechselbaren Charakter.
Dieses Werk kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich habe es genüsslich und extra langsam gelesen. Dies hat mir viele schöne Lesestunden bereitet, was ich Euch auch wünsche.