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Das Capitol in Washington wird durch eine japanische Boeing 747 zerstört, als beide Häuser des Kongresses tagen. Das politische Establishment der Vereinigten Staaten wird samt dem Präsidenten ausgelöscht. Top-Sicherheitsmann Jack Ryan, kurz zuvor zum Vizepräsidenten ernannt, sieht sich mit innen- wie außenpolitischen Problemen konfrontiert, die es zu meistern gilt: Er muß sich mit der Presse und einem ausgebooteten Politiker herumschlagen, zwischen China und Taiwan kommt es zum militärischen Konflikt, und der Iran setzt alles daran, eine islamische Supermacht zu werden.

Produktbeschreibung
Das Capitol in Washington wird durch eine japanische Boeing 747 zerstört, als beide Häuser des Kongresses tagen. Das politische Establishment der Vereinigten Staaten wird samt dem Präsidenten ausgelöscht. Top-Sicherheitsmann Jack Ryan, kurz zuvor zum Vizepräsidenten ernannt, sieht sich mit innen- wie außenpolitischen Problemen konfrontiert, die es zu meistern gilt: Er muß sich mit der Presse und einem ausgebooteten Politiker herumschlagen, zwischen China und Taiwan kommt es zum militärischen Konflikt, und der Iran setzt alles daran, eine islamische Supermacht zu werden.
Autorenporträt
Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.1997

Das Böse im Busch
Über die moralische Spannung im Roman · Von Karl Markus Michel

Wo werden heute noch metaphysische Bedürfnisse gestillt? Im Unterhaltungsroman. Wenn da von großen Untaten die Rede ist, leuchtet "das Böse" auf. So greifen wir lüstern zum Agentenroman von Frederick Forsyth, dem Altmeister der belehrenden Spannung. Was im unheiligen Rußland demnächst geschehen wird, verrät uns "Das Schwarze Manifest": Im Sommer 1999, nach dem Tod des russischen Präsidenten, wird Igor Komarow für das Präsidentenamt kandidieren und sich dabei als Retter Rußlands aufspielen. Seine wahren Absichten aber wird er in einem Manuskript darlegen, das auf dunklen Wegen in die britische Botschaft gelangt: Komarows Ziele sind imperialistisch, rassistisch, totalitär. Komarow ist ein neuer Hitler. London und Washington kommen überein, das Manifest für eine Fälschung zu halten. Aber die Wahlen rücken näher. So beschließt ein Kreis besorgter Privatiers, einen Superagenten nach Moskau zu schicken. Er soll Komarow durch eine heimtückische "Destabilisierungskampagne" bloßstellen. Der Rest ist Action. Und Nostalgie. Ach ja, der gute alte Kalte Krieg!

Was immer heute in Rußland geschieht, es mag noch so katastrophal sein - "metaphysisch" ist es nicht, trotz aller Komarows oder Schirinowskijs. Das Reich des Bösen ist uns verloren. Wir brauchen ein neues Böses. Was bieten uns unsere Erzähler an? Betrachtet man einschlägige Romane der letzten Monate, so drängt sich als erste Einsicht auf: Das Böse ist heute der Mann. "Alle Männer sind potentielle Vergewaltiger", sagt in Evelyn Holsts Psychokrimi "Ach, wie gut, daß niemand weiß . . ." die lesbische Kriminalkommissarin Alexa. Diese These wird durch einen simplen Trick plausibel gemacht: Der negative Held, der schöne Pädagoge Marlon, führt ein Doppelleben; einerseits ist er Streichelgatte und Schmusepapa, andererseits sitzt er abends in Hamburg hinter den Büschen und starrt in die Zimmer, wo sich seine potentiellen Opfer entkleiden. In jedem Göttergatten steckt ein Teufel, in jedem Buschwerk eine Bestie.

Voraussetzung dieser Mutation des Mannes zum Buschmann ist natürlich die allgemeine Entzauberung des Sexuellen. Es dient - auch in der U-Literatur - vor allem der Hygiene. Was früher der Seitensprung war, ist jetzt die heimlich gerauchte Zigarette. Wenn aber im Garten der Lüste, wo einst die Blumen des Bösen wuchsen, nur noch gesunder Sex gedeiht, muß die von ihm abgespaltene abnorme Triebhaftigkeit des Mannes alle bösen Gedanken auf sich ziehen. So entsteht eine Obsession, in der Realität wie in der Phantasie. Alan M. Dershowitz, der Mike Tyson und O. J. Simpson verteidigt hat, zitiert in seinem Roman "Ein Spiel mit dem Teufel" den Dämon gleich im Titel. Joe Campbell, ein Baseballstar aus New York, dem die Girlies scharenweise zulaufen, wird beschuldigt, eine Frau, die mit ihm ins Hotel ging, vergewaltigt zu haben. Er beteuert seine Unschuld. Der Bostoner Anwalt Abraham Ringel übernimmt die Verteidigung. Während des Prozesses wächst in ihm der Verdacht, daß Campbell schon mehrere Frauen vergewaltigt hat, und zwar solche, die - wie er zuvor auf "teuflischen" Computer-Schleichwegen ermitteln konnte - private Gründe hatten, keine Anzeige zu erstatten. Seine Anwaltspflichten hindern Ringel, seinen Mandanten bloßzustellen. Er erreicht einen Freispruch - mit Skrupeln wegen der Aussicht, daß der Sportler weitermacht wie bisher.

Doch da kommt Emma ins Spiel, Ringels siebzehnjährige Tochter, die voll durchblickt: Alle Männer sind Vergewaltiger, das sagt ihr die weibliche "Geschlechtserinnerung". Sie nimmt auch ihren Vater nicht aus: "Bei sexuellen Themen war er - wie alle anderen Männer - die Zielscheibe, das Böse." Das hindert sie nicht, sich in den Star zu verlieben. Und der Vater darf sie nicht warnen. Erst als er erfährt, daß Emma irgendwo in New York die Nacht mit dem Teufel verbringen will, verletzt er die Regeln und alarmiert die Polizei.

Auch Richterin Sonia Klonski, Heldin von Scott Turows Roman "Das Gesetz der Väter", hat Sorgen mit der Rechtsprechung. Sie hat täglich mit "unglaublichen Grausamkeiten" zu tun, die in dem drogenverseuchten schwarzen Ghetto ihrer Stadt geschehen. Sie soll darüber richten. Aber hat nicht gerade ihre Generation, die Achtundsechziger, unter den "Verdammten dieser Erde" den Haß gesät, der jetzt die bösen Früchte trägt? Die Gewißheiten wanken. Da passiert im schwarzen Ghetto ein besonderer Mord, angeblich ein bestellter, der aber die falsche Person traf. Nicht die Frau des namhaften (weißen) Senators Eddgar, sondern dieser selbst war gemeint. Sein Sohn wird wegen Anstiftung zum Mord angeklagt. Der Prozeß führt drei Freunde aus bewegten kalifornischen Studentenjahren zusammen: die Richterin, den Verteidiger und einen Journalisten. Und den Senator Eddgar, der damals, als radikaler Professor, auf dem Feuer des studentischen Protests sein eigenes Süppchen kochte. Für die drei verkörpert er die Verkehrung schöner Utopie in miese Politik: "die Fratze des Bösen". Vor allem der schwarze Staranwalt traut Eddgar ein übles Komplott gegen seine Frau und seinen Sohn zu und bedient sich seinerseits "teuflischer Tricks", um ihn zu vernichten. Bis der Prozeß platzt.

Wieder scheitert die Rechtsprechung. Im Fall Eddgar resigniert das Gericht schließlich vor der Aufgabe, Gut und Böse zu scheiden. Brauchen wir eine andere Instanz? Die Wahrheit über den Fall kommt erst nachträglich ans Licht, sie zeigt Eddgar von einer unerwartet menschlichen Seite, als fürsorgenden Vater. Das Böse fällt wieder zurück ins schwarze Milieu, wo es - nicht wahr? - zu Hause ist.

Das verläßlichste Ghetto aber liegt jenseits der eigenen Grenzen, dort ist das Böse gleichsam selbstgemacht: das Fremde eben. Kevin J. Anderson präsentiert es in seinem Roman "Ruinen" als ein abstruses Pandämonium. Im Regenwald von Yucatan verschwindet ein amerikanisches Archäologenteam, das einen Maya-Tempel erforschen wollte. Zwei FBI-Agenten machen sich auf die Suche und treffen auf Ungeheuerliches: Indios haben die alten Menschenopfer wiederbelebt und praktizieren sie an Weißen; ein mexikanischer Drogenhändler beseitigt seinen Konkurrenten durch eine Miniatombombe, woraufhin die amerikanische Abwehr ein verdächtiges Signal auffängt und ein Einsatzkommando in den Dschungel schickt, das den Maya-Tempel für ein feindliches Depot hält und zerstört; eine örtliche Separatistenbewegung, die sich durch Antiquitätendiebstahl aus dem Tempel finanziert, bringt das waffenstarrende amerikanische Kommando zur Strecke; ein Maya-Gott stellt sich in Drachengestalt den Agenten in den Weg; ein archaisches Raumschiff . . . oder ist da vielleicht doch nur eine Halluzination?

Dieses in der Serie "Akte X. Die unheimlichen Fälle des FBI" erschienene Machwerk zeigt immerhin, was heute alles für möglich gehalten wird, sofern es nur bedrohlich erscheint. Wer jedoch altmodische Wahrscheinlichkeit verlangt, wird durch Tom Clancys Politthriller "Befehl von oben" gut bedient. Er erfährt auf fast tausend Seiten eine Menge über Ebola-Viren und Panzerschlachten. Und über den Sitz des Bösen. Zwei iranische Mediziner beugen sich über ein Mikroskop und sehen "das leibhaftige Böse" - eine Sonderform des Ebola-Virus im Blut einer in Zaire erkrankten Nonne, die heimlich nach Teheran geschafft worden ist, um in einem qualvoll verlängerten Hinschied möglichst viele dieser tödlichen Viren zu produzieren, die dann in einer Affennierensuppe vermehrt und in Spraydosen abgefüllt werden. Von Kurieren in die Vereinigten Staaten gebracht und dort auf mehrere Handelsmessen verteilt, verrichtet die biologische Waffe ihr Werk . . .

Das könnte um die Jahrtausendwende geschehen, zur Zeit von Forsyth' "Schwarzem Manifest". Der geistliche Führer Irans, Ajatollah Daryaei, verfolgt einen teuflischen Plan. Er will alle islamischen Staaten in einem Großreich vereinen. Nach der Ermordung des irakischen Diktators und dem Anschluß des Irak sollen zunächst die Golfstaaten erobert werden. Indien und China werden stillhalten (die drei haben Asien unter sich aufgeteilt). Das Problem sind die Vereinigten Staaten. Als ein japanischer Pilot sich mit einer Boeing 747 auf das Kapitol stürzt und die versammelte amerikanische Führungselite auslöscht, scheint der Augenblick günstig: Amerika ist geschwächt und kann durch die Ebola-Epidemie noch weiter in Angst und Lähmung getrieben werden. Der neue Präsident, ein ehemaliger CIA-Mann, ist politisch eine Null. In Wahrheit haßt er die Politik, die ihn hindern will, in der Stunde der nationalen Not das Richtige zu tun. Er tut es, sobald der Urheber des Unheils identifiziert ist: Krieg!

Manches in diesem Roman - er ist Ronald Reagan gewidmet - erinnert an bekannte Horrorszenarios der letzten Jahrzehnte, nur daß die Bedrohung jetzt aus einer anderen Richtung kommt, aus einem neuen Reich des Bösen, dessen Vertreter aber wiederum als Zeloten handeln: "im Auftrag Gottes" gegen den "großen Satan". Ist das ein amerikanischer Albtraum, eine neurotische Projektion? Brauchen die Amerikaner für ihr Selbstbewußtsein unbedingt einen neuen Feind? Zum Glück macht ein Politthriller noch keine Politik.

Überdies ist das neue Böse keineswegs schon eindeutig bestimmt. Erst wenige Merkmale lassen sich festhalten. Zum Beispiel, daß die Bösen fast ausnahmslos deutsche Autos fahren, Mercedes, Porsche, BMW - Symbole der Potenz. Potent nämlich müssen die Bösen sein, ausgestattet mit Tarzankörpern und Einsteinhirnen. Die Guten dagegen werden nur überleben, wenn sie sich klein und häßlich machen.

Alan M. Dershowitz: "Ein Spiel mit dem Teufel". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jürgen Bürger. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997. 388 S., geb., 45,- DM.

Frederick Forsyth: "Das Schwarze Manifest". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Wulf Bergner, Peter Pfaffinger und Bernhard Robben. C. Bertelsmann Verlag, München 1996. 574 S., geb., 46,80 DM.

Evelyn Holst: "Ach, wie gut, daß niemand weiß . . .". Roman. Verlag Droemer Knaur, München 1997. 380 S., geb., 39,80 DM.

Scott Turow: "Das Gesetz der Väter". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Monika Blaich und Klaus Kamberger. Karl Blessing Verlag, München 1996. 640 S., geb., 49,80 DM.

Kevin J. Anderson: "Ruinen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christian Rendel. vgs verlagsgesellschaft, Köln 1996. 306 S., geb., 32,- DM.

Tom Clancy: "Befehl von oben". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Götz Burghardt. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1997. 958 S., geb., 49,80 DM.

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